Rundfunk in Österreich vor 1924


"Hoch vom Dachstein an" - Otto Nußbaumer, 1904

'Hoch vom Dachstein an' - Otto Nußbaumer, 1904zoomOtto Nußbaumer (* 31. März 1876 in Wilten bei Innsbruck; † 5. Mai 1930 in Salzburg) österreichischer Physiker, gilt als nationaler Rundfunkpionier. - Nach dem Besuch der Grazer Landsoberrealschule absolvierte Nußbaumer das Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Graz, das er 1901 abschloss. Anschließend war er sechs Jahre lang Assistent am Institut für Physik. Hier gelang ihm am 15. Juni 1904 als einem der Ersten die drahtlose Übertragung von Musik – bei der die steirische Landeshymne erklang –, also eine erste Radiosendung. Nußbaumer verfolgte die von ihm eingesetzte Technologie allerdings nicht weiter, möglicherweise hatte er bereits erkannt, dass der von ihm eingesetzte „Funkensender“ nicht weiterentwickelt werden konnte, sondern andere Techniken gesucht werden mussten. Ab 1908 arbeitete Otto Nußbaumer als Landesbeamter im Baudepartement in Salzburg. (Quelle: Wikipedia)



1908-1918 - Radiotelegrafie für den Krieg

1908-1918 - Radiotelegrafie für den Krieg zoomDer in Österreich etwas später, dafür intensiver einsetzende Funktelegrafieverkehr erklärt sich vor allem in dem Umstand, dass man ab 1904 die Ausgaben zum Ausbau der Flotte - wozu auch die Radiotelegrafie gehörte - erheblich steigerte, um mit dem verfeindeten Italien gleichzuziehen.
Ab 1908 plante man 3 große Küstenfunkstellen in Pola (= Pula), Sebenico (= Šibenik) und Cattaro (= Kotor), die im Herbst 1912 fertiggestellt waren. Überdies plante man auch mehrere Großfunkstationen im Binnenland, deren Errichtung bis 1914 erfolgte.

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Karl Unger - Der erste Radioamateur Österreichs?

16.05.11

Karl Unger - Der erste Radioamateur Österreichs?zoomDr. Karl Unger wurde 1874 in Krems geboren. Nach dem Gymnasium ging er ins bischöfliche Alumnat in St. Pölten und wurde dort 1897 zum Priester geweiht. Kurze Zeit hierauf kam er an die Wiener Universität und promovierte 1900 zum Doktor der Theologie. Er belegte aber auch eifrig mathematische und elektrotechnische Vorlesungen. Einige Jahre später wurde er Theologieprofessor und Armenfürsorger in St. Pölten. Seine geschwächte Gesundheit zwang ihn, 1924 in den Ruhestand zu treten. Er starb im November 1928.
Dr. Unger liebte die realen Wissenschaften Mathematik und Physik. Wann immer möglich verband er seine Studien mit konkretem Experimentieren. Die Selbstversuche mit der Röntgenapparatur griffen schließlich auch seine Gesundheit an. Ungers besondere Vorliebe galt jedoch der drahtlosen Telegraphie. Schon früh baute er eine Influenzmaschine und einen Funkeninduktor, von dessen Größe man eine Vorstellung bekommt, wenn man hört, dass er dazu 30km Draht verarbeitete und damit Funken von 40cm Länge erzeugen konnte. Sobald er sich die entsprechende Literatur beschafft hatte, baute er einen Sender und Empfänger, den ersten Kohärer, die erste Marconi-Funkenstrecke. Über das Altersheim, in dem er wohnte, spannte er im Sommer 1908 eine gewaltige Schirmantenne, und von der Höhe des Domturmes hing eine 100m lange Empfangsantenne. Dort war der Detektor aufgestellt. Die Freunde Ungers zweifelten oder lachten, der Detektor nahm aber die Zeichen wunderschön auf und sendete und empfing im August 1908 die ersten Radiotelegramme.

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Schwere Geburt - Radio in Österreich 1921-1924

November 1918 - Juni 1922: Die Suche nach dem Sinn

Schwere Geburt - Radio in Österreich 1921-1924  zoomBild: Neue Freie Presse, 1. Oktober 1924
Nach dem 1. Weltkrieg gab es neben den Stationen in Wien (Kriegsministerium und Laaerberg) und in Deutsch-Altenburg im heutigen Staatsgebiet von Österreich noch einige weitere Radiotelegrafieanlagen. In Graz bestand seit Mitte Mai 1915 eine stationäre Radiostation, die nach dem Krieg auf den Ruckerlberg (im östlichen Stadtgebiet von Graz) verlegt wurde. In Klagenfurt, Linz, Sollenau (nördlich von Wiener Neustadt) und St. Pölten waren transportable Anlagen stationiert, die jedoch mangels Verwendungszweck großteils zerlegt waren.
Man suchte nun eine sinnvolle zivile Nutzung der Anlagen. Für ein geplantes nationales Radiotelegrafiesystem sollten in allen Landeshauptstädten ehest Sender gebaut werden (mit Ausnahme von Eisenstadt und Bregenz [hier nur eine Empfangsstation]). 1920/21 war die Übernahme der militärischen Stationen und der Ersatz durch moderne Röhrensender geplant, was aber mangels Geld scheiterte.

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Radio Hekaphon - der "Piratensender"

April 1923 - Ende August 1924

Radio Hekaphon - der 'Piratensender'zoom(Foto: Die quasi erste offizielle Rundfunksendung Österreichs am 2. September 1923 anlässlich der Eröffnung der Wiener Herbstmesse. © Nachlass O. Koton)
Neben den bereits oben erwähnten Bewerbern ist unter den eben genannten nur die der Vereinigte Telephonfabriken AG Czeija, Nissl & Co. und Johann Kremenetzky interessant. Die beiden Unternehmen Czeija & Nissl und Kremenetzky hatten sich nämlich nicht nur zusammengeschlossen, sondern auch gleich ein Übereinkommen mit dem Technischen Gewerbemuseum (= ein technisches Gymnasium) über die Benützung der Anlagen der radiotechnischen Versuchsabteilung geschlossen. Hier stand nämlich ein von Czeija & Nissl hergestellter 100-Watt-Sender, über den man das Programm auszustrahlen beabsichtigte. Doch schon vom 1. April 1923 an sendete man sporadisch vom Firmengeländen von Czeija & Nissl in der Dresdnerstraße in Wien unter dem Namen "Radio Hekaphon" auf "Welle 600" (= 500 kHz). Die Station war ein Einmannbetrieb des engagierten Technikers von Czeija & Nissl, Oskar Koton.

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"Ordnung" muss sein

Februar 1924 - Oktober 1924

Die Gründung einer Betreibergesellschaft für Rundfunk wurde - wie in Österreich üblich - zu einem Politikum. Da es vornehmlich um die Finanzierung des neuen Mediums ging, spielten bei den Verhandlungen Banken die Hauptrolle. Man "vergaß" daher, den Sozialdemokraten - der bestimmenden politischen Kraft in Wien - ein entsprechendes Mitspracherecht einzuräumen. Die mühsam erstrittene Organisationsstruktur des künftigen Rundfunks war wieder in Frage gestellt. Auch die kommerzielle Ausrichtung des Rundfunks wurde angezweifelt und eine Beteiligung öffentlicher Körperschaften gefordert bzw. sogar der Betrieb durch eine staatliche Firma.
Durch die Testsendungen von "Radio Hekaphon" entstand eine verworrene Situation. Zuerst schwand der amtliche Widerstand gegen die Sendungen, da man sich daraus eine Erfahrungsgrundlage für das künftige Interesse der Bevölkerung am Rundfunk erwartete. Die Radioindustrie protestierte jedoch gegen diesen Alleingang eines Mitbewerbers. Als dann vier der Mitbewerber zu Minderheitsaktionären des künftigen Rundfunkbetreibers wurden, war die Radioindustrie plötzlich sogar für eine Erweiterung der Probesendungen, weil dies den kommerziellen Interessen dienlich war

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Die Vorgeschichte - aus anderer Sicht

Aus: Erb, Ernst, M.u.K. Hansa (Hg) - "Radios von gestern" (1. Aufl.,1989; Erb, Wien) S 129 ff - mit freundlicher Genehmigung von Ernst Erb. - Hinweis: Der Text wurde um einige Kapitelverweise und die im Buch enthaltenen Fußnoten gekürzt.

Die Vorgeschichte - aus anderer Sichtzoom"Ob der Rundfunk im Jahr 1904 begann, ist umstritten. Tatsache ist auf jeden Fall, dass es Otto Nussbaumer in Graz gelang, Sprache und Musik drahtlos über eine kurze Entfernung zu übertragen." Tatsächlich leistet Österreich einige Beiträge zur Entwicklung der Kommunikationstechnik. Beispielsweise befasst man sich früh mit Versuchen zur Verstärkung der Signale bei langen Leitungen. Von Lieben erfindet ein Kathodenstrahl-Relais auf der Basis einer Elektronenstrahlröhre, das er zusammen mit Reisz und Strauss weiterentwickelt und 1910 in Form einer Elektronenröhre (nach de Forest) zum Funktionieren bringt. Nach weiteren Verbesserungen durch Telefunken dient die Röhre als Zwischenverstärker in Telegrafenleitungen. Auch die Röhre für Hochvoltheizung ist eine österreichische Entwicklung. In Hundert Jahre Elektrotechnik in Österreich 1873-1973 berichtet H. Sequenz, dass im Jahre 1906 Dr. Anton Lederer die thorierte Kathode erfunden habe. Richtig ist, dass er am 22.10.06 ein österreichisches Patent für thorierte Wolframfäden zur Glühlampenfabrikation (Nr. 41247) anmeldet, um Kristallisationserscheinungen zu vermeiden. Nach der Erfindung des Tonfilms durch die Triergon-Gruppe entwickelt Thirring mit Unterstützung der RAVAG ein Tonfilmverfahren unter Verwendung des Selens und eines Saitenoszillografen (14 kHz). Der Originaltonstreifen aus lichtempfindlichem Papier enthält acht Tonspuren mit Zackenschrift. Das Verfahren ist nicht konkurrenzfähig.

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