Rundfunk in Österreich 1945-1955


1945 - Der Neubeginn




1945-55 - Ein Land - acht Sender

1945-55 - Ein Land - acht Sender zoomNach der Sprengung des Senders Wien-Bisamberg am 13. April 1945 durch die abziehenden deutschen Truppen (Foto vom Vortag), © Landeslichtbildstelle NÖ) begann man schon am 29. April 1945 vom Dach des intakt gebliebenen Funkhauses mit einem provisorischen Sender von 30 Watt Leistung mit Sendungen. Es kam auch ein 200-Watt-Sender am Dach des Lagerhauses der Österreichischen Tabakregie in der Thaliastraße zum Einsatz. Ende Mai konnte der Sender am Funkhaus auf 1,2 kW verstärkt werden. Es wurde täglich 10 Stunden, am Sonntag 13,5 Stunden gesendet. Ab 11. Juni 1945 wurde das Programm auch über zwei Kurzwellensender im 49m- und 31m-Band (Sendeleistung 200 bzw. 300 Watt) am Dach des Funkhauses ausgestrahlt, da die schwachen Mittelwellensender kaum das Stadtgebiet von Wien versorgen konnten. Bis Anfang 1946 konnte die Leistung des Senders am Funkhaus sogar auf 10 kW gesteigert werden, womit das Signal zumindest in Wien und dessen Umland ausreichend stark war. Nach Aufteilung Wiens in vier Besatzungszonen etablierten die Russen, Amerikaner und Briten eigene Sender für die österreichische Zivilbevölkerung. Zusätzlich errichteten die Amerikaner und Briten Sender für ihre Truppen.

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1945 - 1955: Blue Danube Network, British Forces Broadcasting, BBC Europe

11.11.09

1945 - 1955: Blue Danube Network, British Forces Broadcasting, BBC EuropezoomFür die amerikanischen und britischen Truppen gab es spezielle österreichische Zweige der internationalen Soldatensender AFN (American Forces Network) und BFS (British Forces Services). Für die französischen Einheiten gab es keine eigene Station - im Westen Österreichs waren französische Inlandsdienste auf Mittelwelle hörbar. Auch für die sowjetische Truppe gab es keinen eigenen Dienst.

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Sendegruppe Alpenland - Kärnten

Kärnten lag in der britischen Zone. Im Mai 1945 wurde der Sender Klagenfurt von den britischen Truppen mit österreichischem Personal wieder in Betrieb genommen. Als Produktionsstätte diente der ehemalige Luftschutzstollen am Kreuzbergl. Österreichische Techniker adaptierten ihn behelfsmäßig mit britischem Material, so dass am 8. Mai 1945 die erste Sendung ausgestrahlt werden konnte. Die provisorisch eingesetzte Landesregierung von Kärnten und der Oberkommandierende der britishen Truppen sprachen zur Bevölkerug. Technik und Programmgestaltug waren auf dauernde Improvisation angewiesen. Die Sendezeit betrug zunächst drei Stunden pro Tag. Im September 1945 wurde, nach einigen Verschiebungen in den Besatzungszonen (die Sowjets rückten aus Graz ab), die Sendergruppe Alpenland mit den Sendern Graz/Dobl und Klagenfurt gegründet.

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1 - Übertragungswagen vor dem Eingang zum "Felsenstudio" Kreuzbergl / 2 - Das provisorische Studio im Kreuzberglbunker / 3 - Der technische Bereich / 4 - Leo Seiser 1948 an der Plattenschneidmaschine / 5 - Das "Büro" im Bunkerstollen / 6 - Die Belegschaft der Sendegruppe Alpenland, Landestudio Kärnten, vor dem Bunkereingang / 7 - Das neue Funkhaus in der Sponheimer Straße / 8 - Eröffnung 1953 durch Bundesminister Waldbrunner /9 - Das Foyer / 10 - Studio / 11- Regieplatz / 12- Das Landesstudio Kärnten des ORF, 1991 (Alle Fotos © ORF)



Download [1.77 MB]Funkhaus Klagenfurt, Quelle: ORF Intern September 1982, Seite 5 [PDF , 1.77 MB]

Sendegruppe Rot-Weiß-Rot - Mittelwellensender Wien

Prolog Sulzwiese
1945 wurde Wien wie Berlin in vier Besatzungszonen geteilt. In der amerikanischen Zone (= Salzburg, Oberösterreich südlich der Donau, Teile von Wien) wurde die Rundfunkanstalt "Rot-Weiß-Rot" gegründet, die ihren Sitz in Salzburg hatte und ab 6. Juni 1945 über die Sender in Salzburg und Linz mit Ausstrahlungen begann. Am 17. November 1945 wurde auch in Wien ein eigenes Studio eingerichtet. Das Programm wurde anfänglich über einen 1 kW starken Sender auf zunächst 980 kHz, ab etwa 1948 auf 1429 kHz von der Sulzwiese ausgestrahlt. Dort, knapp 1 km westlich des Kahlenberggipfels, entstand während des 2. Weltkriegs eine kleine Kaserne für eine Funk- und Wetterstation der Luftwaffe. Unmittelbar nach dem Krieg wurden die Gebäude von der US-Besatzungsmacht genutzt, aber bald aufgegeben, weil das Anwesen in der sowjetischen Besatzungszone lag. (Seit 1982 dient der Komplex den Schönstätter Marienschwestern als Tagungs- und Gästezentrum.) Noch Anfang 1950 wurde ein 10 kW-Sender installiert, der auf 728 kHz betrieben wurde, ehe es die politische Lage als zweckmäßig erscheinen ließ, den Standort zu wechseln, da die Sulzwiese in der sowjetischen Zone, allerdings unmittelbar an der Grenze zur US-Zone, lag.
Kurzfristig wurde der Standort des US-Armeesenders WOFA in Wien-Grinzing mitbenützt. Von der Anlage am Schreiberweg in Grinzing sendete WOFA mit 1 kW auf 1068 kHz und dann auch "Rot-Weiß-Rot" auf 755 kHz. Angegeben wurden jedoch immer 750 kHz, weil dies genau 400 m Wellenlänge entsprach. Die Angabe der Wellenlänge war damals noch vorherrschend.

Wilhelminenberg
Die Amerikaner gingen Anfang der 1950er-Jahre davon aus, noch länger in Österreich als Besatzungsmacht zubringen zu können, denn man begann mit einem umfassenden Programm zur Verstärkung der Sendeleistung von "Rot-Weiß-Rot". In Wien bot das weitläufige unverbaute Gelände am Wilhelminenberg nördlich der psychiatrischen Klinik Steinhof einen guten Standort für eine große Sendeanlage. Hier entstand eine 100 kW-Sendeanlage zur Versorgung von Wien und der umliegenden sowjetischen Zone, die im August 1951 auf 755 kHz in Betrieb ging.

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1953-1959: Von Rot-Weiß-Rot zum Österreichischen Rundfunk

Am 19. Mai 1953 wurde aus "Radio Wien" der "Österreichische Rundfunk", dem in der Folge ie Sender der anderen Besatzungszonen eingegliedert wurden. Am 22. Januar 1954 kam es zur Übergabe der "Sendergruppe Alpenland" der britischen Zone an den "Österreichischen Rundfunks", am 15. März 1954 folgte die "Sendergruppe Rot-Weiß-Rot" der US-Zone, wobei allerdings der Sender Wien-Wilhelminenberg von "Rot-Weiß-Rot" noch bis zum 27. Juli 1955 eigenständige Programme senden durfte. Es gab auch Überlegungen, den Sender auf kommerzieller Basis weiter zu betreiben, was allerdings die Gesetzeslage verhinderte.
Mit der Übergabe des 100 kW starken Senders Wilhelminenberg durch die US-Besatzungsmacht nach nicht einmal 3 Jahren Betrieb am 27. Juli 1955 konnte die Rundfunksversorgung des "Österreichischen Rundfunks" in Wien bedeutend verbessert werden. Am Bisamberg war lediglich eine am 15. März 1950 in Betrieb genommene provisorische Sendeanlage in Betrieb, die 35 kW Sendeleistung besaß, und in der Thaliastraße, knapp 3 km westlich des Wilhelminenbergs, stand ein von den Radiotechnikern selbst gebauter Sender, dessen Leistung 1954 mit 2 kW angegeben wurde, was nicht einmal zur Versorgung der Stadt Wien ausreichte. Deshalb wurde auch der von der britischen Besatzungsmacht übernommene Sender Schönbrunn bis Jahresende 1955 zur Versorgung der südlichen Stadtteile weiter verwendet.
Ab dem 30. Juli 1955 strahlte daher der Sender Wilhelminenberg auf 755 kHz das 2. Programm des "Österreichischen Rundfunks" aus. Der schwache Sender in der Thaliastraße auf 1475 kHz konnte damit abgeschaltet werden.
Am 6. November 1955 fand dann der letzte Frequenzwechsel im Übergang von den Besatzungssendern zum "Österreichischen Rundfunk" statt. Der 100 kW-Sender am Wilhelminenberg wechselte mit dem 2. Programm auf 584 kHz, nachdem Kronstorf auf 1025 kHz umgestimmt wurde. Da die 35 kW-Anlage am Bisamberg ein unbefriedigendes Provisorium darstellte und einem Wiederaufbau der bei Kriegsende stark beschädigten Gebäude im Wege stand, am Wilhelminenberg aber 2 Sendemasten standen, wurde am Wilhelminenberg ein zweiter neuer Sender mit 25 kW installiert und am 6. November 1955 für das 1. Programm auf 1475 kHz in Betrieb genommen. Die provisorische Anlage am Bisamberg diente noch eine Zeit lang als Reserve, ehe 1958 am Bisamberg eine neue moderne Sendeanlage entstand. Die neue Anlage am Bisamberg mit 4 je 120 kW starken Sendern ging am 17. August 1959 in Betrieb, wobei auf 584 kHz das nationale (2.) Programm und auf 1475 kHz das regionale (1.) Programm gesendet wurde.
Die nun nicht mehr benötigte Sendeanlage am Wilhelminenberg wurde abgetragen. Der 100 kW-Sender wurde zerlegt und diente als "Ersatzteillager" für den baugleichen Sender in Kronstorf. Der noch fast neue 25 kW-Sender wurde an einen der regionalen Standorte verbracht.



00 - RWR Sendemast auf der Sulzwiese (Quelle: Sammlung Florian Modler)
01 - Gebäudekomplex Sulzwiese
02 - Fundament der Mastabspannung, Sulzwiese
03 - Heutiger Zustand: Café-Restaurant und Zentrum Schönstatt
04 - Antennenanlage Wilhelminenberg
05 - Wilhelminenberg. Ehemaliges Sendergebäude für den 25 kW-Sender für das 1. Programm. Im Hintergrund die wegen der als Sendeanlage geplanten zu groß geratenen Trafostation
06 - Wilhelminenberg. Im Hintergrund das Gebäude für den 1951 errichteten 100kW-Sender. Heute ein Stützpunkt desd Stadtgartenamts
07-09 - Steinhofgründe. Fundamente der Antennenmastabspannung
10/11- Steinhofgründce. Fundament der Antenne
12/13 - Stahl aus Illin... ...ois
(01, 02, 04-06 © Walter Brummer. 07-13 © Thomas Keplinger - Stand: 2015. 03 unbezeichnet)




Ein Sendemast vom Wilhelminenberg gelangte im Pfaffenwald bei Klagenfurt wieder zur Aufstellung (Gesamthöhe 126 m), wo er bis 17. November 2009 als TV-Sendeanlage für das Gebiet östlich von Klagenfurt diente. Der 2. Sendemast wurde 1962 in Mariapfarr im Lungau aufgebaut, wo er bis 1980 mit einem 5 kW-Sender auf 1025 bzw. 1026 kHz in Betrieb war. Beide Anlagen - Pfaffenwald und Mariapfarr - wurden bald nach ihrem Nutzungsende abgetragen.
01 - Pfaffenwald, Mastspitze. Von den 126m Gesamthöhe nahmen rund 5m den Aufsatz für die TV-Antenne ein
02 - Der Mast musste, da er nicht mehr selbst als Sendeantenne diente, auf keinem Isolator stehen, war jedoch mittig gelagert, um frei schwingen zu können. Die Abmessungen verrieten, dass es sich um ein US-Fabrikat handelte.
03 - Die theoretische Seitenlänge des dreikantigen Mastquerschnitts betrug 46" (= 1168 mm). Die Eckprofile bestanden aus gekanteten Blechen mit einer gestreckten Breite von 1 ft (= 30,48 cm) und 1/2" (= 12,7 mm) Dicke. Die Länge der insgesamt 22 Segmente betrug je 18 ft (= 5,49 m). Die Querstreben waren genormte Winkelstähle 2" x 1-1/2" x 3/16" (= 51 x 38 x 4,8 mm)
04-06 - Typisch amerikanisch die Verschraubung mit Square Head Bolts in den Dimensionen 5/8" für die Querstreben und 3/4" für die Mastsegmente
(Text und Bilder © Walter Brummer linkext. Link




1954/55 - Neubeginn

1954/55 - NeubeginnzoomMit dem Abzug der Alliierten wandelte sich die Rundfunkstruktur Österreichs grundlegend. Der österreichische Rundfunk verbreitete ein nationales und ein regionales Rundfunkprogramm auf Mittelwelle und ein 3. Programm ("Versuchsprogramm") auf UKW. Schon am 15. März 1954 wurde Radio Wien mit den Sendergruppen "Alpenland" und "Rot-Weiß-Rot" zum Österreichischen Rundfunk vereint. Die "Sendergruppe West" mit den Landessendern Innsbruck und Dornbirn in der französischen Zone wurde erst 1955 eingegliedert. Lediglich der "Rot-Weiß-Rot"-Sender am Wilhelminenberg auf 755 kHz strahlte noch bis zum Ende der Besatzungszeit am 28. Juli 1955 ein eigenes Programm aus. Es gab auch Bestrebungen, "Rot-Weiß-Rot" als Privatsender weiter zu führen, was aber auf Grund der Rechtslage scheiterte.
Ab 18. Juli 1954 wurde das regionale (1.) Programm vom Großsender Wien-Bisamberg zunächst auf 566 kHz gesendet. Nach Ende der "Rot-Weiß-Rot"-Sendungen benutzte man für das 1. Programm den Sender Wilhelminenberg. Nachdem Ende 1955 zwei der drei Masten der Sendeanlage Kronstorf abgebaut wurden und am 6. November 1955 die Frequenz dort von 584 kHz auf 1025 kHz geändert worden war, konnte die Frequenz am Wilhelminenberg auf die vom Bisamberg bis zum Juli 1954 benützte Stammfrequenz 584 kHz geändert werden.
Für das nationale (2.) Programm standen anfänglich nur ein von den Briten übernommener 1,5 kW-Sender in Schönbrunn auf 520 kHz (bis zum 11. Dezember 1955 in Betrieb) und der 2 kW-Sender in der Thaliastraße auf 1475 kHz zur Verfügung (bis zum 28. Juli 1955 in Betrieb). Nachdem am 29. Juli 1955 das 1. Programm auf den ehemalige "Rot-Weiß-Rot"-Sender am Wilhelminenberg umgezogen war, konnte der Bisamberg-Sender für das 2. Programm auf 1475 kHz genutzt werden, wobei die Sendeleistung 25 kW betrug.

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