Rundfunk in Österreich 1945-1955


1954/55 - Neubeginn

1954/55 - NeubeginnzoomDie Ende 1956 in Kronstorf in Oberösterreich abgetragenen Sendemasten gelangten am Bisamberg bei Wien wieder zur Aufstellung. Es wurden vier Sender zu je 120 kW vom Hersteller "Brown Boveri & Cie." (BBC) installiert, die jeweils paarweise zum Einsatz kamen. Die neue Anlage ging am 17. August 1959 in Betrieb, wobei auf 584 kHz das nationale (2.) Programm und auf 1475 kHz das regionale (1.) Programm gesendet wurde (mit jeweils 2 x 75 kW betrieben). Bildf: Die MW-Sendeanlage am Bisamberg, nordöstlich von Wien, von der Stephaniewarte am Kahlenberg aus gesehen (Bild vom Sommer 2004). Die Masten haben Höhen von 265 m (für 585 kHz, links) und 120 m (für 1476 kHz, rechts).

Die durch die Inbetriebnahme der Sender am Bisamberg nicht mehr benötigte Sendeanlage am Wilhelminenberg wurde schließlich abgetragen. Ein Sendemast vom Wilhelminenberg gelangte im Pfannenwald bei Klagenfurt wieder zur Aufstellung (Gesamthöhe 126 m), wo er bis heute als TV-Sendeanlage für das Gebiet östlich von Klagenfurt dient. Der 2. Sendemast vom Wilhelminenberg wurde 1962 in Mariapfarr im Lungau aufgebaut, wo er bis 1980 mit einem 5 kW-Sender auf 1025 bzw. 1026 kHz in Betrieb war.

MW-Kleinsender
Die Rundfunkversorgung Österreichs auf Mittelwelle war wegen der gebirgigen Topografie ein großes Problem. Standorte in den Tälern hatten zwar oft eine günstige Bodenleitfähigkeit, die Wellenausbreitung wurde aber durch die hohen Berge erschwert. Auf den Bergen wiederum war die Bodenleitfähigkeit sehr schlecht. Große Teil Österreichs führten daher funktechnisch im wahrsten Sinne des Wortes ein Schattendasein. Schon der "Reichsrundfunk" errichtete in der Steiermark und Kärnten insgesamt 10 Kleinsender von 100 W Leistung, um größere Orte, die durch die Hauptsender ungenügend versorgt waren, ein besseres Signal zu bescheren.
Insgesamt war die Rundfunkversorgung Österreichs nach 1945 äußerst schlecht. Bemühungen, bestehende Sender zu verstärken bzw. neue Sender höherer Leistung zu errichten, blieben über viel Jahre weitgehend erfolglos, da nicht nur internationale Übereinkommen beachtet werden musste, sondern auch eine Genehmigung der 4 Besatzungsmächte notwendig war. Diese benötigten aber selbst viele Frequenzen und hatten für die Interessen Österreichs zum Zweck einer besseren Rundfunkversorgung wenig Verständnis.
1950 begann man daher mit der Errichtung einer großen Anzahl von Mittelwellen-Kleinsendern, für die eine Genehmigung einfacher zu erhalten war, um wenigstens die größeren Orte ausreichend versorgen zu können. Zunächst kamen umgebaute Kurzwellen-Funkgeräte der Deutschen Wehrmacht, welche nach Kriegsende zahlreich vorhanden waren, zum Einsatz. Eine vom Österreichischen Rundfunk und der heimischen Industrie veranlassten Entwicklung eines 50 Watt-Kleinsenders ermöglichte es etwas später, eine sehr wirtschaftliche Sendertype zu entwickeln, die vollautomatisch arbeitete und nur alle 2 Monate gewartet werden musste. Diese Kleinsender wurden zumeist an öffentlichen Gebäuden aufgestellt und verfügten über eine einfachen Drahtantennenkonstruktion.
Diese Sender wurden teilweise von der Postverwaltung betrieben und hatten unter günstigen Bedingungen eine Reichweite von 10 bis 15 Kilometern. Schon Ende 1954 waren für das (1.) Regionalprogramm 49, für das (2.) Nationalprogramm 5 Kleinsender in Betrieb. Ende 1957 gab es 60 Kleinsender (alle für das Regionalprogramm eingesetzt), von denen 30 von der Postverwaltung betrieben wurden. 1965 und 1966 gab es einen wahren Bauboom mit über über 50 neuen MW-Kleinsendern. Bis Ende 1968 stieg die Anzahl der MW-Sender schließlich auf den Höchststand von 170, wovon 152 Kleinsender waren.
Dennoch konnte 1957 etwa ein Viertel der Bevölkerung Österreichs die Rundfunkprogramme des eigenen Landes nicht oder nur in sehr schlechter Qualität empfangen. Nachts und im Winter, wo die Raumwellenausbreitung dominiert und damit Störungen weit entfernter Stationen deutlicher auftreten, war gar nur etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung in der Lage, die österreichischen Programme gut zu empfangen. Dieser Umstand war der Hauptgrund dafür, sich künftig verstärkt dem Ausbau des UKW-Sendernetzes zu widmen. Damit begann auch schon wieder der Rückbau der MW-Kleinsender. Ende 1971 waren es 158 MW-Sender, davon 140 Kleinsender. Bis 1976, ein Jahr vor Abschaltung der MW-Sender von Österreich-Regional ging die Zahl auf 139 Anlagen (121 Kleinsender) zurück.




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