Rundfunk in Österreich 1945-1955


1945-55 - Ein Land - acht Sender

1945-55 - Ein Land - acht Sender zoomMit Kriegsende waren folgende Rundfunksender in Österreich noch betriebsbereit:kW
kHz
Programm

1,5 519 Aldrans
6 519 Lauterach
1 519 Salzburg
100 886 Dobl
15 1267 Linz-Freinberg
0,1 1285 Bruck/Mur
0,1 1285 Eisenerz
15 1285 Graz
0,1 1285 Judenburg
7 1285 Klagenfurt
0,1 1285 Kötschach
0,1 1285 Leoben
0,1 1285 Lienz
0,1 1285 Mürzzuschlag
0,1 1285 Radenthein
0,1 1285 Spittal/Drau
0,1 1285 Villach

Die Rundfunksender in Wien Anfang 1948
kW / kHz / Programm
10 / 592 / Radio Wien I (russische Zone)
1 / 868 / BFN (britischer Soldatensender)
0,75 / 1068 / WOFA (US-Soldatensender)
1,5 / 1204 / BFN (britischer Soldatensender)
0,25 / 1286 / Alpenland (britische Zone) - ab 1. März 1948
10 / 1312 / Radio Wien II (russische Zone)
1 / 1429 / Rot-Weiß-Rot (US-Zone)



In der sowjetischen Zone (= Niederösterreich, Teil von Wien, Oberösterreich nördlich der Donau, Burgenland, bis Juli 1945 auch Steiermark und Kärnten) wurden die beiden Sender am Funkhaus und in der Thaliastraße übernommen. Ab 23. Dezember 1945 wurde ein 2. Programm über den Sender in der Thaliastraße ausgestrahlt.
Erst am 15. März 1950 konnte am Bisamberg ein Provisorium mit ungefähr 35 kW wieder den Sendebetrieb auf 584 kHz aufnehmen. Da die beiden Antennenmasten gesprengt waren, musste eine provisorische Antenne geschaffen werden, indem man zwei der Lichtmasten (Gittermasten mit kleinem Podest oben) auf etwa die doppelte Höhe verlängerte und zwischen diesen einen Draht spannte.
Zudem wurde ein Sender, der schon 1945 vom Reichsrundfunk für ein 2. Programm beschafft worden war, am Standort in der Thaliastraße aufgestellt und bis 1950 von den Technikern von "Radio Wien" auf eine Leistung von 10 kW gebracht, wobei ein 2. Programm auf 1312 kHz ausgestrahlt wurde. Später musste aber offenbar aus technischen Gründen die Leistung verringert werden, sodass bis zur Betriebseinstellung am 28. Juli 1955 mit 2 kW gesendet wurde.

In der amerikanischen Zone (= Salzburg, Oberösterreich südlich der Donau, Teil von Wien, bis Sommer 1945 auch Tirol und Vorarlberg) begann die Sendergruppe "Rot-Weiß-Rot" mit Sendungen. Nachdem "Rot-Weiß-Rot" schon seit dem 6. Juni 1945 aus Salzburg und Linz sendete, wurde erst am 17. November 1945 in Wien ein eigenes Studio errichtet. Anfänglich wurde ein 1 kW starker Sender des Militärs benützt, der auf der Sulzwiese am Kahlenberg aufgestellt war. Dieser Standort lag aber unmittelbar an der Grenze zur russischen Zone, sodass kurze Zeit später der Standort des Armeesenders WOFA in Grinzing mitbenützt wurde. Dieser Sender besaß 15 kW Leistung und war zunächst auf 1429 kHz, ab 1950 dann auf 755 kHz in Betrieb.Das Programm von "Rot-Weiß-Rot" war für damalige Verhältnisse geradezu revolutionär, da viele Elemente der Programmgestaltung aus den USA zur Anwendung kamen. 1949 kamen z.B. erstmals "Disc-Jockeys" zum Einsatz.
Die Amerikaner errichteten schließlich auf dem Wilhelminenberg einen 100 kW-Sender zur Versorgung der umliegenden russischen Zone, der im August 1951 auf 755 kHz in Betrieb ging. Vorerst musste die Sendeleistung auf 20 kW begrenzt werden, da es zu Störungen der anderen, schwächeren Wiener Sender kam - zumindest wurde dies als offizieller Grund genannt. Immerhin hatte "Rot-Weiß-Rot" in Wien eine Einschaltquote von rund 75%. Ein weiterer Grund dürfte gewesen sein, dass vorerst nur eine provisorische Antenne zur Verfügung stand.
1952 begann der Aufbau einer Antennenanlage mit 2 abgespannten Fachwerkmasten mit 122 bzw. 138 m Höhe, deren Fundamente auch heute noch in der Parkanlage nördlich der psychiatrischen Klinik Steinhof erhalten sind.

In der britischen Zone (= ab Juli 1945 Steiermark, Kärnten, Teil von Wien) wurde mit 31. August 1948 die "Sendergruppe Alpenland" mit Stationen in Graz und Klagenfurt gebildet. Erst am 1. März 1948 nahm in Wien am Südende des Schlossparks von Schönbrunn den Betrieb auf. Anfänglich mit nur 0,25 kW, bald mit 6 kW sendete man auf 1285 kHz. 1949 wurde die Sendeleistung auf 15 kW erhöht und die Frequenz auf 565 kHz geändert. Im Laufe des Jahres 1953 wurde aus nicht näher bekannten Ursachen die Sendeleistung drastisch auf 0,25 kW reduziert. Am 8. Juli 1954 wechselte man schließlich auf 520 kHz, wofür ein 1,5 kW verzeichnet ist. Nach dem Ende der Sendungen der "Sendergruppe Alpenland" am 27. Juli 1955 diente der Sender für das 1. Programm des Österreichischen Rundfunks.

In der französischen Zone (= Tirol, Vorarlberg, Teil von Wien) wurde im Sommer 1945 die "Sendergruppe West" mit den Stationen Innsbruck und Dornbirn gebildet, nachdem die Franzosen erst im Juli die Amerikaner durch die Franzosen als Besatzungsmacht in Tirol und Vorarlberg abgelöst worden waren

Die Rundfunksender Österreichs nach dem "World Radio Handbook for listeners" 1953
kHz kW Standort kHz kW Standort

Sendergruppe "Rot-Weiß-Rot" (US-Zone) Sendergruppe "Alpenland" (Britische Zone)
755 100 Wien-Wilhelminenberg 519 0,2 Graz-St. Peter II
773 100 Kronstorf 566 0,25 Wien-Schönbrunn
1250 10 Salzburg-Moosstraße 719 15 Graz-St. Peter I
9562 10 Salzburg (Standort ?) 836 7 Klagenfurt I
Blue Danube Network (US-Armeesender) 1025 100 Dobl
674 1 Salzburg-Lehen 1304 0,2 Klagenfurt II
881 1 Linz-Freinberg British Forces Network
890 1 Saalfelden 565 1 Graz
1034 1 Wien 565 0,25 Klagenfurt
1223 0,1 Tulln-Langenlebarn
(US-Flughafen in der russischen Zone!) 868 0,8 Wien
1367 0,5 St. Johann/Pongau
5080 0,35 Salzburg (Standort ?)
9617 0,35 Salzburg (Standort ?)

RAVAG (Radio Wien; Sowjetische Zone) Sendergruppe West (Französische Zone)
584 35 Wien I-Bisamberg 519 0,2 Innsbruck-Funkhaus II
1475 2 Wien II-Thaliastraße 629 12 Dornbirn-Lauterach
6155 0,2 Wien I-Bisamberg 629 25 Innsbruck-Aldrans I
7245 0,3 Wien II-Bisamberg 1457 0,05 Schruns
9665 0,3 Wien II-Bisamberg 6000 0,1 Innsbruck-Aldrans
11785 0,2 Wien I-Bisamberg


  Abschiedsprogramm Rot-Weiß-Rot    
  Dienstag, 26.7.1955:    
15.00 Nachrichten 19.00 Nachrichten
15.03 "Der Liebestrank", Oper von Gaetano Donizetti 19.05 Der Watschenmann
17.00 Nachrichten, Wetter 19.45 Disc-Jockey - made in Austria von und mit Fred Ziller
17.15 Neue Wege der Züchtungsforschung 20.00 Nachrichten
17.30 Nachmittagskonzert 20.10 Zur Weltlage spricht Prof. Vincenz Ludwig Ostry
17.55 Berichte aus den Nachbarstaaten 20.15 "Der Barometermacher auf der Zauberinsel" von Ferdinand Raimund
18.00 Nachrichten 21.45 Verträumte Musik
18.03 Pressestimmen 22.00 Nachrichten
18.10 RWR-Reporter berichten 22.15 "Wien ohne Baedecker" von und mit Alexander Steinbrecher
18.30 Sport    
18.35 Industriellenkammer: Vom Chefbüro zur Werkbank 23.15 Konzert vor Mitternacht
18.40 ÖGB: Hallo Kollege 0.00 Nachrichten
18.45 Bericht aus den USA 0.10 Sendeschluß
  Mittwoch, 27.7.1955    
5.55 Spruch des Tages 14.00 Nachrichten
6.00 Nachrichten 14.10 Melodie und Rhythmus auf Bestellung mit Luise Martini
6.15 RWR-Bauernfunk 14.30 Die Bürger von Schmeggs
6.20 Musikalischer Morgengruß m.d. großen RWR-Orchester unter Hans Hagen 15.00 Nachrichten
7.00 Nachrichten 15.03 RWR-Konzert
7.15 Mit Sang und Klang 16.30 RWR-Radioparlament
8.00 Nachrichten 17.00 Nachrichten
8.10 Querschnitt durch die Operette "Show Boat" 17.05 Fünfuhrtee
9.00 Unsere Radiofamilie 17.45 Helfer der Menschheit, Prof. Dr. Schönauer
10.00 Nachrichten 18.00 Nachrichten
10.03 Musik der Meister: Schubert 18.03 Pressestimmen
11.00 Nachrichten 18.10 RWR-Reporter berichten
11.03 Vergnügt um elf 19.00 Nachrichten
11.40 Von wem ist das? Rätselspiel 19.05 Der kleine Sandmann
12.00 Geläute der Pummerin 19.10 Rudolf Kattnig, Robert Stolz und Nico Dostal drigieren
12.02 Mittagskonzert 20.00 Zur Weltlage spricht Prof. Vincenz Ludwig Ostry
12.30 Mittagsnachrichten 20.15 Schöne Stimmen, schöne Weisen
12.45 Heinz Conrads und Norbert Pawlicky 21.00 Die letzte Sendung: "Die Abschiedssymphonie" von Joseph Haydn
13.30 Der Chor Jung-Wien 22.15 Endgültiger Sendeschluss

Download [137.8 KB]RWR-Hörclip: Signation "Schöne Stimmen, schöne Weisen" [MP3 , 137.8 KB]
Download [299.8 KB]RWR-Hörclip: "Vergnügt um elf" [MP3 , 299.8 KB]

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