Griechische Rundfunksendungen im zweiten Weltkrieg aus Kairo

von Elias Eliascos - Auszug aus 'The Dawn of Amateur Radio in the U.K. and Greece' von Norman F. Joly, G3FNJ

Griechische Rundfunksendungen im zweiten Weltkrieg aus KairozoomDas Schiff wurde beladen, und die Mitarbeiter der britischen Botschaft nahmen den größten Teil der Unterlagen mit. Einer der Passagiere war David Balfour, der Vikar der kleinen Kirche, die sich an das Evagelismos-Krankenhaus anschloss, eine imposante große Erscheinung mit einem dichten schwarzen Bart. Obwohl er zum Priester der griechisch-orthodoxen Kirche geweiht war, besaß er die englische Staatsangehörigkeit, und man munkelte, er sei ein Agent des britischen Geheimdienstes. Sein offizieller Titel war „Pater Demitrios“. Er war außerdem der geistliche Beistand der griechischen Königsfamilie. Ich erwähne David Balfour, da später, im Januar 1988 in der englischsprachigen Zeitschrift, Athenian behauptet wurde, er habe noch vor dem Einmarsch der Deutschen in Athen seinen Bart abgenommen und sich von seiner klerikalen Kleidung getrennt. Ich kann kategorisch sagen, dass dies nicht wahr ist. Als die Corinthia in See stach, war er immer noch „Pater Demitrios“ und zelebrierte die Auferstehungsfeierlichkeiten, als wir auf See waren.
Hier ein Ausschnitt aus dem Artikel von J. M. Thursby im Athenian: ‚Etliche Jahre, bevor der Krieg erklärt worden war, hatte die deutsche Abwehr gemeinsam mit dem Geheimdienst der Nazis Agenten in Griechenland trainiert. Mit großem Geschick stellten sie alle militärischen und zivilen Informationen zusammen, die für das Dritte Reich von Bedeutung sein konnten und hatten landesweit Spionageringe organisiert. Als der Krieg unvermeidbar schien, wurde es für England und andere nichtfaschistische Staaten immer wichtiger, spezifische und genaue Kunde über diese Operationen zu haben. Zu dieser Zeit tauchte ein Mönch aus Polen auf, der in Warschau zum orthodoxen Glauben konvertiert war. Er kam über die Klöster des Berges Athos ins Kloster Pendeli, außerhalb von Athen. Gemäß seines Biografen, John Freeman, steht in seiner Eintragung im Klosterbuch: Zelle 102, Nummer 75, weltlicher Name: David Balfour, kirchlicher Name; Demitri, Geburtsort England, Alter 35, geweiht von seiner Heiligkeit, dem Erzbischofs von Athen; kommt von der russischen Kirche. Erzbischöfliches Statut Nr. 3197 vom 9. Mai 1936. - Vater Demitri war augenscheinlich eine wohl erzogene und höfliche Person. Er hatte in verschiedenen Teilen Europas studiert und sprach mehrere Sprachen fließend, so etwa Alt-und Neugriechisch, nicht zu vergessen die Umgangsprache Mangika. Als sich eine offene Stelle in der Kapelle des Evangelismos-Krankenhauses ergab, wer wäre besser geeignet gewesen, für diesen Posten im Herzen der auserlesenen Nachbarschaft von Kolonaki, als der wohlerzogene, charmante und gewissenhafte Pater Demitri?’
Etwas später traf ich David Balfour in Kairo wieder, und diesmal hatte er sich tatsächlich rasiert und trug die Uniform eines Majors des Nachrichtendienstes, einer regulären Einheit der britischen Armee. David Balfour starb im Alter von 86 Jahren am 11. Oktober 1989.
Zurück zu meinem Bericht. Während der Reise gab es zweimal Rettungsvorbereitungen, einmal glaubte man, ein U-Boot sei in der Nähe, ein anderes Mal, als uns ein Flugzeug überflog, das sich aber als nicht feindlich herausstellte. Ich werde nie vergessen, wie bewegt ich war, als ich die Frauen in die Rettungsboot steigen sah, die meisten von ihnen hatten Babys oder kleine Kinder in den Armen und sangen mit leisen Stimmen Kirchenlieder.
Wir feierten das Osterfest an Bord, und als wir Alexandria erreichten, wurden einige von uns nach Kairo geschickt, wieder andere gingen nach Indien. Mein Bruder und ich stellten uns in den Büros der Presseabteilung der Britischen Botschaft in der Garden City vor.
Wir wurden vom bekannten Byzantinisten Stephen Runciman empfangen, der für die fremdsprachigen Direktsendungen nach Europa zuständig war, also in den Balkan – Jugoslawien, Rumänien, Bulgarien, Albanien -, nach Polen und in andere Länder. Einer unserer Kollegen war Lawrence Durell, der später Autor mehrerer erfolgreicher Büchern wurde, wie das verbotene Black Book, Bittere Orangen, Das Alexander-Quartett, Prosperos Zelle und andere. Damals unterhielt er uns aber täglich mit neuen Episoden über seine Tante Agathe mit dem Holzbein.
Mein Bruder Patroclos und ich wurden beauftragt, in der Redaktion als Übersetzer, Autoren und Nachrichtensprecher für die griechischen Sendungen ins besetzte Griechenland zu arbeiten. Redaktionsleiter war Georg Chaniotis, der Sportredakteur der Athener Zeitung Elefthero Vima, der seine Sportbeiträge mit GEO unterzeichnete. Sein Stellvertreter war der bekannte Literat Dimitri Fotiadis (der im Oktober 1988 starb). Als Chaniotis an die griechische Botschaft in Washington D.C. als Presseattache ging, nahm mein Bruder seine Stelle ein.
Als die Sendungen Anfang Mai 1942 begannen, war ich der Chef-Nachrichtensprecher. Zu dieser Zeit war Emmanuel Tsouderos Premierminister der griechischen Exilregierung, ein ehemaliger Direktor der Bank von Griechenland. Die fremdsprachigen Sendungen von Radio Kairo standen unter der absoluten Kontrolle der Political Warfare Executive – PWE des britischen Informationsministeriums. Später, bei der Zusammenlegung mit den Amerikanern, wurde der Name in Psychological Warfare Branch – PWB geändert.
Jeden Abend hatten wir zwei Sendungen, um 19.30 und um 22.30. Sie wurden vom Mittelwellensender von Radio Kairo in Abu Zabald des Egyptian State Broadcasting – ESB ausgestrahlt. Die Sendungen in elf Fremdsprachen wurden zusätzlich über die drei Kurzwellensender der Telegraphengesellschaft Cable & Wireless (Rufzeichen SUV und SUW) verbreitet, sowie über den 7,5 Kilowatt-Sender der britischen Signaleinheit mit dem seltsamen Rufzeichen JCJC. Dieser wurde vom jungen Obergefreiten Rowley Shears, G8KW, betrieben, einem Funkfreund von Norman Joly.


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