Deutsche Amateurfunkgeschichte - Folgen 57-59


(57) Chronik 1991: Im Clinch mit dem Gesetzesgeber

(57) Chronik 1991: Im Clinch mit dem GesetzesgeberzoomDas ZDF hatte im Dezember 1990 eine Folge der Krimi-Serie Der Alte ausgestrahlt, in der ein Funkamateur einen Autofahrer durch Beeinflussung von dessen Herzschrittmacher über Funk tötet. Eine Intervention des DARC um sachliche Richtigstellung bleibt erfolglos. ZDF-Justitiar Friccius: Die Betroffenen wüssten wohl zwischen „ernsthaften Risiken und einer Spielhandlung gut zu unterscheiden.“[2]
Bei der Durchführung der DE-Prüfung entfällt ab März 1991 der Nachweis der Morsekenntnisse. Das Referat für Jugend und Ausbildung begründet dies, weil häufig „die DE-Prüfung als eine Art Zwischenprüfung in Lizenzkursen eingesetzt wird, die nur zur C-Lizenz führen.“[3]
Kleiner, aber wesentlicher Erfolg: In der neuen Allgemeingenehmigung für Ton- und Fernsehrundfunkempfänger vom 25. April wird in Abs. 4.2. festgehalten, dass es im Fall funkstörender Beeinflussungen von Rundfunkempfängern durch ordnungsgemäß errichtete und betriebene Fernmeldeanlagen (also auch Amateurfunkstellen) Sache des Betreibers ist, „seinen Rundfunkempfänger so zu gestalten, dass der Betrieb nicht beeinträchtigt wird.“[4] Die Freude währt nur kurz. Die Genehmigungsrechtliche Regelung wird neu gefasst am 1. November in Kraft gesetzt. Jetzt steht fest, dass dem Verursacher von Störungen vom BMPT „angemessene technische und/oder betriebliche Einschränkungen auferlegt werden“ können, wenn Nachbesserungen nicht möglich sind.[5]
Im Mai wird dem DARC zur Kenntnis gebracht, dass das BMPT seinen Funkmessdienst beauftragt habe, „Funkstellen zu Kontrollzwecken“ einzurichten: „Bei der Kontrolle des Amateurfunks ist auch eine Kontrolle des Nachrichteninhalts erforderlich. Das gilt auch für die bei Mailboxen eingespeicherten Texte.“[6]
Seit Anfang Mai erteilen die Außenstellen des BAPT im Beitrittsgebiet DL-Rufzeichen für jene Funkamateure, die bereits neue Rufzeichen – als Ablöse des Y2-Calls – beantragt haben. Die Umstellung dauert bis Jahresende 1992.[7]
Die Hauptversammlung des Amateurrats tagt am 11. und 12. Mai in Reinbek bei Hamburg. Der Vorstand mit Günther Matz, DJ8BN, wird wiedergewählt. Der bisherige Dritte Vorsitzende, Karlheinz Vennekohl, DK5OD, und der bisherige Zweiten Vorsitzende, Dr.-Ing. Hellmut Schmücker, DK5ML, tauschen die Plätze. Neue AR-Sprecher (laut Satzung „zur besseren Kooperation mit dem Vorstand und zur schnelleren Kommunikation untereinander“) sind Fritz Edinger, DL5FAU, und Hans Gschnaidner, DL8KG. Wieder einmal fällt die Entscheidung für eine neue QSL-Sortieranlage. Symbolwert unter den zahlreichen Detailbeschlüssen hat eine Änderung der Statuten, mit der nun die seit vielen Jahren angestrebte Wiedererlangung der Gemeinnützigkeit verankert wird. Nach mehreren Vorbesprechungen segnet der Amateurrat nun auch den von Hellmut Schmücker vorgelegten Entwurf der neuen Referatsstruktur ab, die Geschäftsführer, Bernd W. Häfner, DB4DL, massiv gefordert hatte – dem ihm erteilten Auftrag gemäß, den DARC im administrativen Bereich nach zeitgemäßen Management-Prinzipien zu führen. (Der integrierte Zielkonflikt zwischen den Möglichkeiten und Vorstellungen freiwilliger Funktionäre und der Disposition angestellter Mitarbeiter/innen wird jetzt noch überspielt; er wird jedoch bis zu einem vehementen Bruch eskalieren.) Erstaunlich ist, dass es nie ein Referat Kurzwelle gegeben hatte; andere Referate – wie Bild und Schrift (BuS) – mussten mit jeder neuen Technologie neu definiert werden. Die Struktur sieht sieben Aufgabengebiete vor: Technologie, Aus- und Weiterbildung, Gesetze und Normen, Ausland, HF, VHF-UHF-SHF und Funksport sowie einen Arbeitsstab Satellitentechnik und Raumfahrt (mit der AMSAT-DL war soeben eine weitgehende Kooperationsvereinbarung geschlossen worden).[8]
„Jede weit reichende Veränderung in einem so großen Apparat erzeugt Widerstand. Die Argumente, die gegen die neue Struktur ins Feld geführt werden, sind vielfältig. Sie reichen von bloßer Polemik bis zu gut durchdachten Stellungnahmen mit ernstzunehmenden Einwänden. ... Viele Anregungen sind vom Vorstand bereits in die jetzt vorliegende Endfassung eingearbeitet worden.“[9] Am 1. Januar 1992 tritt die neue Regelung in Kraft.
Proaktiv reagiert die DARC-Geschäftsführung mit einem Dreipunkte-Entwurf auf die Anregung des Bundesministers für Post und Telekom, Christian Schwarz-Schilling, einen Dachverband aller Funkverbände einzurichten, um nicht ständig eine Diskussion mit über zwanzig Vereinen, Verbänden, Gruppierungen und selbsternannten Sprechern führen zu müssen. Die Diskussion versickert zunächst, ein offensichtlicher DARC-Gegenverband wird zwar gegründet, überlebt aber nur ein paar Monate. Es wird noch eine Weile dauern, bis sich der Runde Tisch Amateurfunk (RTA) formiert.
Am 27. und 28. Oktober findet in Hannover die öffentliche Sitzung des Amateurrats statt und beschäftigt sich vorwiegend mit administrativen Fragen.
Am 16. Dezember bestehen vier Astronauten-Kandidaten ihre Lizenzprüfung. Noch steht nicht fest, wer mit der Spacelab D2-Mission in den Orbit gehen wird, die Meteorologin Dr. Renate Brümmer, DB5PL, der Geophysiker Dr. Gerhard Thiele, DG1KL, der Verfahrensspezialist Hans Schlegel, DG1KH, oder der Festkörperphysiker Dr. Ulrich Walter, DG1KIM. (Vorab: Hans Schlegel wird 1993 DP0SL aktivieren.)
Die Geschäftsführung organisiert Gruppenreisen nach Südafrika, und China (1992 nach Brasilien), jeweils mit Kontakten zu den nationalen Funkverbänden.


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Chronik 1992: Neuaufstellung und Familienkrach

Chronik 1992: Neuaufstellung und Familienkrach zoomWie richtig es war, die seit zehn Jahren im Einsatz befindliche QSL-Sortieranlage zu erneuen, erweist sich beim Totalausfall der alten Anlage kurz vor Jahresende 1991. Einige Wochen lang muss von Hand sortiert werden, bis die bei der Firma Kleindienst Datentechnik bestellte Belegsortieranlage DL100 aufgestellt und eingerichtet ist. Am 1. Februar nimmt sie den Betrieb auf.
Am 25. Januar findet in Kassel die erste Referententagung nach Einführung der neuen Struktur statt. Die Referatsleiter sind: Prof. Dr. Jodi Elbers, DJ3XV (Technologie), Prof. Dr. Wolfgang Manz, DJ3EO (Ausbildung, Jugendarbeit und Weiterbildung), Rolf Kadau, DJ7CH (Gesetze und Normen), Hans Berg, DJ6TJ (Ausland), Dr. Hartmut Büttig, DL1VDL (HF), Dr. Walter Schlink, DL3OAP (VHF- UHF-SHF), Dr. Lothar Wilke, Y24UK (DX und HF-Funksport), Alfred Schlendermann, DL9GS (VHF-UHF-SHF-Funksport), Rainer Flößer, DL5NBZ (ARDF-Funksport).

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(58) 1993: Im Clinch mit dem BMPT

(58) 1993: Im Clinch mit dem BMPTzoomEin wichtiges Datum für Europa bleibt in Funkerkreisen fast unbeachtet: Mit dem Start des Binnenmarktes tritt die europäische Integration am 1. Januar 1993 in eine neue Phase. Eines der wichtigsten Ziele der Europäischen Gemeinschaft, die Freiheit des Personen-, Waren-, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs kommt der Verwirklichung ein großes Stück näher. Die Vereinheitlichung von Standards und Bedingungen nimmt zu, die Schwerpunkte der Entscheidungen verlagern sich nach Brüssel. Hat man bislang im eigenen Land Lobbying betrieben, wäre nun verstärkte und koordinierte internationale Einflussnahme gefordert – ein Anspruch, dem die Gemeinschaft der Funkamateure nicht im erforderlichen Maß genügen kann. Politik und Wirtschaft sichern sich im explodierenden Kommunikationsmarkt immer größere Sektoren; die Begierlichkeiten steigern exponentiell. Es grenzt an ein Wunder, dass der Amateurfunk für weitere ein, zwei Jahrzehnte immer noch relativ ungeschoren davonkommt. Auch der liberalisierte Gerätemarkt und –handel wirkt sich zunächst noch nicht gravierend auf die Umsätze der heimischen Firmen aus. Und der Haushaltsplan des DARC zeigt sich konsolidiert (Bild).

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Auf Konfrontationskurs

zoomMan hätte sich über die erfolgreiche D2-Mission mit Amateurfunk freuen können (Bild), aber... Im November wird die Verordnung über Beiträge nach dem EMVG geltendes Recht, ohne dass der DARC weiter in die Vorgespräche eingebunden worden war.[13] Schon sind die ersten Beitragsbescheide bei den Funkamateuren angekommen. Die Geschäftsführung hat die über tausend Ortsverbände postwendend mit einem Musterbrief versorgt, der den Mitgliedern die Möglichkeit gibt, rechtzeitig Widerspruch einzulegen. Die Fronten haben sich verhärtet, das zeigt auch ein „Gipfelgespräch“ des Vorstands mit dem Ministerialdirigenten Franz Masson vom BMPT und dessen Mitarbeitern, das am 22. Dezember in nicht nur jahreszeitlich bedingt frostiger Atmosphäre stattfindet.

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(59) 1994: Der DARC weiterhin auf Konfrontationskurs

(59) 1994: Der DARC weiterhin auf KonfrontationskurszoomDer Vorstand löst sein Versprechen ein, die Klubzeitschrift nicht zum Medium der Selbstdarstellung zu machen, zugleich aber für mehr Transparenz zu sorgen. So werden die Anträge zur Frühjahrs- und Herbstversammlung vollinhaltlich vorabgedruckt und anschließend durch ausführliche Tagungsberichte ergänzt. Der Vorsitzende wendet sich überdies in vier Sonder-Rundsprüchen aus aktuellen Anlass an die Mitglieder. (Foto: Herbstversammlung der Mitgliederversammlung, Oktober 1994, Kassel. v.l.: Karl Erhard Vögele, DK9HU; Horst Ellgering, DL9MH; Jodi Elbers, DJ3XV; Rolf Kadau DJ7CH; Boyke Dettmer, DJ4KD)

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Ein runder Tisch und viele Eckpunkte

Am 11. Juni 1994 konstituiert sich in Königswinter der „Runde Tisch Amateurfunk“ (RTA). Federführend bei der Vorbereitung und der Erstellung der Geschäftsordnung ist Karl Erhard Vögele, DK9HU. Der DARC sichert sich die dominierende Rolle zu: Vorsitzender ist Dr. Horst Ellgering, DL9MH, sein Stellvertreter Dr.-Ing. Christof Rohner, DL7TZ, vom Förderverein Amateurfunkmuseum (AFM). Gründungsmitglieder neben DARC und AFM sind: Die Arbeitsgemeinschaft für Amateurfunkprüfung und Förderung Siegerland (AGAS), die AMSAT Deutschland, der Deutsche Amateur Sende- und Empfangsdienst (DASD), die Relais-Arbeitsgruppe Hamburg, die Vereinigung noch funkender Marinefunker (Mf-Runde) der Funkverband (MARCOM) und die Vereinigung der Funkamateure der Ruhr-Universität Bochum. Mehrere Dutzend anderer Verbände waren zunächst angeschrieben worden, hatten aber nicht reagiert oder kein Interesse bekundet. Es fällt auf, dass nach Ansicht der Proponenten neben einigen Kleingruppen ausgerechnet der vom BMPT protegierte Deutsche Arbeitskreis für CB- und Notfunk (DAKfCBNF) „offensichtlich die geforderten Bedingungen nicht erfülle“. Der Vorsitzende fasst zusammen: „Damit haben die Amateurfunkvereinigungen den Zielvorstellungen ... entsprochen, dass sowohl der Bundestagsausschuss als auch das BMPT mit einer einzigen Organisation Gespräche über Regelungen zum Amateurfunk führen können.“ Der RTA sei arbeitsfähig und halte sich für Gespräche bereit.[7]

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