Funk auf Luftschiffen


Italien: Die "Italia"-Katastrophe

19.03.12

Italien: Die 'Italia'-Katastrophezoom...Nobile hatte bereits zwei Jahre zuvor in Begleitung des norwegischen Polarforschers Roald Amundsen und des amerikanischen Millionärs Lincoln Ellsworth in dem von ihm selbst entworfenen Luftschiff «Norge» den Nordpol überflogen. Es wäre der erste Nordpol-Überflug gewesen, wenn der Amerikaner Richard Byrd den Abenteurern nicht im Flugzeug um drei Tage zuvorgekommen wäre. Dennoch wurde Nobile in Italien als Volksheld gefeiert und mit Ehrungen überschüttet. Einziger Missklang für den General war die herbe Kritik Amundsens, der öffentlich das fehlende technische Können des Italieners anprangerte. Dies trieb Nobile dazu an, eine zweite, ganz eigene Expedition zu wagen. Planmäßig umkreiste er bei dieser zweiten Reise mit der selbst entworfenen «Italia» am 24. Mai den Nordpol und meldete seinen Erfolg über Funk. Erst auf dem Rückflug zur norwegischen Insel Spitzbergen ereignete sich die Katastrophe, die als eine der größten Tragödien in der Geschichte der Arktisforschung gilt.
Am 4. Juni 1928 fing der belgische Funkamateur Adriaan Blaquart, damals EB4KD, später ON4KD, um 16:50 UTC auf 45/46m ein SOS der "Italia" auf, das der Funker Biago absetzte. Leider war ein Kontakt wegen Störungen durch einen britischen Amateur nicht möglich. Aber auch der Holländer G. Werkema, damals R019, später PA0APX, in Huizum, hielt diesen Notruf im Logbuch fest, ebenso einen um 17:09 UTC. Beide Funker verständigten sofor die Behörden. "Auch Funksprüche, die ein sowjetischer Amateur namens Schmidt aufgefangen hatte, lösten schnell einen Wettstreit unter verschiedenen Ländern um die Rettung der Besatzung aus. Insgesamt wurden 21 Flugzeuge aus sechs Nationen sowie der sowjetische Eisbrecher «Krassin» für die Suche eingesetzt. Auch Amundsen, der berühmteste Polarforscher seiner Zeit, fahndete nach den Vermissten - und kam bei einem Erkundungsflug am 22. Juni selbst ums Leben. Trotz des massiven Einsatzes von Rettungstrupps dauerte es bis zum 23. Juni, bis der durch Knochenbrüche bewegungsunfähige Nobile in Sicherheit gebracht werden konnte. Das letzte überlebende Besatzungsmitglied der «Italia» wurde am 12. Juli geborgen.-- Nach seiner Rückkehr nach Italien wurde Nobile vorgeworfen, das Unglück durch ein falsches Manöver verursacht zu haben. Das faschistische Italien sah den Misserfolg als Schande für die Nation und entließ den einstigen Nationalhelden aus der Armee - ohne ihn auch nur einmal angehört zu haben. Bis heute kursieren Gerüchte, wonach der Polarforscher ein Opfer von Intrigen eifersüchtiger italienischer Luftwaffenoffiziere war. Nobile, der nach dem Krieg für die Kommunistische Partei im Parlament saß, wurde nie rehabilitiert und starb am 23. Juli 1978 in Rom, wo er völlig zurückgezogen gelebt hatte. In seiner Wohnung befanden sich unzählige Erinnerungsstücke an den vergangenen Ruhm - sowie seine einbalsamierte Hündin Titina, die nach der «Italia»-Katastrophe mit ihm gemeinsam von der Eisscholle gerettet worden war." [Carola Frentzen, dpa-Meldung vom 20.5.2003]
An der Rettungsaktion nehmen 18 Schiffe, 22 Flugzeuge und 1500 Männer aus sechs Ländern teil, unter ihnen, wie erwähnt, auch Amundsen. Allerdings sind die Anstrengungen Italiens zur Bergung der havarierten Männer nicht besonders intensiv. Das zur Bodenmannschaft gehörende Schiff, die "Citta di Milano auf Spitzbergen schickt über Funk Grüße nach Italien und beruft sich darauf, ohne Order aus Rom nicht mehr machen zu können. Der Rettungsbefehl aus Rom bleibt aus. Der italienische Staatschef Mussolini betrachtet Amundsen wegen des Streits zwischen dem norwegischem Polarforscher und dem italienischen General auf der Norge-Expedition als erklärten Feind Italiens. Die norwegische Rettungsexpedition wird statt von dem berühmten Polarforscher schließlich von Hjalmar Riiser-Larsen geleitet. Amundsen, tief gekränkt, bietet der französischen Rettungsexpedition seine Hilfe an und startet mit dem für die arktischen Verhältnisse wenig geeignetem Flugzeug Latham nach Spitzbergen. Mit dem französischem Piloten Kapitän Guilbaud und acht weiteren Gefährten hebt Amundsen am 18. Juni 1928 von der norwegischen Stadt Tromsø ab. Keiner sieht sie je wieder. Irgendwo zwischen der norwegischen Küste und Spitzbergen sind sie verschollen.
Bei der weiteren Rettungsaktion lässt sich Nobile zuerst von dem schwedischen Piloten Lundberg retten. Lundberg ist 32-jährig und kämpfte in drei Kriegen mit. Er weiß, dass er Nobile zuerst retten muss, damit er Ruhm und Ehre bekommt. Er redet, ja, er schreit Nobile an, sofort mit zu kommen; er müsse von Spitzbergen die weitere Rettungsaktion leiten, und es dauere ja nur wenige Stunden, bis die restlichen Kameraden nachkämen. Der schwer verletzte Nobile lässt sich von Lundberg überzeugen. Auch die anderen sind der Meinung, Nobiles sofortige Anwesenheit auf Spitzbergen sei allen von Vorteil. Doch beim zweiten Rettungsflug überschlägt sich die Fokker des Schweden. Lundberg kann sich unverletzt zu den anderen Überlebenden auf dem Packeis in Sicherheit bringen. Bei dem schon vorher gestartetem Versuch dreier Italia-Überlebender, Spitzbergen zu Fuß zu erreichen, stirbt der Schwede Finn Malmgren. Nobile gerät nun ins Kreuzfeuer der Kritik, dass er sich als erster hat bergen lassen. Diese Kritik, initiiert und forciert von der Mussolini-Propagandamaschine, schwingt immer mit, bis zu seinem Tod im Jahre 1978, wo er 93-jährig in Rom stirbt.
Eine ausführliche Dokumentation der Rettungsaktion mit vielen Illustrationen bietet John Hall in: linkext. Link
"He was the First to Hear SOS", article about Nicolai Shmidt by Natalia Grigoreva, translated by Mike Herwitt, G4AYO: linkLink
Ausführliche Darstellung: lDetlef Schmegel, DH0HUP linkext. Link

Themenpark "Krassin rettet Italia" in Oranienburg linkext. Link



Download [2.0 MB]'Absturz über die Arktis' von Detlef Schmegel, DH0HUP (Mit Dank an den Autor für die Genehmigung) [PDF , 2.0 MB]
Download [2.0 MB]'Die Rettung der Nobile-Expedition' von Detlef Schmegel, DH0HUP (Mit Dank an den Autor für die Genehmigung) [PDF , 2.0 MB]

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