Funk auf Luftschiffen


England: R101

England: R101zoomDer Testflug, Mittwoch, 1. Oktober 1930
Am 1. Oktober 1930 startete die R101 um 4 Uhr 30 zu einem 24-Stunden-Flug, um die Modifizierungen am Luftschiff und den Motoren zu testen. Sollte das Ergebnis positiv ausfallen, würde vereinbarungsgemäß der Test vorzeitig abgebrochen werden. Die Route führte von Cardington über London die Themse entlang und über Essex in die Nordsee, wo man die Nacht verbrachte. 17 Stunden nach dem Start landete man wieder in Cardington; alles war zur vollen Zufriedenheit verlaufen.
Luftfahrtminister Lord Thompson machte Druck. Obwohl er noch am 2. Oktober mitteilte: “Sie sollten sich nicht von meiner verständlichen Ungeduld beeinflussen lassen, sondern sollen nach eigenem Ermessen handeln“, ging es ihm vor allem darum, dass der Indienflug noch vor der Imperial Conference stattfinden solle, die für den 20. Oktober angesetzt war. Da blieb nur noch ein Zeitfenster von zwei Tagen.

Der letzte Flug, Samstag, 4. Oktober 1930
Die Wetteraussichten waren zunächst akzeptabel: bewölkt, leichter Wind über Frankreich. Der Startzeitpunkt wurde für 16-20 Uhr festgelegt. Giblett, der Meteorologe, meldete jedoch im Laufe des Tages immer schlechtere Bedingungen, doch schien der Start nicht wirklich gefährdet, sofern man möglichst rasch aufbrach. Die R101 hob dann auch um 18:24 Uhr bei Nieselregen und leichtem Nebel in der einbrechenden Dunkelheit vom Mast in Cardington ab. Um 20:21 Uhr setzte Bordfunker A. Disley die Meldung ab:
“Über London. Alles in Ordnung. Leichter Regen. Wolkendecke 1000 Fuss, Wind 240 Grad WSW, 25 Meilen/h. Kurs nun nach Paris. Beabsichtigen Route via Paris, Tours, Toulouse und Narbonne.“
Eine Stunde später forderte die R101 vom Wetterdienst in Cardington ein Telegramm mit einer Prognose für die Strecke Paris-Marseille an: „mit speziellen Angaben über Wind und Bewölkung.“
Um 21:47 Uhr folgte der Funkspruch:
“21:35GMT Küste nahe Hastings verlassen. Schwerer Regen und starker Wind aus Südwest. Wolkendecke bei 300m. Nach gutem Absetzen vom Ankermast um 18:30 Bedford umkreist, dann 18:54 auf Kurs London gegangen. Motoren liefen ruhig, Fluggeschwindigkeit 54.2 Knoten. Erreichten London 20:00 und setzten Kurs Paris. Stiegen allmählich höher um Landberührung zu vermeiden. Schiff verhält sich im allgemeinen gut. Haben bereits begonnen, Wasser als Ballast aufzunehmen.“
(Beim Start hatte man viel Ballast abwerfen müssen. Es gab eine Einrichtung zum Auffangen von Regenwasser, um das durch den Treibstoffverbrauch allmählich sinkende Gewicht kompensieren zu können.)
Der nächste Bericht folgte um 23:36 nach der Kanalüberquerung:
“Erreichen französische Küste bei Pointe de St. Quentin. Wind weiterhin 245. 35 Meilen/h.”
Man löste einander beim Wachtdienst ab. Die Route war vertraut. Suqadron Leader Johnson war oft London-Paris geflogen. Die R101 dürfte sich nun in einer Höhe von 230-260m bewegt haben. Als Atherstone, der 1. Offizier, das Höhenruder abgab, befahl er, nicht unter 330m (1.000 Fuß) zu gehen.
Funkspruch von 00:18 Uhr:
”2400GMT 15 Meilen SW von Abbeville Geschwindigkeit 33 Knoten. Wind 243 35 Meilen/h. Höhenmesser 1.500 Fuss. Lufttemperatur 51 Grad Fahrenheit. Wetter – immer wieder Regenschauer. Wolken Nimbus auf 500 Fuss. Nach einem exzellenten Abendessen haben unsere werten Gäste eine letzte Zigarre geraucht und sind nach dem spannenden Aufbruch bald nach Erreichung der französischen Küste zu Bett gegangen. Alle wichtigen Anlagen funktionieren zufriedenstellend. Mannschaft nun routinemässige Wachablöse.“
Das war die letzte Meldung mit Angabe zur Lage und Geschwindigkeit. Es folgten nur noch kurze Aussendungen zur Peilung und Feldstärkemessung. Das letzte Signal nach Cardington kam um 1:28 Uhr. Um 1:58Uhr setzte Cardington das letzte Signal zur Telegrafenstation Croydon ab, von wo es über Seefunk um 01:51 von Le Bourget weitergeleitet um um 01:52 von R101 bestätigt wurde. Das war die letzte Funkverbindung.
An Bord schien alles in Ordnung zu sein. Um 02:00 Uhr überflog das Schiff Beauvais. Augenzeugen berichteten von ersten auffällligen Bewegungen durch Windböen. Unmittelbar darauf setzte die R101 zu einem steilen Sinkflug an. Die Besatzung verlor das Gleichgewicht, die Stühle im Rauchsalon rutschten davon. Wahrscheinlich hatte ein Riss an der Oberseite des Bugs die Gasbehälter den Böen ausgesetzt. Man schätzt, dass die Besatzung nach 90 Sekunden das Schiff wieder austarieren konnte, wenngleich mit größter Mühe. Der Kapitän nahm die Fahrt stark zurück. Es folgte ein zweiter Sinkflug, der – wie durch ein Wunder – nur mit einer harten Landung endete. Doch unmitellbar nach dem Aufschlag brach Feuer aus, innerhalb weniger Sekunden verbrannte die gesamte Außenhaut. Nur acht Menschen gelang es, dem Inferno lebend zu entkommen. Einer von ihnen war der Funker A. Disley, der in seiner Bunk lag und bei der ersten Schieflage des Schiffs erwachte. Er hörte die Alarmrufe, aber auch, dass der Telegraf anschlug. Da er wusste, dass bei einem Absturz Feuergefahr durch Funkenüberschlag bestand, sprang er aus der Bunk und wollte die beiden Hauptschalter umlegen. Das gelang beim ersten, doch als er gerade den zweiten Schalter erreichte, begann der letzte Sinkflug, und an Bord gingen alle Lichter aus. Disley sagte, die Landung sei so sanft gewesen, dass er nicht einmal das Gleichgewicht verlor und sofort ins Freie rennen konnte.

Nationale Trauer
Die in Schwarz und Silber gedruckte Trauerkarte (geöffnet 230 x 76 mm) zeigt auf dem Deckblatt ein Kruzifix mit Blumen und enthält auf der Innenseite den Text: "The giant airship R101, which left Cardington at 7pm on Saturday, for India, crashed on a hill near Beauvais, France at 2.05 am and 48 of those on board - including Lord Thompson, Minister for Air, and Air Vice-Marshal Sir sefton Brancker - were burned to death. - In sacred memory of The officers, crew and passengers of the British airship R101 which crashed in France on Sunday morning Oct. 5th 1930 with a loss of 48 lives, including Lord Thompson, Air Minister and Sir Sefton Brancker, Air Vice Marshal. - May their souls rest in peace". Die Rückseite enthält eine Namensliste der Opfer.



Download [1.9 MB]Film: Die Absturzstelle [MPG , 1.9 MB]
Download [1.1 MB]Film: Das Begräbnis der Opfer [MPG , 1.1 MB]

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