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knie_rge_2006-2010
Roland Knie - "Radiogeschichten" (2006-2010)
20.10.11
Alle im ORF-Archiv noch vorhandenen Ausgaben der Sendereihe "Radiogeschichten". Arbeitskopien für Forschungszwecke, nur am Hörplatz im Archiv beistellbar.
L = Lücke (Audio fehlt)
Archivnummern: ocgf/OR/AP/knie_rge_(Datum)
© ORF
Biographie von Roland Knie bei Oral History ohist
Datei | Datum | Inhalt | Dauer |
rge060103.wav | 03.01.06 | "Ich mach, was mir gefällt". Erzählung von Astrid Lindgren (Deutsch von Charlotte Rüegger). Es liest Chris Pichler. Dass man eigentlich nichts zu lernen oder gar zu arbeiten brauche, weil man später sowieso einmal König oder sonst ein Chef werde, ist ein nicht nur in Prinzenkreisen verbreiteter Irrtum. Dem kleinen Prinzen Hubertus, der grundsätzlich macht, was ihm gefällt, wird dieser Irrtum aber nicht schmerzlich vom Leben ausgetrieben, sondern von der Frau Geschwind und ihren zwei Buben Nisse und Lasse ganz sanft abgewöhnt. Rechte: Kerstin Kvint Agency, Stockholm | 19:52 |
rge060130.wav | 30.01.06 | "Hans in Weiß". Erzählung von Peter Jacobi. Es liest Sandra Kreisler. Manche Computer haben immer noch Probleme, mit ihren Benutzern fertig zu werden. Das sind Menschen, oder auch Humanoide, denen es nicht genügt, mit dem Programm Mondo 2084 mit 40 Stimmen in 32 Sprachen über 1400 Sachgebiete konversieren zu können, sondern die auch noch wissen möchten, warum. Schließlich muss aber auch Hans, der Computerfreak, die tiefe Wahrheit des Werbespruchs erfahren: "Ich bin ein Nichts im Datenstrom, und Mondo, das ist meine Welt..." Rechte: Heyne Verlag | 19:52 |
rge060206.wav | 06.02.06 | "Carlotti". Erzählung von Daniel Zahno. Es liest Robert Meyer. Wer kennt ihn nicht, den Startenor Sergio Carlotti, der nicht nur im Stande ist, in einer Aufführung den Otello und den Jago zu singen, sondern der auch Zigarren pafft und Whisky trinkt und verwirrende Ansichten über Musik, die Liebe und die zugehörige Eifersucht hat. Es ist alles, buchstäblich alles eine Sache der Terminplanung ... Rechte: Autor | 19:50 |
rge060321.wav | 21.03.06 | "Was macht das Leben, Viskovitz?" Erzählung von Alessandro Boffa. Es liest Peter Färber. Zoologisch betrachtet gehört der Siebenschläfer zu den Bilchen, literarisch allerdings zu den Viskovitzen, was die Sache ungemein kompliziert. Denn auch Siebenschläfer haben ihre Beziehungskisten, und wenn man sieben Monate pro Jahr schläft, kann das zu Verwechslungen zwischen Traum und der vergleichsweise äußerst lästigen Wirklichkeit führen ... Rechte: Piper Verlag | 19:50 |
rge060411.wav | 11.04.06 | "Don Quijotes letzter Ritt". Von Gesualdo Bufalino. Deutsch von Maja Pflug. Marianne Nentwich. Es ist ein kleiner Treppenwitz zur großen Quijote-Satire des Cervantes, den sich der sizilianische Erzähler Bufalino da einfallen hat lassen: Wie Don Quijote, diese - wenn auch klapprige - Inkarnation angelesenen Ritterwahnsinns, beinahe zur Raison kommt, zu begreifen beginnt, was Traum und was Wirklichkeit ist - und zu Hause den vormals so grundvernünftigen Dickwanst Sancho Pansa antrifft, der sich in den Wahn kühn vollbrachter Heldentaten gesteigert hat. Voll Mitleid versucht Don Quijote ihm zu erklären, dass Windmühlen keine Ritter seien ... Rechte: Suhrkamp Verlag | 19:49 |
rge060522.wav | 22.05.06 | "Das Mondschaf". Erzählung von Hanna Johansen. Es liest Olivia Silhavy. Die Geschichten der in Nordeutschland geborenen, in der Schweiz lebenden Erzählerin Hanna Johansen beginnen dort, wo die Märchen für gewöhnlich zu Ende sind, wo aber das Mondschaf, zum Beispiel, noch viele Fragen hat: Etwa, ob es wirklich das einzige schwarze Schaf weit und breit sei ... der Mond mit seinen weiten Weiden voller silberner Gräser weiß das. Er hat nämlich eine gewisse Schwäche für schwarze Schafe ... Rechte: Hanser Verlag | 19:52 |
rge060620.wav | 20.06.06 | "Bis zum Äußersten". Erzählung von Olivier Adam. Übersetzung von Carina von Enzenberg. Es liest Chris Pichler. Es ist nicht leicht, die Balance der Emotionen zu halten - die eigenen kleinen Welten im Gleichgewicht mit der großen rundum. Eine Säuglingsschwester versucht, inmitten aller Bemühungen um das Leben der Frühgeborenen über den Verlust des eigenen Babys hinwegzukommen. Rechte: SchirmerGraf Verlag, München | 19:51 |
rge060725.wav | 25.07.06 | "Wo Liebe lügt". Von Henry Slesar. Aus dem amerikanischen Englisch von Jobst-Christian Rohjan. Es liest Peter Faerber. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Aber ab dem zweiten Mal nimmt die Glaubwürdigkeit derart zu, dass sogar ein Lügendetektor nichts mehr anzuzeigen findet - vorausgesetzt, man setzt ihm die falsche Person gegenüber ... Ein klassische Dreiecksgeschichte, in der allerdings die Beteiligten sich ganz gern bedeckt halten. Rechte: Diogenes Verlag | 19:51 |
rge060822.wav | 22.08.06 | "Der Lebensretter". Erzählung von Burkhard Spinnen. Es liest Fritz von Friedl. Paslack, der zweite Mann im Vertrieb eines mittelständischen Unternehmens, ist beim geschäftsführenden Direktor eingeladen. Im Penthaus im 11. Stock tummeln sich schon andere Kollegen. Aber nur Paslack sieht, dass der kleine Sohn des Direktors dabei ist, über das Terrassengeländer zu klettern ... Rechte: Schöffling & Co. | 19:49 |
rge061121.wav | 21.11.06 | "Die große Liebe". Erzählung von Jostein Gaarder. Es liest Chris Pichler. Es ist das Alter, in dem man ganz persönlich die ganze Welt und Umgebung für sich zu entdecken beginnt, Dinge weiß, von denen die Andern keine Ahnung haben und nur noch in die Schule geht, damit sich Eltern und Lehrer nicht gar so überflüssig vorkommen, wie sie sind. Denn es hängt immer alles mit allem zusammen, nicht nur Eins mit dem Andern - denn wäre es so, dann könnten ja die große Liebe mehr als zwei Menschen begreifen ... können sie aber nicht ... Rechte: Sauerländer Verlag | 19:50 |
rge061212.wav | 12.12.06 | "Der Witwer". Von Burkhard Spinnen. Es liest Fritz von Friedl. Schürings ist Witwer. Und er findet, dass das auch eine Weile so bleiben sollte, bis er endlich jemandem Auskunft geben kann. Es ist zwar bloß eine Recherche-Umfrage, und er weiß nicht einmal, in welcher Zeitung die sympathische Journalistin schreibt, aber immerhin. Man kann sie ja kaufen - die Zeitungen, morgen, alle... Rechte: Schöffling & Co. | 19:50 |
23.01.07 | "Schneeangriff". Von Sylvia Plath. Deutsch von Julia Bachstein und Sabine Techel. Es liest Olivia Silhavy. Die amerikanische Lyrikerin und Erzählerin Sylvia Plath erzählt von ihrem zeitweiligen Leben in London - wie dort, ganz ungewöhnlicher Weise, eines Weihnachtstages Schnee aus den Wolken fiel. Wie dieses ungewöhnliche, aber doch harmlose Geschehen plötzlich das Gewöhnliche zu zerstören begann, die Dächer, die Häuser, die Menschen. Mit verzweifelter Ironie schildert die Frau, wie dieses Leben hinter den Fassaden auf einmal nackt, auf einmal kein Leben mehr war. Rechte: Piper Verlag | L | |
rge070207.wav | 07.02.07 | "Der Komponist". Von Judy Budnitz. Deutsch von Brigitte Heinrich. Es liest Michou Friesz. Musikverstopfung ist eine extrem seltene Todesursache - glaubten auch die Pathologen, ehe sie den Leichnam des Komponisten öffneten, der den Tod der mütterlichen Harmonien und Musikströme nicht verwinden und den nervtötenden Rhythmus seines eigenen Herzschlagers, nicht mehr ertragen konnte ... Rechte: Insel Verlag | 19:50 |
rge070306.wav | 06.03.07 | "Seitensprung". Von William Trevor. Es liest Peter Färber. Der aus Irland stammende, in England lebende Erzähler William Trevor ist ein subtiler Beobachter zwischenmenschlicher Windstille; ein literarischer Seismograf jener seelischen Beben, die sich ausschließlich für zwei Liebende unter den scheinbar unabänderlichen Verkrustungen der Außenwelt ereignen; ein hochsensibler Spezialist für "Seitensprünge", die derart sanft und selbstverständlich sind, dass man sich fragen muss, ob es denn überhaupt welche seien ... Rechte: Hoffmann & Campe | 19:51 |
rge070418.wav | 18.04.07 | "Diese Unordnung". Von Muriel Spark. Übersetzung: Stephanie Lotz. Es liest Chris Pichler. "Unordnung ist das halbe Leben", so ähnlich heißt es doch, aber bei manchen Leuten besteht buchstäblich das ganze aus Schlamperei, und das ist für ein siebzehnjähriges Mädchen aus ordentlichem Hause schwer zu ertragen. Müssen denn sogar Bildung und Kunst und all diese Dinge - samt den zugehörigen Menschen! - immer derart unordentlich, schmutzig und unaufgeräumt sein? Auch die Liebe, so lernt die saubere Lorna aus dem blitzblanken Elternhaus schnell, macht nur Spaß, wenn sie nicht nur selbst rein ist, sondern auch nirgends herumliegt und keine Flecken macht ... Rechte: Diogenes Verlag | 19:50 |
rge070507.wav | 07.05.07 | "Rosenfarbene Teetassen". Von Antonia S. Byatt (Deutsch von Melanie Walz). Es liest Marianne Nentwich. Das kann durchaus ein Lebensraum sein: ein helles, natürlich englisches ZImmer in den 1920er Jahren, darin drei junge, durchaus moderne Frauen auf Fauteuils mit damals schon anachronistischen Schonbezügen, dazu bernsteinfarbener Tee in rosenfarbenen Tassen... eine Miniatur, scheinbar idyllisch, in Wahrheit... aber: Was ist Wahrheit - bernsteinfarbene Wahrheit - in rosenfarbenen Teetassen? Rechte: Insel Verlag | 19:50 |
rge070626.wav | 26.06.07 | "Die Musikstunde" und "Große Männer, kleine Männer" von Robert Gernhardt (zum 1. Todestag). Es liest Christiane von Poelnitz. Der vor einem Jahr verstorbene Satiriker und begnadete Blödler Robert Gernhardt war auch ein durchaus ernstzunehmender Prosaist und Lyriker, und das sowohl als Zeichner als auch als Schriftsteller. In diesen beiden Geschichten aus dem Nachlass erweist er sich demnach als interessante Achtfachbegabung: Als durchaus ernsthafter, lyrisch-prosaischer Satireblödler in Sachen Malerei und Dichtung ... Rechte: S. Fischer Verlag | 19:50 |
rge070704.wav | 04.07.07 | "Grüne Woche". Von Michael Krüger. Es liest Fritz von Friedl. Oft ist man mitten in einer eigentlich fremden Welt, wie der Betriebswirtschaftsstudent, der nebenbei ein bisschen Theater spielt, in der Berliner Landwirtschaftsmesse - und gar nicht bemerkt, dass inzwischen schon die nächste, noch viel fremdere Welt in Gestalt einer Dame mit Koffer ... aber da ist schon alles wieder vorbei. Und nur die eigene Welt kommt einem plötzlich eine Spur fremder vor. Rechte: Sansoucci Verlag | 19:50 |
rge070821.wav | 21.08.07 | "Svetlana oder Stillleben mit Notausgang". Von Egyd Gstättner. Es liest Peter Faerber. Was ein Karst ist, weiß jeder, der irgendwann in der Schule etwas von Kalkgesteinsverwitterung gehört hat, oder wenigstens von slowenischer Literatur - in der der Karst als Klischee mindestens so oft vorkommt wie im nachbarlichen Kärnten der Chor. So ist es nur natürlich, dass der Kärntner Satiriker und Klischeeexperte Egyd Gstättner, wenn ihn ein slowenischer Fremdenverkehrsprospekt zu einer grenzüberschreitenden Geschichte inspiriert, prompt einen Mädchenkarstchor auftreten lässt, dem die kleine Svetlana beitreten soll, aber nicht will. Was sich, Gott und allen Mädchenkarstchören sei Dank, schließlich doch noch ändert, so dass sich kein Mensch um irgend ein Klischee Sorgen oder gar darüber Gedanken machen muss ... Rechte: Amalthea Verlag | 19:50 |
rge070910.wav | 10.09.07 | "Ein Telefonanruf". Von Dorothy Parker. Deutsch von Pieke Biermann und Ursula-Maria Mössner. Es liest Michou Friesz. Weiß heute noch, da wir mit "Handys" jegliche zwischenmenschliche Verständigung niederquatschen, irgendjemand etwas von der Poesie, vom tiefen Gefühlswert eines ruhig dastehendenTelefons? Von der einschneidenden Plötzlichkeit seines Läutens? Davon, was es bedeutet, wenn der geliebte Mensch klingelt? Und davon, wenn nicht? Rechte: Kein & Aber | 19:49 |
rge071016.wav | 16.10.07 | "Frauen allein in Hotelzimmern". Von Doris Dörrie. Es liest Michou Friesz. Es ist gar nicht so leicht, Liebesaffären zu haben - das glauben nur die andern, die sie einem neiden... Und dass die etwas dickliche Fanny und der dünne Klaus beide Rundfunkleute sind, macht die Sache nicht einfacher. Vor allem Fanny ist, sozusagen, unfähig zum Leichtsinn. Und der Treueschwur "Ich verlasse dich nicht!" hat, aus ihrem Mund, etwas Bedrohliches. Rechte: Diogenes Verlag | 19:50 |
rge071121.wav | 21.11.07 | "Zwei Herren am Erntedankfest". Von O. Henry (Deutsch von Annemarie und Heinrich Böll). Es liest Cornelius Obonya. Pünktlich zum "Thanksgiving Day" in den USA eine sehr amerikanische Short Story des sehr amerikanischen Autors William Sidney Porter, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit seinen überraschend pointierten Kurzgeschichten unter dem Pseudonym O. Henry berühmt wurde | 19:50 |
rge071203.wav | 03.12.07 | "Die Wette". Von Anton Tschechow. Es liest Peter Färber. Der russische Arzt und Seelenkenner Anton Tschechow hat diese kleine, gleichsam komprimierte Geschichte einer frivolen Wette geschrieben: Darin geht es, vordergründig, um Todesstrafe oder Lebensentzug durch Haft - konkret um die Frage, ob einer für ein Vermögen, das ihn sorglos machte bis an sein Lebensende, 15 Jahre eben dieses Lebens in Einzelhaft hinzugeben nicht nur bereit, sondern auch imstande wäre. Als der das Vermögen bietende Bankier die Sache auf schnöde Kavaliersart beenden will - hat sie schon eines genommen. Allerdings ein ganz und gar unerwartetes ... Rechte: Phaidon/ Artemis und Winkler (Übersetzung) | 19:50 |
rge080107.wav | 07.01.08 | "Kein Kuss für Mutter". Von Tomi Ungerer. Es liest Michou Friesz. Es ist keine wirklich böse Geschichte, eher im Gegenteil. Auch wenn sie von dem berühmten Zeichen-Bösewicht Tomi Ungerer ist. Aber Toby Tatze, der Sohn der rundum sanften Frau Angora Tatze, ist halt im blödesten Katzenalter und mag es nicht, immer "Schätzchen" oder gar "Honigschneck" genannt zu werden. Und immerzu geküsst. So lange, bis er aus lauter Trotz lächerlich einfühlsam und ausgesprochen blöd zärtlich werden muss ... Rechte: Diogenes Verlag | 19:48 |
rge080212.wav | 12.02.08 | "Das Heinzelmännchen von Töreby". Von Selma Lagerlöf. Es liest Michou Friesz. Im Werk der schwedischen Dichterin Selma Lagerlöf - sie bekam 1909 als erste Frau den Literaturnobelpreis - spielen Kobolde und Trolle eine mindestens ebenso wichtige Rolle wie die Menschen; kein Wunder: Die Wichtel sind ja schlechte Gewissen, Sühne und Sündebuße zugleich für das Menschengelichter. Schon Lagerlöfs berühmter Romanerstling, "Gösta Berling", wird aus den zugleich unter- und überidischen Quellen des südschwedischen Värmlands - Lagerlöfs engerer Heimat - gespeist ... und der noch viel berühmtere "Nils Holgersson" sowieso. Und auch das "Henzelmännchen von Töreby" ist keins mit einem Nürnberger Lebkuchenherzen, sondern ein geradezu unerbittlicher Troll ... Rechte: Nymphenburger Herbig Verlag | 19:48 |
rge080303.wav | 03.03.08 | "Bevor du 'Hallo' sagst". Von Italo Calvino. Deutsch von Burkhart Koerber. Es liest Cornelius Obonya. Die unerträgliche Geschwätzigkeit des Seins, die Angst des Telefonierers vor dem Anruf - all das und noch viele subtile, meistenteils gar nicht telefonierbare Zwischentöne machen Italo Calvinos kluge, ironische Fabel von der Banalisierung der technischen Gefühle so zuhörenswert ... Gewiss, in dieser Geschichte aus den Fünfzigerjahren nähert sich der gesprächslustige Finger noch der "nummernfressenden Scheibe", aber der Schlüsselsatz gilt unverändert: "Die Leichtigkeit des Telefonierens erzeugt eine so große Versuchung, dass Telefonieren immer schwieriger, um nicht zu sagen, unmöglich wird." Rechte: Carl Hanser Verlag | 19:50 |
rge080416.wav | 16.04.08 | "Anwalt Tanucci". Erzählung von Luciano de Crescenzo. Es liest Peter Faerber. Der italienische Erzähler und Philosoph Luciano de Crescenzo, der in diesem Sommer achtzig Jahre alt wird, widmet sich, wenn er nicht gerade Bestseller über die Vorsokratiker oder sonst Altgriechisches schreibt, weiterhin mit liebevoller Ironie den Zuständen und Charakteren in seiner engeren Heimat Neapel. Der Anwalt Tanucci ist so einer, nämlich Zustand und Charakter in einem - wenn er beispielsweise erklärt, weshalb eine tadellose Fälschung nicht das Geringste mit Betrug zu tun hat, ja, weshalb es glatter Betrug wäre, solches zu behaupten ... Rechte: Diogenes Verlag | 19:50 |
rge080513.wav | 13.05.08 | "Die Erlösung von Tours". Erzählung von Hugo Loetscher. Es liest Elisabeth Orth. Der Gnade des Heiligen kann man nicht entfliehen, schon gar nicht, wenn man auf Krücken humpelt wie die beiden Bettler Francois und Albert. Und so kann es einem passieren, dass man mit der Erlösung von seinem Leid erst einmal fertig werden muss ... Rechte: Diogenes Verlag | 19:47 |
rge080630.wav | 30.06.08 | "Ocean 1212-W". Von Sylvia Plath. Deutsch von Julia Bachstein und Sabine Techel. Es liest Chris Pichler. 1962, knapp ein Jahr vor ihrem Freitod mit nicht einmal 31 Jahren, schrieb die amerikanische Lyrikerin und Erzählerin Sylvia Plath diese Schlüsselgeschichte aus ihrer Kindheit an der amerikanischen Ostküste: Von poetischen Träumen, von Verlust und Einsamkeit - und vom Tod des geliebten Vaters, als das schwärmerische Mädchen noch keine neun Jahre alt war. Diesen Tod hat die reale Sylvia Plath nie verwunden ... Rechte: Piper Verlag | 19:50 |
rge080708.wav | 08.07.08 | "Reiseleiter". Von Guy Krneta. Deutsch von Uwe Dethier. Es liest Peter Faerber. Die Figur des Reiseleiters gehöre zu den tragischen bis peinlichen Chargen in der grotesken Schmierenkomödie des modernen Tourismus - so findet jedenfalls der schweizerische Erzähler Guy Krneta: Ein Teil des amorphen Ganzen, der alles und nichts zugleich ist. Oder doch zumindest sein sollte, wenn er ein ordentlicher Reiseleiter ist. Rechte: Aufbau Verlag | 19:50 |
rge080813.wav | 13.08.08 | "Ein Abenteuer". Von Adolfo Bioy Casares (aus dem Spanischen übersetzt von René Strien). Es liest Cornelius Obonya. In den Liebesgeschichten des argentinischen Erzählers Adolfo Bioy Casares wird der physikalisch unmögliche, seelisch-poetisch aber greifbar naheliegende Beweis geführt, dass man durchaus auch ein kleines Bisschen entgleisen kann. Und dass, wie im vorliegenden Fall, ein misslungenes Abenteuer sich ohne weiteres als gute Tat eignet, wenn man mit dem Vollbringen nur rechtzeitig fertig wird... Adolfo Bioy Casares, 1914 in Buenos Aires geboren, lernte 1932 Jorge Luis Borges kennen und zwei Jahre darauf seine spätere Frau, die ihn gemeinsam mit Borges überzeugte, sein Studium der Rechtswissenschaften und der Philosophie aufzugeben und sich ganz der Literatur zu widmen. 1940 veröffentlichte er "La invencion de Morel", seinen wohl bekanntesten Roman. Unter den gemeinsamen Pseudonymen H. Bustos Domecq und B. Suarez Lynch verfasste er mit Borges zusammen zahlreiche Erzählungen. 1990 erhielt Bioy Casares den bedeutendsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt: den "Premio Cervantes". Er starb 1999 in Buenos Aires. Rechte: Suhrkamp Verlag | 19:50 |
rge080902.wav | 02.09.08 | "Leonie". Von Wiebke Lorenz. Es liest Michou Friesz. Eine beste Freundin erkennt man daran, dass sie einen souverän aus einer furchtbar dummen Situation rettet, während alle andern nur dumm kichern. Und eine aller-, allerbeste Freundin revanchiert sich nicht nur mit Gleichem, sondern merkt sich sowas auch noch vom ersten Schultag bis zu dem Tag, an dem sie endlich groß ist und eine Schriftstellerin und eine richtige, schöne Geschichte daraus machen kann ... Rechte: Piper Verlag | 19:50 |
rge081008.wav | 08.10.08 | "Ab jetzt". Von Roswitha Haring. Es liest Michou Friesz. Was man sagt und was man schreibt, was man tut und was man lässt und was sich gehört bei festlichen Anlässen - diese penetrante Weisheit der Erwachsenen kann einen mit vierzehn, fünfzehn schon wütend machen und traurig und trotzig zugleich - auch, wenn man nur ein paar Briefe mit dummen Lügen vollschreiben soll ... Rechte: Amman Verlag, Zürich | 19:52 |
rge081126.wav | 26.11.08 | "Der Berufskiller". Von Henning Mankell. Aus dem Schwedischen von Lotta Rüegger. Es liest Peter Faerber. Man kann die Entsorgung von Menschenleben durchaus als selbstverständlichen Dienst an einer durch und durch auf Effizienz und Betriebswirtschaftlichkeit erpichten Dienstleistungsgesellschaft ansehen. Nur sollte man dann mit der nötigen Konsequenz auch an sich selbst denken ... Der gelernte Schauspieler und Regisseur Henning Mankell, Jahrgang 1948, ist mit seinen Kriminalgeschichten zum erfolgreichsten Gegenwartsautor Schwedens geworden. Fast immer finden sich im fantastischen Alltagsrealismus von Mankells Erzählungen über das Verbrechen politische und ideologische Aspekte aus seiner eigenen Vergangenheit als engagierter "Achtundsechziger". Rechte: Piper Verlag (Übersetzungsrechte), Leonhard & Hoer Literary Agency (Originalrecht) | 19:50 |
rge081209.wav | 09.12.08 | "Ein reelles Unternehmen". Von Jaroslav Hasek. Aus dem Tschechischen übersetzt von Grete Reiner. Es liest Cornelius Obonya. "Je dümmer und blöder etwas ist, desto mehr Menschen greifen in die Tasche, damit sie sich´s auch anschauen können" - diese konsumkritische Feststellung stammt, erstaunlicherweise, aus dem Jahr 1920: von Jaroslav Hasek, dem anarchistischen Schwankerzähler und Verfasser des "Schwejk". Rechte: | 19:50 |
rge090105.wav | 05.01.09 | "Ungeheure Geschichte". Von Adolfo Bioy Casares. Es liest Peter Faerber. Kann man sich dem Fluch der ewigen Jugend entziehen? Nämlich dann, wenn diese als hormonell entgleistes Monstrum auf der Suche nach seinem medizinischen Peiniger durch das winterliche Schweizer Wallis stapft? Die beiden Herren in der sorgsam verbarrikadierten Berghütte werden es erfahren ... Rechte: Übersetzung: René Strien, Original: Agentur Carmen Balcells | 19:50 |
rge090223.wav | 23.02.09 | "Rotkäppchen und der Wolfspelz". Von Peter Rühmkorf. Es liest Chris Pichler. Peter Rühmkorf war ein literarischer Tausendsassa. Er schrieb u. a. auch Märchen: satirisch-versponnene, fantastisch-freche Geschichten, wie die vom Rotkäppchen und dem Wolfspelz, die schon im Titel einen Hauch ironischer Verfremdung ahnen lässt. Rechte: Rowohlt Verlag | 19:50 |
rge090318.wav | 18.03.09 | "Die Kleinkatze", "Die verrückte Katze" und "Die Hauskatze". Von Midas Dekkers. Es liest Michou Friesz. Katzenbesitzerin/innen können einem mit ihren ewigen Katzengeschichten ganz schön auf die Nerven gehen. Warum sollte das Midas Dekkers nicht gelingen? Etwa, wenn er sich - als schlichter Mensch - angesichts der überaus gelungenen Schöpfung der Katze die bange Frage stellt: "Wozu sind wir eigentlich auf der Welt?" Rechte: Blessing Verlag | 19:50 |
rge090505.wav | 05.05.09 | "Maiglöckchen". Von Mircea Cartarescu. Es liest Peter Faerber. Der Autor weiß von Déjà-vu-Erlebnissen zu berichten, von denen es gar nichts zu berichten gäbe, wüsste man, worin das "Schon-einmal-gesehen-haben" denn eigentlich besteht. So aber haben die Düfte beim besten Willen keine Gestalt und die Träume absolut keinen Grund, und das alles nur, weil diese "Maiglöckchen" nur so tun, als ob sie Maiglöckchen wären. Rechte: Suhrkamp Verlag | 19:50 |
rge090623.wav | 23.06.09 | "Der Meeresspiegel". Von Hermann Broch. Es liest Peter Matic. Hermann Broch, einer der berühmtesten Unbekannten der österreichischen Literatur, schrieb um 1933 einen Zyklus von Erzählungen, die später Teile eines "Novellenromans" werden sollten und sich mit den Grundtypen des realen und des irrealen Erlebens beschäftigen. Die Erzählung "Meeresstille" ist auch eine der Vorstudien zu Brochs Opus Magnum vom Tode des römischen Dichters Vergil, dessen Ich sich träumend im Meer auflöst ... | 19:51 |
rge090706.wav | 06.07.09 | "Von Hund zu Hund". Von Mark Twain. Aus dem Amerikanischen von Friedrich Minssen. Es liest Otto Clemens. Der amerikanische Tierfreund und Satiriker Mark Twain bediente sich zuweilen unüblicher Mittel, um auch seine Menschenkenntnis zu belegen: in diesem Fall eines Konvoluts von fünf lehrhaften Briefen, die Bello Wilkerson für Lassie Lathrop verfasst hat; und die Twain, wie er treuherzig beteuert, aus dem Hündischen übersetzt hat - nicht ohne sie, passagenweise, zu entschärfen, weil Leser halt doch nur Menschen sind ... Rechte: LangenMüller Verlag | 19:50 |
rge091111.wav | 11.11.09 | Die verschwundenen Habseligkeiten". Von Hans Magnus Enzensberger. Es liest Cornelius Obonya. Gegenstände, so leblos sie sich geben, haben doch ganz verschiedene Charaktere: Die einen stehen einem so lange im Weg herum, bis man sie verräumt und nie mehr findet. Andere, ebenso überflüssige, verstecken sich boshaft, um nach Jahren plötzlich zum Vorschein zu kommen und auf diese Weise völlig unverdiente Wiedersehensfreude zu provozieren. Ausgesprochen selten allerdings sind solidarische Aktionen wie jene in der alten Villa des Großvaters Jakob, aus der die Dinge gleich rudelweise zu flüchten schienen, vom Kleinkram bis zum Kristallluster - und so musste ein Pedant am Mangel an zu ordnenden Dingen einsam sterben ... Rechte: Autor | 19:50 |
rge100104.wav | 04.01.10 | "Reise im Winter". Eine Erzählung von Helga Königsdorf. Es liest Elisabeth Orth. Ein Mann und eine Frau in einem Zug. Sie beginnt von ihrer Jugend zu erzählen, scheint aber nicht mit einer Reaktion darauf zu rechnen. Der Zug hält auf offener Strecke, er steigt aus, um nach dem Grund zu fragen. Als sich der Zug wieder in Bewegung setzt und er in sein Abteil zurückkehrt, ist sie verschwunden. Ist sie wirklich bei ihm im Abteil gesessen, stapft sie jetzt durch den Schnee? Gestaltung: Edith Vukan, Sprecher: Roland Knie, Rechte: Luchterhand | 19:50 |
rge100111.wav | 11.01.10 | "Bekenntnisse einer ehrbaren Küchenschabe". Von Patricia Highsmith. Aus dem amerikanischen Englisch von Melanie Walz. Es liest Peter Faerber. Wenn man so um die zwei- bis dreihundert Generationen Familiengeschichte überblickt, dann weiß man ganz einfach, wo die dunklen Seiten der Zweibeiner liegen - als Sechsbeiner von Format, dessen Ahnen schon hier logierten, als die Pilgrim Fathers noch nicht einmal geboren waren, geschweige denn wussten, was eine Mayflower ist ... Und als Küchenschabe kann man auch wie niemand anderer den Niedergang der Menschen, jedenfalls derer im Hotel, beurteilen: Wo sind sie hin, all die Brotkrümel und Butterflöckchen, die vitaminreichen Körnchen und Brosämlein, bei diesem heutigen Fast-Food-Fraß? Rechte: Diogenes | 19:50 |
rge100323.wav | 23.03.10 | "Kreuzwege". Von Roswitha Haring. Es liest Michou Friesz. Es sind Erinnerungen, nicht böse, aber - wie sooft bei der jungen Erzählerin Roswitha Haring - unangenehme Reminiszenzen an den Alltag in der deutschen Provinz, wo die Versatzstücke - Überzeugungen, Traditionen, Menschen - im Weg herumstehen, völlig überflüssig, aber unverrückbar. Und es ist, wie immer bei Roswitha Haring, eine ganz kleine persönliche Entwicklungsgeschichte, die all den Hindernissen und Schikanen letztlich doch ein kleines bisschen Glück abzugewinnen weiß ... und sei es das, dass der Eintopf zu Mittag eigentlich gar nicht so schlecht schmeckt und dass die Frau Hofer auf einmal lächelt. Und dann sogar die Debbi! Rechte: Ammann-Verlag, Zürich | 19:50 |
rge100324.wav | 24.03.10 | "Der Mann mit dem Gedächtnis" und "Der Mann, der nichts mehr wissen wollte" von Peter Bichsel (75. Geburtstag). Es liest Robert Meyer. Die Kindergeschichten des schweizerischen Autors Peter Bichsel sind nur scheinbar naiv - in Wahrheit attackieren sowohl "Der Mann mit dem Gedächtnis" als auch "Der Mann, der nichts mehr wissen wollte" mit lächelnder Hinterlist jene Absurditäten, die die Erwachsenen aus purer Bequemlichkeit für logisch halten. Und so sollten einem jener seltsame Herr, der sich die unsinnigsten Dinge auswendig merkt, um was Besseres zu sein, wie auch jener, der zum Zweck des Vergessens irrtümlich Chinesisch lernt, eigentlich bekannt vorkommen ... Rechte: Luchterhand | 19:50 |
rge100504.wav | 04.05.10 | "Esbjerg, an der Küste". Von Juan Carlos Onetti. Aus dem Spanischen von Gerhard Poppenberg. Es liest Peter Faerber. Immer, wenn wir nachdenken, kommt uns der schlichte Umstand, dass doch jeder von uns eigentlich allein ist, erstaunlich vor. Selbst dann, wenn wir aus irgendwelchen Gründen dasselbe denken wie die Frau neben uns, und sogar dann, wenn wir - wie der kleine Spanier Monte - mit ihr verheiratet sind: Denn wir können nicht lesen in anderer Leute Gedanken, nicht einmal dann, wenn die zufällig auch die eigenen sind. Das ist allerdings erst der Schluss der Geschichte, an dem der kleine Spanier Monte und seine dicke dänische Frau Kirsten (um deretwillen sie, die Geschichte, einen dänisch klingenden Titel hat!), an der Mole stehen und den Passagierdampfern nachwinken. Bis dahin muss die andere Geschichte, die eigentliche, die in allem steckt und die "Esbjerg, an der Küste" heißt, von Kirsten erzählt sein - auf Dänisch, von dem der Mann kein Wort versteht. Aber er versteht, dass eine Schiffsreise nach Dänemark zweitausend Pesos - gute, alte, noch nicht inflationäre! - kostet, und dass Sehnsucht ohne Aussicht auf Geld ganz besonders wehtut. Und irgendwie treibt das dann, durch viele Tage und Nächte, dem schon erwähnten Schluss zu ... man kann das leider hier nicht alles so haarklein erzählen, wie sich's tatsächlich zuträgt. Rechte: Suhrkamp | 19:50 |
rge101019.wav | 19.10.10 | "Begegnung in Turin". Von Mircea Cartarescu. Aus dem Rumänischen von Ernest Wichner. Es liest Peter Matic. Mircea Cartarescu, Jahrgang 1956, hat seine Schriftstellerkarriere als Lyriker begonnen und gehört heute, als Romancier wie als Erzähler, zu den meistgelesenen und auch meistübersetzten Autoren Rumäniens. Dass er, nicht nur aus sprachlichen Verwandtschaftsgefühlen, eine gewisse Vorliebe für Italien und für auch die dortigen Frauen hat, macht schon der Titel der Erzählung klar: "Begegnung in Turin". Die Dame freilich, mit der er's da, zuerst ganz en passant, dann aber geradezu obsessiv zu tun kriegt, entzieht sich sämtlichen diesbezüglichen Klischees und zwingt den Mann im Erzähler zur Flucht vor dem, was er nicht als Realität wahrzuhaben bereit ist ... | 19:49 |