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knie_rge_2002-2005
Roland Knie - "Radiogeschichten" (2002-2005)
20.10.11
Alle im ORF-Archiv noch vorhandenen Ausgaben der Sendereihe "Radiogeschichten". Arbeitskopien für Forschungszwecke, nur am Hörplatz im Archiv beistellbar.
L = Lücke (Audio fehlt)
Archivnummern: ocgf/OR/AP/knie_rge_(Datum)
© ORF
Biographie von Roland Knie bei Oral History ohist
Datei | Datum | Inhalt | Dauer |
rge020702.wav | 02.07.02 | An jenem Sommerabend von Hermann Hesse. Es liest Cornelius Obonya. An jenem Sommerabend, der der Erzählung den Titel gibt, gerät der junge Autor, damals in ärmlichen Verhältnissen lebend, in eine Gartengesellschaft, in der er sich prompt als linkischer Außenseiter benimmt. Erst viel später, anlässlich eines Spitalsaufenthaltes, beginnt er, sich jenen Abend zurückzuträumen, dazu jene junge Dame, die ihm nun, als Erinnerung, erst deutlich entgegentritt... Rechte: Suhrkamp Verlag | 19:52 |
rge020827.wav | 27.08.02 | Das Lamm Gottes und andere tierische Geschichten von Midas Dekkers. Es liest Detlev Eckstein. Wenn der niederländische Biologe nd Bestsellerautor Midas Dekkers Tiergee- schichten schreibt, kann man sicher sein, dass ihm dabei immer wieder die wunderliche Gattung Homo sapiens dazwischenkommt... Ob sich der Liebe Gott die Sache mit einer Katze im Himmel noch einmal überlegt, ein Brathendl aviatorischen Anschauungsunterricht gibt oder wir hässlilchen Entlein alle an den Schwan glauben - es ist immer Allzumenschliches, das da portraitiert wird. aus: Midas Dekkers: "Das Gnu und Du", Karl Blessing Verlag München 2002. Rechte: Bertelsmann (K. Blessing-Verlag) | 19:33 |
rge020905.wav | 05.09.02 | Die Flöte des Herrn von Kasarek von Paul Parin. Es liest Peter Matic. Paul Parin, aus der slowenischen Krajina gebürtiger Psychoanalytiker und Schriftsteller, hat die Geschichte vom alten k.u.k. Rittmeister Karasek und seiner Hirtenflöte, auf der man Schalmeientöne ebenso gut wie schrille Militärmärsche spielen kann, wohl nicht eher zufällig erstmals 1997 in einer Festschrift der Universität Klagenfurt abdrucken lassen - deren Ehrendoktor er auch ist. Es ist, wie oft bei Parin, eine aus der eigenen Kindheit aufbewahrte Geschichte, die als Gleichnis gelten kann: in diesem Fall für das schlimme nationalistische Getue, wie es sich auch nach dem Ende des alten Österreich zwischen der Steiermark und Slowenien abspielte, das sehr bald seinerseits vom neuen serbo-jugoslawischen Nationalismus vereinnahmt wurde. Mit einem altösterreichischen, flötenspielenden Offizier als unheimlich- komische Figur, die den alten Militarismus buchstäblich spielend in einen neuen überführt... | 19:47 |
rge021002.wav | 02.10.02 | Der Vater von Guy de Maupassant. Es liest Elisabeth Orth. Ein kleiner Pariser Ministerialbeamter - der Maupassant selbst einmal war - entdeckt bei seinen täglichen Autobusfahrten ins Büro das, was er für Liebe hält. Und vermag, zwischen Begehren und Feigheit hin und her gerissen, letztlich nicht anderes, als sich sein Glück, nach dem auch er sich sehnt, von seiner kurzzeitlichen Geliebten, schließlich sogar von deren Sohn, zusammenzustehlen.... | 19:40 |
rge021016.wav | 16.10.02 | Der Mann mit dem Gedächtnis. Der Mann, der nichts mehr wissen wolltevon Peter Bichsel. Es liest Robert Meyer. Die Kindergeeschichten des schweizerischen Autor Peter Bichsel sind nur scheinbar naiv - in Wahrheit attackieren sowohl "Der Mann mit dem Gedächtnis" als auch "Der Mann, der nichts mehr wissen wollte" mit lächelnder Hinterlist jene Absurditäten, die die Erwachsenen aus purer Bequemlichkeit für logisch halten. Und so sollten einem jener seltsame Herr, der sich die unsinnigsten Dinge auswendig merkt, um was Besseres zu sein, wie auch jener, der zum Zweck des Vergeessens irrtümlich Chinesisch lernt, eigentlich bekannt vorkommen... Rechte: Luchterhand Verlag | 19:43 |
rge021114.wav | 14.11.02 | Gott sieht die Wahrheit, sagt sie aber nicht gleich von Leo Tolstoj. Aus: "Es fuhr ein Bauer in die Stadt" – Kindergeeschichten. Es liest Fritz von Friedl. Eine der Volks- oder, genauer, Kindergeeschichten von Leo Graf Tolstoj, die in ganz einfacher, aber poetischer Sprache ( gedacht als Leseübung für die Dorfschule ) über bodenständige Themen erzählen. Aber eben auch von Schicksalen wie dem des jungen Kaufmannes Aksjonow, der unschuldig wegen eines Raubmordes verurteilt wird und den wahren Täter im Straflager kennenlernt ...Rechte: dtv, Eva Wachinger (Übersetzung) | 19:59 |
rge021231.wav | 31.12.02 | I. "Die Maus", II. "Flocke", III. "Verkehrte Welt". Drei Nachdenkgeschichten von Alfred Polgar. Es liest Andrea Jonasson. Alfred Polgar war ein Meister des Gedankenblitzes. Brillant konnte er scheinbar "eherne moralische Grundsätze" ins Groteske oder ins Gegenteil wenden. In "Verkehrte Welt" führt Polgar an Hand eines Films vor, wie es wäre, wenn nicht das sogenannte "Gute", sondern das "Böse" siegt. In der Geschichte "Die Maus" nagt das kleine graue Tier am Nervenkostüm des Fallenstellers, weil ihn plötzlich das Mitleid mit der Kreatur übermannt. In "Flocke" zeigt Polgar, wie schwer es ist, bei einem so einfachen Satz wie: "Ich lüge nie!" nicht zu lügen. | 19:39 |
rge030113.wav | 13.01.03 | "Lebenskunst" und andere Geschichten von Franz Molnar. Es liest Sandra Kreisler. (I. "Die Erfindung des Milchkaffees", II. "Lebenskunst", III. "Fliege in der Suppe"). 3 Humoresken aus dem Budapester Milieu: 1) Der fiktive Erfinder des Milchkaffees schildert die Kompliziertheit und die Konsequenzen seiner Erfindung - vom Kaffeeanbau und der Aufzucht der Milchkuh bis zum Service - derart grotesk, dass er keinen Financier für sein Projekt findet. 2) Ein stadtbekannter Schnorrer führt seinen Freunden vor, wie man im Luxusrestaurant Noblesse bewahrt und trotzdem nur ein paar Forint für eine Gemüsebeilage bezahlt. 3) Die Nachlässigkeit eines Gastwirtes und wie man ihr mit ungarischer Trandezza begegnet. Rechte: Kremayr & Scheriau, Wien 1972 | 19:38 |
rge030121.wav | 21.01.03 | "Die Diplomatie" und "Grauenerregende Zustände in einer Wiener Redaktion". Zwei Essays von Egon Friedell. Es liest Wolfgang Hübsch. Der Kulturphilosoph und Satiriker Egon Friedell erörtert zunächst die Frage, ob es sich bei der internationalen Diplomatie bloß um Schurkerei oder doch eher um gehobenes Verbrechen handelt. Im zweiten Essay untersucht der Kritiker und Journalist Friedell, ob es möglich wäre, in eine Zeitung andere Dinge als politische Banalitäten und Wirtschaftsnachrichten zu schmuggeln. Antwort: Ja. Man muss nur falsche Überschriften wählen. Rechte: Löcker Verlag (Wh. 21.01.08) | 19:48 |
rge030212.wav | 12.02.03 | "Schatten vor meiner Tür". Erzählung von Reinhard Federmann. (Zur 80. Wiederkehr seines Geburtstages). Es liest Wolfgang Gasser. Die "Schatten vor der Tür" - das sind Vertreter, angebliche Studenten, zudringliche Figuren, die sich als geschwätzige Ruhestörer in die Klause des Dichters drängen und ihm alles mögliche andrehen. Die alltägliche Situation steigert sich ins Groteske, schließlich ins Surreale, als der inzwischen hochverschuldete Autor bei dem verzweifelten Versuch, die finanzielle Katastrophe durch den Weiterverkauf all des an der Wohnungstür erworbenen Krams abzuwenden, prompt als Betrüger geschnappt wird und all den vormals Mitleid heischenden Studenten als gnadenlose Ankläger, Anwälte, Versicherungsdirektoren, Ärzte wieder begegnet ... (Aus: Reinhard Federmann, "Die Stimme", Erzählungen; Picus-Verlag Wien 2001). Rechte: Picus Verlag | 19:43 |
rge030408.wav | 08.04.03 | I. "Die weißen Handschuhe". Erzählung von Ianthi Theocharidu. II. "Der Empfang". Erzählung von Niki Katsaouni. Es liest Sandra Kreisler. Eine zyprisch-griechisch/zyprisch-türkische Geschichte, dies- und jenseits der Demarkationslinie durch Nikosia. Die junge Frau wagt sich hinüber in den feindlichen Bezirk, um den Mörder ihres Geliebten wenigstens zu sehen. Der wagt es kaum, seine kindische Maskierung abzulegen - erst, als die beiden gemeinsam über ihre "Verfeindung" nachzudenken beginnen ... und schließlich hilft ein simples Paar vergessener Handschuhe, die angeblich unüberwindliche Grenze zu überwinden. Rechte: Romiosini-Verlag | 19:47 |
rge030414.wav | 14.04.03 | "Auf und davon". Erzählung von Doris Lessing. Es liest Erich Auer. Ein alter Mann und sein Taubenschlag. Einer, der die Einsamkeit, die er sich durch starrsinnige Herrschaft über Tochter und Enkelin selbst bereitet, nicht erträgt. Indem sie ihm eine Taube schenkt, möchte sich die Enkelin loskaufen, in ein eigenes Leben ... Rechte: dtv | 19:42 |
rge030520.wav | 20.05.03 | "Dauerwelle". Erzählung von Judy Budnitz. Es liest Olivia Silhavy. Versteckenspielen ist gar nicht so einfach - besonders, wenn man vor dem Spiegel sitzt wie Mrs. Wakefield, um die Dauerwelle für das wichtigste Familientreffen ihres Lebens zu bekommen ... und es ist alles sehr merkwürdig. Der Stammfriseur hat sie ausgerechnet heute im Stich gelassen und - warum faltete sie eigentlich die Hände? Rechte: "Große Sprünge", Insel-Verlag 2002. | 19:57 |
rge030618.wav | 18.06.03 | "Jungle Jungle". Erzählung von Martin Mosebach. Es liest Florentin Groll. Eine bizarr-exotische "Urwaldgeschichte", zugleich eine Zeit-Reise der kolonialen Art: Mit Lady Pannekoocke zum sagenumwobenen Rastplatz der Tiger ... dort freilich überlebt die schier unglaubliche Dompteuse der bestialischen Katzen ihren eigenen Dressurakt nur um Haaresbreite ... Martin Mosebach, der deutsche Erzähler, hat seiner Geschichte ein Motto aus Goethes "Wahlverwandtschaften" vorangestellt: "Es wandelt niemand ungestraft unter Palmen, und die Gesinnungen ändern sich gewiss in einem Lande, wo Elefanten und Tiger zu Hause sind." Rechte: Rechte: Berlin Verlag | 19:59 |
rge030707.wav | 07.07.03 | "Das Licht vom andern Haus". Erzählung von Luigi Pirandello. Es liest Elisabeth Orth. Tullio Buti, ein finsterer, einsamer Mann, dem man die Jugend und alles Familienleben gestohlen hat, bewohnt ein winziges Untermietzimmerchen ohne jegliches Licht. Bis er aus seiner finsteren Kammer die Familie vis à vis in deren hell erleuchtetem Wohnzimmer zu beobachten beginnt. Solange, bis auch die Familienmutter von drüben eines Tages am finsteren Fenster steht und durch die Nacht zu Tullio Buti herüberschaut ... Rechte: Rechte: Diogenes Verlag Aus: Novellen für ein Jahr, Band II, Zürich 1983 | 20:01 |
rge030818.wav | 18.08.03 | Ohne Titel von Henry Slesar. Es liest Wolfgang Hübsch. Eine der mehr als 500 Short Stories des ansonsten als Kriminal- und Science-Fiction-Autor bekannten Amerikaners Henry Slesar, führt den Titel "Ohne Titel" zu recht: Welchen Titel sollte man den einem Gespräch mit einer Küchenschabe geben, das einem ja ohnehin niemand glaubt? Es sei denn, man entfernte das Tier aus der Realität und erfände es danach neu: Lügen glauben die Leute noch am ehesten ... Rechte: Diogenes Verlag | 20:01 |
rge030929.wav | 29.09.03 | "Wakefield" und "Ethan Brand". Erzählungen von Nathaniel Hawthorne. Es liest Fritz von Friedl. Nathaniel Hawthorne, scharfsichtiger Diagnostiker des neuenglischen Puritanismus, beobachtet in der 1835 entstandenen Erzählung einen ganz gewöhnlichen Herrn Jedermann namens Mr. Wakefield, der eines Tages Frau und Wohnung verlässt - nur, um gleich nebenan geradeso dahinzuleben wie bisher. Er ist zu schwach, um auch nur an irgendein Ziel zu gelangen, aber auch nicht mehr im Stande, zurückzugehen. So flieht Mr.Wakefield vor sich selber ... im Kreis. Rechte: Friedenauer Presse | 19:50 |
rge031014.wav | 14.10.03 | "Der Zettel mit meiner Adresse." Erzählung von Asta Poldmäe. Aus dem Estnischen von Irja Grönholm. Es liest Sandra Kreisler. Die Rätselhaftigkeit des Alltags, wenn er plötzlich nicht mehr gewöhnlich ist - die Wirklichkeit hinter der Realität, die Risse und Sprünge im Gefüge der Zeit - davon erzählt die estnische Autorin Asta Poldmäe: Die Mutter eines kleinen Buben sieht sich eines Tages an ihrer Wohnungstür einem Mädchen gegenüber, das sich mit nichts als mit einem Zettel ausweisen kann, auf dem der Name des Buben und die Adresse steht. Und die Mutter weiß doch, dass diese Frau in zwanzig Jahren mit ihrem Sohn fortgehen wird ... Rechte: aus: "Die Erde unter den Städten", DIPA-Verlag, Frankfurt/Main 1993 | 20:00 |
rge031027.wav | 27.10.03 | Olivia Silhavy liest "Die Jagdgesellschaft" von Virginia Woolf | 20:03 |
rge031201.wav | 01.12.03 | "Die Katzengeschichte". Erzählung von Karel Capek. Deutsch von Friedrich Torberge. Es liest Ulrike Beimpold. Karel Capek, bekannt als satirischer Utopist mit sehr realen Hintergedanken, erzählt hier eine scheinbar harmlose Märchengeschichte von einem gütigen, aber leicht angetrottelten König und seinem dazu passenden Hofstaat, von einer entzückenden Prinzessin, einem ebenso lieben wie geldgierigen alten Mütterchen und einem rätselhaften Fabeltier - und was halt sonst noch so fast in ein Märchen hineingehört. Rechte: Karel Capek, "Seltsame Geschichten von Räubern und Polizisten, Briefträgern und Prinzessinnen, Drachen und anderen Tieren". Wien, Jungbrunnen-Verlag, 1948 | 20:00 |
rge031216.wav | 16.12.03 | "Die Puppe". Erzählung von Edna O'Brien. Deutsch von Margearet Carroux. Es liest Piroska Székely. Die aus Irland gebürtige, seit 40 Jahren in London lebende Edna O'Brien skizziert das Erleben eines Mädchens, dessen Weltbild aus einer Puppe entsteht; einer wunderschönen, scheinbar lebendigen Puppe, die ihm eine unbekannte Frau geschenkt und die wohlbekannte, verhasste Lehrerin wieder weggenommen hat. Der Gedanke, dieser Welt voller Grausamkeit und Dummheit zu entwachsen, ihr zu entfliehen, lässt das Kind ebensowenig los wie "die hartnäckige Gewohnheit, zu hoffen." Auch und gerade in einer "Welt, die das Schenken verlernt hat." Rechte für das Original: Farrar, Straus & Giroux; USA. Rechte für die Übersetzung: Piper Verlag, München Aus: "Winterlesebuch", Heyne 2000 | 19:52 |
rge031230.wav | 30.12.03 | "Der Walzer". Erzählung von Dorothy Parker. Deutsch von Ursula-Maria Mössner. Es liest Sandra Kreisler. Es muss ja nicht immer Walzer sein, manchmal aber halt - hoppala! - leider - au! - schon. Also walzt sie, die bedauernswerte Erzählerin, der ihre New Yorker Erfinderin Dorothy Parker ein Ungetüm von einem - ogottogottogott! - Walzerkavalier zugedacht hat, walzt sich mit Todesverachtung und zunehmendem Sarkasmus durch eine schier endlose Folge von Eins-Zwei-Dreis und den nicht endenwollenden Beweis, dass es, weiß Gott, männliche Trampel gibt. Ein teils äußerer, teils innerer Monolog, selbstverständlich mit Musik und - au! - guter Laune ... Rechte: Kein & Aber Verlag, Zürich | 19:52 |
rge040120.wav | 20.01.04 | "Im letzten Wagen". Erzählung von Leonhard Frank. Es liest: Klaus Höring. Innenansicht einen Albtraums aus der großen Zeit der Eisenbahn, geschrieben 1925: Eine sehr gemischte Reisegesellschaft im Coupé auf der Fahrt über eine pittoreske, eingleisige Gebirgesstrecke, begreift nach und nach, dass die Kupplung ihres, des letzten, Waggons gerissen ist und sie immer schneller zu Tal sausen ... Mit expressionistischen Stilmitteln schildert der 1882 in Würzburge geborene, erst 1950 aus der Zwangsemigration nach Deutschland zurückgekehrte Leonhard Frank das blanke, sich furios steigernde Entsetzen bis zum - unvermuteten - Schluss. Rechte: Aufbau Verlag, Berlin | 19:54 |
rge040202.wav | 02.02.04 | "Ein Pfund Orangen". Erzählung von Marieluise Fleißer (zum 30. Todestag). Es liest Marianne Nentwich. "Ein Mädchen lebte allzu ernsthaft in sich hinein, und jeden Tag tat es sich was anderes an ..." - mit diesem Satz beginnt die präzise erzählte Geschichte der vom Freund betrogenen, an den Nötigungen des Lebens scheiternden jungen Frau. Jenes Pfund Orangen, Sinnbild luxuriösen Überflusses, vermag ihr schließlich erst recht keinen Sinn mehr zu vermitteln. Marieluise Fleißer hatte die unliterarische, zuweilen aufsässige "Beschreibungs-Sprache" schon zu emanzipatorischer Meisterschaft entwickelt, bevor sie Bert Brecht begegnete. Rechte: Suhrkamp Verlag | 19:58 |
16.03.04 | "Meine Mutter" und "Der Festpreis". Zwei Erzählungen von Luciano de Crescenzo. Deutsch von Linde Birk. Es liest Peter Faerber. Luciano de Crescenzo, Jahrgang 1928, einer der auch international erfolgreichsten Schriftsteller Italiens, lebt zwar in Rom, ist aber innerlich Neapel, der Stadt seiner Kindheit, treu geblieben. "Neapel, Liebe und Freiheit" umreißt der Untertitel von de Crescenzos Erstling die 29 Geschichten, die er da unter dem philosophischen Titel "Also sprach Bellavista" versammelt hat - und man ahnt: Schon allein solche Untertitel sind nur in Neapel möglich; und dann erst die Geschichten! Wie er seiner geliebten Mama schonend - und selbstverständlich erfolglos - beizubringen versucht, dass er als studierter Techniker als Werbeleiter beim Computerkonzern IBM arbeite, statt was Solides zu tun. (Dass er, als Neunundvierzigjähriger, wegen des großen Erfolges des "Bellavista" auf Schriftstellerei umsattelte, hat die Arme nicht mehr erlebt.) Und wie man dem neapolitanischen Geschäftsleben philosophische, ja sogar erotische Seiten abgewinnen kann, ist auch so eine Geschichte, die nur der milde lächelnde De Crescenzo erzählen kann ... Deutsche Rechte: Diogenes Verlag | L | |
rge040426.wav | 26.04.04 | "Ein Idyll - o weh und ach!" und "Vor der Hochzeit". Zwei Humoresken von Anton Tschechow. Deutsch von Peter Urban. Es liest Peter Faerber. Tragik des Stoffes, leichtfüßige Komik der Figuren - diese meisterliche Rezeptur ist schon an frühesten Geschichten wie diesen beiden Humoresken zu erkennen, die Tschechow in den finsteren, das heißt politisch reaktionären Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts, meist unter Pseudonymen, für diverse satirische Blätter verfasste. Das mit der Leichtfüßigkeit ist allerdings "Vor der Hochzeit" angesichts des stetig steigenden Alkoholspiegels der erwartungsfrohen Festgäste nicht wörtlich zu nehmen ... und um viel Rührendes, Verwandtschaftsküsse und üppige Tafelfreuden geht es auch in der Geschichte vom fast gelungenen Idyll - an dem eigentlich ja nur der Geschäftsgang nicht ganz in Ordnung ist. | 19:49 |
rge040519.wav | 19.05.04 | "Die Schattenuhr". Erzählung von Rudolf Bayr (zum 85. Geburtstag am 22. Mai). Es liest Cornelius Obonya. Die beiden sind verheiratet, aber nicht miteinander - eine wenig originelle Situation, von der der Erzähler Rudolf Bayr da ausgeht. Aber wohin er, erzählend, geht, zwischen den zeitlichen und örtlichen Stationen, zwischen Olivenbäumen, Florenz, Siena, Erinnerungen, Venedig, Zürich, Salzburg, Zukunft und einer "Schattenuhr, die ja immer ein wenig vorgeht" - das weist ihn als präzisen Seelen-Seismografen aus. Rechte: Prof. Dr. Friedrich Harrer, Offingerweg 21, 5020 Salzburg | 19:50 |
rge040607.wav | 07.06.04 | "Augen eines blauen Hundes". Erzählung von Gabriel García Márquez. Deutsch von Curt Meyer-Clason. Es liest Franz Csencsits. "Augen eines blauen Hundes" ist der Code zweier Liebender, Code für einen Traum, an den man sich anderntags nicht mehr erinnert. Es ist auch eine Beschwörungsformel für die "Hingabe an das Unmögliche". Eine der frühen, surrealen Erzählungen des nachmaligen Nobelpreisträgers aus Kolumbien, Gabriel García Márquez. Rechte: Kiepenheuer & Witsch | 19:53 |
rge040804.wav | 04.08.04 | "Im Nabel der Welt". Erzählung von Catalin Dorian Florescu. Es liest Wolfram Berger. Catalin Dorian Florescu, Jahrgang 1967, in Zürich als Psychologe tätig, beschreibt, wie er und seine Familie 1982 als Flüchtlinge aus Temesvar/Timisoara in Rumänien durch ein "Glückslos", wie er es nennt, in den "Nabel der Welt" gelangt sind: in die Schweiz. Und wie man dennoch gänzlich neu lernen muss, was überhaupt und was wofür gut oder schlecht sein kann. Und was die Wörter und die Worte bedeuten - auch, wenn man die neue Sprache längst zu beherrschen glaubt ... | 19:52 |
rge040817.wav | 17.08.04 | "Carré fixe". Erzählung von Maro Doúka. Aus dem Griechischen von Alexandros Papageorgiou-Venetas. Es liest Sandra Kreisler. Die gebürtige Kreterin und später in Athen als Studentin rebellierende Maro Doúka beschreibt das scheinbar Unveränderbare, den gleichsam institutionalisierten Zusammenstoß zwischen jungen städtischen Leuten und deren meist ländlich-spießigen Familien. Ob die junge Klió und ihr Freund Pelopídas jemals tatsächlich heiraten werden, wie es sich gehört, bleibt ungewiss - denn nach zwei Monaten Hochzeitsvorbereitungen, Anstandsbesuchen und Anhäufung scheußlicher Hochzeitsgeschenke entflieht der junge Mann zunächst einmal per Bus, ohne auch nur zurückzuwinken ... Rechte: Insel Verlag | 19:43 |
rge040913.wav | 13.09.04 | "Wie man ein feiner und vornehmer Mensch wird" und andere Tipps für Lebenskünstler von Jaroslav Hasek. Es liest Peter Faerber. Die Geschichten sind Haseks "Handbuch für Lebenskünstler" entnommen - vor dem Gebrauch dieser Anweisungen wird allerdings gewarnt... Übersetzungsrechte: B & N Verlag | 19:52 |
rge041005.wav | 05.10.04 | "Ein altes Holzpferdchen". Von Miervaldis Birze. Es liest Klaus Höring. Ein altes Holzpferdchen, ein Schaukelpferd, stellt die Verbindung her zwischen drei Generationen: dem sterbenden Großvater, dem Vater und dem Enkel, der seine Träume auf das Pferdchen packen und gegen Riga, gegen das Meer reiten soll ... Rechte: Edition Memoria, Hürth bei Köln | 19:52 |
rge041109.wav | 09.11.04 | "Wie sieht denn das aus?" Erzählung von Colette. Deutsch von Alexandra Auer. Es liest Andrea Clausen. Sie ist eine typische Colette-Figur, die Dame der besseren Pariser Gesellschaft, die bis zur Erschöpfung mit dem Langweilen beschäftigt ist - und mit der Frage, wie denn das aussähe, wenn sie, Gott behüte, tatsächlich etwas täte ... Bei aller sanften Ironie, aller unüberhörbaren Bosheit der scharfen Beobachterin erzählt die Colette doch mit lächelnder Wehmut und durchaus ehrlichem Mitgefühl für ihre so knapp am Leben vorbeigerateten poetischen Geschöpfe ... Rechte: Zsolnay Verlag | 19:51 |
rge041229.wav | 29.12.04 | "Schneepflug, neu definiert". Erzählung von Jakob Hein und "Wir lernen Skifliegen". Erzählung von Axel Hacke. Es liest Peter Faerber. Dass der Schneepflug ein Räumgerät zwecks Passierbarkeit von Straßen und Wegen im Winter sei, ist bloß ein gängiges Vorurteil. Der Schneepflug ist vielmehr die Rache- und Widerstandhaltung schlechter Mathematikschüler gegen ihren allzu klein gewachsenen Turnlehrer. Und dass „Skifliegen“ Anderes wäre als ein bizarres Fernseh-Füllprogramm zwischen allerlei Werbeblocksprüngen, ist weder erwiesen noch real. Es ist, bestenfalls, Fernsehen ... Rechte: Axel Hacke: Autor, Jakob Hein: Piper Verlag | 19:51 |
rge050125.wav | 25.01.05 | "Der Mann aus Glasgow". Erzählung von William Somerset Maugham. Deutsch von Friedrich Torberg. Es liest Fritz von Friedl. Um sich nach dem Klima in Glasgow zu sehnen, muss man schon längere Zeit die mörderische Hitze auf einer Olivenplantage an der Südspitze Andalusiens mitgemacht haben. Und natürlich einen verrückten Mondsüchtigen als Nachbarn haben, der zwar angeblich tot ist, einen aber bei Bedarf bis nach Sevilla verfolgt ... Rechte: Diogenes Verlag | 19:49 |
rge050314.wav | 14.03.05 | "Der Traum von Ségou" und "Zwischenstromland". Zwei Erzählungen von Paul Parin. Es liest Peter Matic. Gestaltung: Roland Knie und Bernhard Herrmann. In Ségou, der alten Residenzstadt von Mali, zeichnete der Psychoanalytiker und Schriftsteller Paul Parin einen gemeinsamen Traum mit seiner Frau Goldy auf – im Wissen, dass diese geträumte Bootsfahrt auf dem Niger das letzte Gemeinsame zu Lebzeiten der todkranken Frau sein wird ... und gespeist ist von der großen Erinnerung beider an das Mesopotamien weit östlich, zwischen Euphrat und Tigris. Rechte: Europäische Verlagsanstalt | 19:49 |
rge050426.wav | 26.04.05 | "Wachteln, Kinder, Konzentration". Erzählung von Franziska Gerstenberg. Es liest Regina Fritsch. Gestaltung: Roland Knie und Edith Vukan. Es könnte so schön sein ... Ein Feiertag, die Sonne scheint, Ulrike und Gernot fahren mit den Rädern in den Wildpark. Vor den Gehegen tummeln sich Kinder, kleine Familien, Großeltern. Beide beobachten das bunte Treiben, gemeinsam warten sie auf die Fütterung der Otter, und beide ahnen, dass die Kluft zwischen ihnen - das Unausgesprochene - größer wird. Rechte: Franziska Gerstenberg - "Wie viel Vögel". Erzählungen (Schöffling & Co. 2004) | 19:49 |
rge050629.wav | 29.06.05 | "In acht Tagen um die Welt". Erzählung von Wiebke Lorenz. Es liest Chris Pichler. Kösters haben an sich verträgliche Nachbarn, wären da nicht die obligaten Diavorführungen nach jedem Urlaub, die die beiden über sich ergehen lassen müssen. Zu den mitunter peinlichen Schnappschüssen kommen dann noch süffisante und mitleidvolle Bemerkungen über die ewig Daheimgebliebenen und "Urlaub auf dem Balkon". Damit geht die Provokation diesmal zu weit, und die Revanche folgt mit der sensationellen Ankündigung, dass Kösters in Kürze auch eine Reise bevorstehe - nämlich: "In acht Tagen um die Welt". Rechte: Piper Verlag | 19:51 |
rge050727.wav | 27.05.05 | "Tessin". Erzählung von Urs Widmer. Es liest Peter Uray. Der schweizerische Kanton in den 70er Jahres des vorigen Jahrhunderts: Der Erzähler ist mit dem Rad in das Tessin unterwegs. Manch böser Gedanke kommt auf und so manche Reflexion. Aber im Grunde sind die Überlegungen des dichtenden Radfahrers liebevoll - gleichsam bekömmlich verdünnt durch die schöne Realität. Rechte: Diogenes Verlag | 19:52 |
rge050829.wav | 29.08.05 | "Der Gegner". Erzählung von Wolfgang Hilbig. Es liest Peter Faerber. "Der Gegner", der man selber ist, der kleine Unsichtbare in einem verwahrlosten Gebäude, das wohl mit dem Ich zu tun hat, zumal dort, schemenhaft, aber doch, die Mutter haust ... Wolfgang Hilbig, Jahrgang 1941, Büchner-Preis-Träger des Jahres 2002, erzählt vom Abenteuer des Innenlebens. Rechte: S. Fischer Verlag | 19:49 |
rge050926.wav | 26.09.05 | "Mein Istanbul". Erzählung von Emine Sevgi Özdamar. Es liest Maria Happel. Die bekannte türkische Romancière, Erzählerin und Schauspielerin Özdamar, als Darstellerin in Istanbul ausgebildet, später in beiden Deutschland arbeitend, beantwortet die Frage eines befreundeten Philosophen, ob man in diesem 12-Millionen-Stadt-Moloch Istanbul noch leben könne, auf ihre Art: Kenntnisreich, sich erinnernd, poetisch. Und selbstverständlich so, als sei die Frage von vornherein eine rhetorische gewesen. Rechte: Kiepenheuer & Witsch | 19:50 |
rge051019.wav | 19.10.05 | "Weiterspielen". Erzählung von Gerhard Amanshauser. Es liest Peter Matic. Ein abstürzender Kristallluster im Burgtheater beendet nicht von ungefähr vorzeitig König Ottokars Ende; und es findet sich nicht ohne Grund jemand, der "Weiterspielen!" ruft, in dieser Geschichte, die eigentlich als Liebesgeschichte weiterspielen sollte und jedenfalls nicht zufällig von Gerhard Amanshauser ist ... Rechte: Residenz Verlag | 19:31 |
rge051109.wav | 09.11.05 | "Notlügen". Erzählung von Burkhard Spinnen. Es liest Cornelius Obonya. Es gibt Patienten, die eignen sich nicht für einen Psychiater. Und es gibt Psychiater, die ... sind einfach die Stärkeren. Denn wie, bitte, lügt man sich für den Psychiater als gewöhnlicher Mensch eine halbwegs interessante Psyche zurecht, ohne gleichzeitig an eben dieser fast zugrunde zu gehen? Der deutsche Autor Burkhard Spinnen weiß es auch nicht, das aber auf sehr einfühlsame Weise. Rechte: Schöffling & Co | 19:52 |
rge051128.wav | 28.11.05 | "Die Axt". Erzählung von Selma Mehanovic. Es liest Mijou Friesz. Die junge, 1977 geborene, bosnische Autorin Selma Mehanovic, im Hauptberuf Deutschlehrerin in Tuzla, erzählt eine persönliche Geschichte vom Krieg in ihrem Land - und wie aus der Angst und dem Töten, aus dem Reden und dem Schweigen, aus der Flucht, der Zerstörung und der Heimkehr etwas mindestens ebenso Paradoxes entstehen kann: Vorsichtiges Glück. Rechte: Schöffling & Co | 19:53 |
rge051206.wav | 06.12.05 | In Memoriam Milo Dor. "Ende und Beginn" und "Wege". Zwei Erzählungen von Milo Dor. Es lesen Fritz von Friedl und Florentin Groll. Rechte: Erbe des Autors | 19:49 |