Findmittel N-Z


oe1_dc_2020

ORF Ö1 – #doublecheck

oe1_dc_2020zoomWie wird über die Medien Politik gemacht, wer profitiert? Worüber spricht das Netz, und was davon sollte uns interessieren?
Archivnummern: AP/m_mm1/oe1_dc_2020_(Sendedatum)
© ORF - Alle Anfragen zur Nutzung via ORF-Kundendienst


Datum Inhalt Dauer
03.01 Das "Spiegel"-Bild des Journalismus Der preisgekrönte "Spiegel" -Reporter Claas Relotius hat Geschichten erfunden. Ein Knalleffekt kurz vor Weihnachten und ein Tiefschlag für die gesamte Medienbranche, die sich ja ohnehin schon täglich gegen Lügenpressevorwürfe der Rechtspopulisten wehren muss. Anlass für #doublecheck nachzufragen, wie es um Faktenchecks und gründliche Recherchen in Österreich steht. Da lohnt sich auch ein genauer Blick auf die Austria Presse Agentur, die einen neuen Chefredakteur hat. Fälschen und Färben Handelt es sich bei der "Spiegel"-Affäre um einen Einzelfall eines kriminellen Kollegen, der dem Erfolgsdruck und der Versuchung der perfekten Geschichte nicht standhalten konnte? Oder gehört Färben und Fälschen zum Geschäft, öfter als man meinen möchte? Was kann die Branche aus dem Fall Relotius lernen? Redaktionen müssen sparen, es gibt immer weniger Auslandskorrespondenten. Medien sind angewiesen auf die gute Arbeit von wenigen Kollegen und Kolleginnen und natürlich auf die Nachrichtenagenturen. Eine Dokumentationsabteilung mit Faktencheckern wie es der "Spiegel" hat, kann sich in Österreich auch kein Medium leisten. Faktenchecken als Geschäftsmodell Die Lücke ist Grundlage für das Geschäftsmodell der Rechercheplattform "Dossier", sagt etwa ihr Chefredakteur Florian Skrabal. Auch das Projekt "Addendum" von Red-Bull-Gründer Mateschitz versteht sich als Faktenlieferant für Medien, die das selbst nicht mehr leisten können oder wollen. #doublecheck hat das erste ausführliche Interview mit Geschäftsführer Niko Alm. Was macht einen guten Faktencheck aus? "Die Presse" zum Beispiel will nachdenken, wie die Qualität der Kontrolle verbessert werden kann, und doch weiß Chefredakteur Rainer Nowak, dass er letztlich immer auch auf Vertrauen angewiesen ist. Bei "Dossier" wird jede Recherche dokumentiert und die Arbeit der Kollegen hinterfragt. Keine Ehrenbeleidigung, sondern professionelles Selbstverständnis, heißt es dort. Die APA und ihr neuer Chef Journalismus unter Erwartungsdruck, das ist ein strukturelles Phänomen. #doublecheck schaut da zum Beispiel auf den "Kurier" und dessen neue Linie. Oder auf die vorweihnachtliche "Heldengala" im ORF. Dass die Austria Presse Agentur einen neuen Chefredakteur hat, gehe jedenfalls nicht auf politische Wünsche zurück, sagt ihr Geschäftsführer Clemens Pig. #doublecheck hinterfragt auch, ob die APA online zu mächtig ist. Viele Zeitungen und auch orf.at veröffentlichen täglich Dutzende APA-Geschichten. In Print und Rundfunk versuchen sich die Redaktionen inhaltlich abzuheben. Trügt der Eindruck eines Zwei-Klassen Journalismus - und welche Folgen hat die Macht der APA für Branche? 24:58
18.01 doublecheck-Update: Wie arbeiten internationale Nachrichtenagenturen? Die Eigentümer und Geschäftsmodelle von Reuters n Co. Spardruck auch auf den letzten großen News-Netzen. FEHLER
07.02 Die Medienpolitik nach Ibiza Die Grünen haben in der Opposition immer gegen den Einfluss der Parteien auf den ORF gewettert und wollten ihn "entparteipolitisieren" - auch die üppigen Regierungsinserate in den Zeitungen haben sie angeprangert. Aber können sie das jetzt beim Koalitionspartner ÖVP durchsetzen? Das Medienkapitel im neuen Regierungsprogramm ist nur knappe drei Seiten lang und gibt wenig Aufschluss darüber. doublecheck hat nachgefragt - unter anderem bei der Mediensprecherin der Grünen, Eva Blimlinger, und dem neuen Medienbeauftragten des Bundeskanzlers. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Doublecheck Zur Sendereihe 07 02 2020 Verstecktes Junktim um den Player Eine Botschaft im Koalitionspapier ist klar: "Wir stehen für einen unabhängig finanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk". Noch vor einem Jahr wollte die FPÖ, dass der ORF nicht mehr über die GIS, sondern über das Budget finanziert wird. Damit wäre der ORF direkt am Gängelband der Politik gewesen, die Finanzierung hätte von gefälliger Berichterstattung abhängig gemacht werden können. Man habe diese "Verböserung" gestoppt, sagt Blimlinger. Auf der anderen Seite haben die Grünen einem Junktim zugestimmt, um das wie um den heißen Brei herumgeredet wird: Zwang zur Kooperation mit den Privaten im Tausch mit neuen digitalen Möglichkeiten für den ORF. Message Controller im neuen Kleid Umsetzen soll das auf ÖVP-Seite der 46-jährige Gerald Fleischmann - er ist als Pressesprecher zu Sebastian Kurz gestoßen, als dieser blutjung zum Staatssekretär für Integration avancierte. Jetzt ist Fleischmann selber so eine Art Staatssekretär - von Kurzens Gnaden. Für ein Jahrzehnt treue Dienste als Kommunikator durch dick und dünn hat ihn der Kanzler zu seinem Medienbeauftragten ernannt. Fleischmann wird weiter für "Wordings" innerhalb der Regierung sorgen, also für Message Control. Im Interview mit #doublecheck sagt er über das Neue an seinen Aufgaben schlicht: "Ich betreue die medienpolitischen Agenden für den Herrn Bundeskanzler." In der Regierung mit der FPÖ hat das ein anderer Vertrauter des Kanzlers gemacht, nämlich der jetzige Finanzminister Gernot Blümel. Das illustriert die politische Gewichtung von Gerald Fleischmann, die der herunterspielt. Pinke Neupositionierung zum ORF Die kleine Oppositionspartei NEOS hat ihre Position gegenüber dem ORF adaptiert. Bisher galt ein radikales Konzept, das den ORF zur Produktionsfirma ohne eigene Sender-Infrastruktur degradiert hätte. Doch das ist Schnee von gestern. Die neuen Mediensprecherin Henrike Brandstötter bekennt sich im #doublecheck-Gespräch angesichts der Erfahrungen mit Schwarz-Blau in Österreich und mit der Orbanisierung im Nachbarland Ungarn ganz klar zu einem ORF, "der einordnet und den Menschen einen Rahmen gibt" - und deshalb "größtmöglich geschützt werden muss vor den Griffeln einer Politik, die nichts Gutes will". Kritik übt die NEOS-Abgeordnete an der Absage einer Gremienreform, es sei schade, dass die Grünen hier "so schnell die Flinte ins Korn geworfen 24:58
06.03 Satire ist ansteckend Die Satire erlebt in Krisenzeiten wie jetzt rund um das Corona-Virus seine Blüte. Da kommen auch die Satireformate des Fernsehens nicht daran vorbei. Politische Satire im TV hat aber immer mehr auch eine journalistische Funktion - nicht für alle Vertreter des Genres, aber für immer mehr. Im ORF, aber auch auf den Privatsendern. #doublecheck hat einen Blick hinter die Kulissen von "Willkommen Österreich", "Gute Nacht Österreich" und das ganz neue Format "Bussi Fussi" geworfen. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Die Symbiose mit dem Journalismus Der satirische Blick ist eigentlich oft der richtige, findet "Kurier"-Karikaturist Michael Pammesberger, der sich auch als Journalist versteht: "Ich übertreibe nichts, ich entlarve." Durch den Humor sickert die Botschaft oft leichter in die Köpfe als durch klassische Nachrichtenformate, da öffnen sich "andere Synapsen", meint Robert Stachel von Maschek. Hinter guter politischer Satire steckt viel Recherche, denn letztlich muss das, was aufs Korn genommen wird, auch stimmen. Satire braucht also den Journalismus. Aber züchtet sie auch News-Junkies? Die Hoffnung, dadurch ein neues und jüngeres Publikum an die klassische Politik-Berichterstattung heranzuführen, könnte trügerisch sein. Aber sie lebt. Wenn es Late Night wird in Trump-Land Das Mutterland der TV-Satire sind die USA, berühmte Namen wie David Letterman und Jay Leno haben dieses Genre geprägt. Heute sind Satiriker wie John Oliver mit "Last Week Tonight" und Trevor Noah mit der "Daily Show" die Vorbilder für Sendungen wie "Gute Nacht Österreich" bzw. die "Heute Show" im deutschen ZDF. Im eigenen Land kämpfen Oliver & Co. mit der Konkurrenz ihrer liebsten Zielscheibe: US-Präsident Donald Trump, ein Komödiant der eigenen Art. #doublecheck hat mit ORF-Korrespondent David Kriegleder über die Szene in den Vereinigten Staaten gesprochen. Drehbücher und Spaßbremsen Die Entstehung von Satire-Beiträgen ist ein komplexes Hin und Her. Auf der einen Seite die Leute, die Fakten recherchieren und checken, auf der anderen Seite die Autoren, die Gags schreiben und mit den Sendungsmachern ständig im Austausch sind. Daraus wird dann ein Drehbuch, und immer wieder wird geprüft, ob die Witze die Fakten verfälschen, oder ob es noch passt. Intern heißen die Rechercheure "Spaßbremsen", witzelt der Kabarettist und Moderator Gerald Fleischhacker, der das Drehbuch für die neue Satire-Sendung auf Puls24 schreibt und eine eigene auf Puls4 hat. Fleischhacker weiß aber: Nichts ist peinlicher, als wenn man sich über Dinge lustig macht, die nicht stimmen. 24:57
08.05 Der Mundschutz als Maulkorb Die Pandemie war ein Schlag, den alle verdauen mussten. Die Politik hat nie dagewesene Maßnahmen gesetzt, die Bürgerinnen und Bürger sind zu Hause geblieben. Und die Journalisten? Die haben gut informiert, aber wenig kontrolliert. #doublecheck hat hingeschaut, was das Virus mit einer Branche gemacht hat. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Der Journalismus im Home Office Nur keine kritischen Fragen, das scheint beim Ausbruch des Corona-Virus in Österreich die Devise gewesen zu sein. Wer die Maßnahmen der Regierung angezweifelt hat, wurde angefeindet. Dazu schlechtere Arbeitsbedingungen, die Redaktionen im Home Office, viele auch in Kurzarbeit, weil der Lockdown die Verlage finanziell wie ein Keulenschlag getroffen hat. Und eine Regierung, die die Message Control - koste es, was es wolle - jetzt erst so richtig hochgezogen hat. Das ist alles andere als spurlos an der Medienszene vorübergegangen. Das Virus als Brandbeschleuniger Ein Paradoxon: die Leute gieren nach Informationen, das Fernsehen hat historische Rekordquoten, die Zeitungen haben online massive Zuwächse, aber das Geld wird immer noch mit Inseraten im Print verdient - und dort gab es horrende Einbrüche. Der Verband Österreichischer Zeitungen spricht von 40 bis 50 Prozent Stornos. Die Bundesregierung hat deshalb ein Corona-Hilfspaket für die Medien beschlossen, das ist viel kritisiert worden. Die Corona-Krise als Brandbeschleuniger in einer ohnehin schwer angeschlagenen Branche. Wissenschaftsjournalismus blüht auf Für die Wissenschaftsjournalisten ist der Job in der Krise alles andere als einfach, die Datenlage ist oft dünn, und die Meinungen sind oft konträr. Doch ein journalistischer Fachbereich, der lange wie ein Stiefkind behandelt worden ist, gelangt jetzt zu neuer Blüte. Podcasts mit Virologen sind der Renner, und eine YouTuberin mit einem populären Wissenschafts-Kanal hat die ARD-Tagesthemen erobert. Das Virus eröffnet auch neue journalistische Chancen. 24:57
05.06 Große Bühne für den Anti-Helden Ein Jahr nach der Veröffentlichung des Korruptionsvideos von Ibiza ist Heinz-Christian Strache zurück. Als zentrale Figur im angelaufenen Untersuchungsausschuss und als Wahlkämpfer. Er will in die Politik zurück, und er bekommt dafür in vielen Medien eine Bühne. Machen Journalisten sich zum Helfer eines Gescheiterten, der in der Politik nichts mehr verloren hat? Wie sollen die Medien mit Strache jetzt umgehen? Das Comeback des Anti-Helden bedeutet auch ein journalistisches Dilemma. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Das Titelblatt in der "Krone bunt" Nach Ibiza hat die reichweitenstarke "Kronen Zeitung" mit dem Ex-Vizekanzler gebrochen. Strache wollte "Zack zack zack" das Blatt an die vermeintliche russische Oligarchen-Nichte verscherbeln, das hat zu einem Vernichtungsfeldzug des Boulevardblatts gegen ihn geführt. Umso erstaunlicher war ein Interview mit dem Ehepaar Strache zum Ibiza-Jahrestag, mitfühlend und verständnisvoll, die beiden händchenhaltend auf der Titelseite. Aber Strache hatte auch im Fernsehen formatfüllende Auftritte, die zum Teil sehr kritisch kommentiert wurden. Gleichzeitig drängten Fahndungsfotos des Lockvogels und das Ibiza-Video selbst die Korruptions-Phantasien Straches medial in den Hintergrund. Das ewige Problem mit den Bildern Die Gier, mit der sich Boulevard und Qualitätsmedien auf die Bilder der vermeintlichen Oligarchen-Nichte gestürzt haben, die mit wenigen Ausnahmen auch unverpixelt veröffentlicht wurden, beleuchtet einmal mehr den sorglosen Umgang mit Pressefotos hierzulande. Beim missglückten Auftritt von Sebastian Kurz im Kleinwalsertal war der Hausfotograf des Kanzleramts mit, und dessen Bild von einem harmlosen Bürgerinnenkontakt des Kanzlers fand den Weg in die meisten Medien. Die eigentliche Geschichte - dass es ein Problem mit den Corona-Abstandsregeln gab - war hingegen auf Videos dokumentiert und hat Kurz so unter Druck gebracht, dass er persönlich bei Chefredakteuren angerufen hat, um den Schaden zu begrenzen. #doublecheck zeigt, wie Message Control außer Kontrolle geriet. Nach der Kurzarbeit das Sparprogramm? In allen österreichischen Medienhäusern ist das Anzeigengeschäft eingebrochen, die Kurzarbeit soll helfen, die Jobs zu halten. Bald laufen die ersten drei Monate ab, und viele planen eine dreimonatige Verlängerung bis in den Herbst. In den Redaktionen ergeben sich durch die Kurzarbeit oft Herausforderungen: Es gibt viel zu berichten, aber die Journalistinnen und Journalisten dürfen nicht so viel arbeiten wie sonst. Auch im Anzeigengeschäft stellen sich Medienhäuser die Frage: Ab wann lohnt es sich wieder, ein Geschäft zu machen? Oder ist die Kurzarbeit das bessere Geschäft? Aderlass beim Grundversorger APA Große Unsicherheit herrscht jedenfalls in allen Redaktionen, ob nach der Kurzarbeit die großen Sparpakete kommen, nach dem Motto: Es ging ja auch mit weniger Mitarbeitern. Bei der Austria Presse Agentur ist ein großer Schnitt schon fix: Mitten in der Pandemie hat die APA-Geschäftsführung angekündigt, nächstes Jahr insgesamt 25 Stellen zu streichen - durch Nicht-Nachbesetzungen, aber auch durch elf Kündigungen. In der Redaktion sollen 15 Journalistinnen und Journalisten betroffen sein - das sind mehr als zehn Prozent der gesamten APA-Redaktion. 24:59
03.07 Die blinden Flecken der Medien Die Corona-Krise und die #BlackLivesMatter-Bewegung haben etwas gemeinsam. Sie zeigen sehr deutlich auf, wo die Medien ihre blinden Flecken haben. Wie bei uns, ausgehend von der Polizeigewalt und den Protesten dagegen in den USA, über Alltagsrassismus diskutiert wird - und vor allem auch wer diskutiert, das sagt viel über die Verfasstheit der Redaktionen aus. Diversität ist ein schönes Schlagwort, aber meist nicht viel mehr. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Wenn ein Schwarzer interviewt Das Interview in der "ZIB Nacht" hat in den sozialen Netzwerken positiven Anklang gefunden: Ein schwarzer Journalist interviewt einen schwarzen Aktivisten. Das ist immer noch ein seltenes Bild im österreichischen Fernsehen, und Moderator Stefan Lenglinger findet: zu selten. "Wenn so eine Konstellation im Studio eine Art Phänomen-Charakter hat, dann zeigt sich, dass in puncto Diversität nicht sehr viel erreicht worden ist", sagt Lenglinger. Der Journalismus würde durch neue Zugänge gewinnen, sind die Verfechter der Diversität überzeugt. Aktuelles Beispiel: ein Interview in der "Kronen Zeitung", in dem eine junge Journalistin mit Migrationshintergrund der ÖVP-Integrationsministerin sehr gute und entlarvende Fragen gestellt hat. Männer sind die Experten der Krise In der Corona-Zeit ist aufgefallen: Die Krise wurde von Männern erklärt. Obwohl rasch klar war, dass besonders viele Frauen negativ von den Folgen betroffen sind, weil sie Job und Kinder schupfen müssen oder ohnehin schon in unsicheren Jobs arbeiten. Doch als Experten waren meist Männer am Wort, auch die Ministerinnen hatten viel weniger Berichterstattung als ihre männlichen Kollegen, das belegen nun einige Analysen aus Österreich und Deutschland. So überwiegt die männliche Sicht auf die Dinge, gleichzeitig fehlt den Frauen die Chance, sich in der Krise zu profilieren. Nicht zuletzt befürchten Journalistinnen einen Rückschritt in ihrer Karriere, besonders das Home Office könnte sich als Falle erweisen. Der ORF als trauriger Corona-Held Die Corona-Krise hinterlässt auch im ORF tiefe Spuren. Die Vorsorgemaßnahmen im Haus und die intensive Berichterstattung über das Virus haben enorme Kosten verursacht, das muss alles wieder hereingeholt werden. Das öffentlich-rechtliche Medienunternehmen hatte im Zuge der Corona-Krise schwierige Gratwanderungen zu bewältigen, das positive Feedback hat bei weitem überwogen. Der Dank dafür ist jetzt ein Riesen-Sparpaket von 75 Millionen Euro, um die krisen-bedingten Mehrkosten bewältigen zu können und 2021 wieder ausgeglichen zu bilanzieren. Die Geschäftsführung hat das angekündigt. Der Stiftungsrat befürwortet das, Vertreter der Grünen in diesem Aufsichtsgremium des ORF warnen aber vor einem Kaputtsparen von Redaktionen, die zum Teil jetzt schon am Limit sind. 24:55
07.08 Von Aufdeckern und Wurstsemmeln #doublecheck zieht eine Zwischenbilanz der Berichterstattung über den Ibiza-Untersuchungsausschuss. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Hickhack, Wirbel, Aufregung - wenn Schlagzeilen der Medien zum Ibiza-Untersuchungsausschuss so beginnen, dann klappt das Publikum schnell die Ohren zu. Man müsse stattdessen Geschichten aus dem Ausschuss erzählen, und von denen gebe es viele, sagt "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk. Etwa über das beschlagnahmte Strache-Handy und die Ermittler, die sich wie Archäologen in die Speicher hineingraben. Oder über den Novomatic-Chef - einen Fleischhauer-Sohn, der mit Flipperautomaten im Prater angefangen habe, zum Milliardär geworden sei und jetzt mit der Republik spiele. Da würden die Leute die Ohren spitzen, das sehe man an den Zugriffszahlen. Dass in Österreich oft Banalitäten wie eine Wurstsemmel, die während einer Sitzung verzehrt wurde, im Vordergrund stehen, das wird in Deutschland mit Kopfschütteln aufgenommen. Die Ibiza-Aufdecker von der "Süddeutschen Zeitung" beobachten das genau. Wenn Peter Pilz die Seiten wechselt Auch Peter Pilz, Ex-Abgeordneter mit 30-jähriger U-Ausschuss-Erfahrung, beobachtet die Befragungen. Die kompletten Akten des Untersuchungsausschusses hat er auf seinem Computer. Genau genommen lässt Pilz beobachten, denn er hat ein eigenes Medium, dessen Herausgeber er ist. Zackzack.at ist ein Online-Magazin, das mit Corona-Berichten Auftrieb bekommen hat und große Pläne wälzt. Geldsorgen hat man keine, weil noch Akademieförderung der ehemaligen Parlamentspartei um Peter Pilz übrig ist. Demnächst will "Zackzack" aber beginnen, Werbung zu verkaufen, und ein Forum starten. Wenn der Mäzen nimmt anstatt zu geben Diese Woche hat der Red-Bull-Erfinder und Milliardär Dietrich Mateschitz das Aus für die seit knapp drei Jahren bestehende Recherche-Plattform "Addendum" verkündet. Mateschitz hatte das aufwändige Projekt finanziert, das sich niemals rechnen hätte können. Über die Beweggründe der Einstellung jetzt wird gerätselt, Mateschitz ließ aber schon ein neues journalistisches Projekt "jenseits der politischen Alltagsauseinandersetzungen" ankündigen. Erste Mitarbeiter dafür hat er schon angeheuert, alles unter strikter Geheimhaltung, versteht sich. Wenn die Maschine die Nachrichten macht Maschinelle Hilfe ist aus dem Journalismus nicht mehr wegzudenken. Programme schreiben automatisierte Texte, verknüpfen Wort und Bild, Algorithmen platzieren Nachrichten, Daten liefern Stoff für Geschichten. Können News Programme Journalisten ersetzen? Was bedeutet das für die Qualität? Und wie weit sind wir in Österreich? #doublecheck hat 24:56
04.09 Junge Stars und alte Formate Die Sommergespräche des ORF-Fernsehens sind gelaufen und haben wie immer den politischen Herbst eingeläutet. Das fast vierzig Jahre alte Format an sich, das wie im Vorjahr auch diesmal von einem ORF-Jungstar moderiert worden ist, hat schon lange nicht so viel Kritik geerntet, obwohl die Quoten auch diesmal sehr gut waren. #doublecheck bringt eine Einordnung. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Gelsenstich und Message Control Am Ende gab es einen Gelsenstich in die rechte Wange des Bundeskanzlers, aber Sebastian Kurz hat sich nichts anmerken lassen. Er hätte der Mücke auch noch die linke Wange hingehalten, denn sein Auftritt in den Sommergesprächen war vom Marketing-Wert her unbezahlbar. Über Tage ist das mit gezielten Botschaften an die Redaktionen vorbereitet worden, die Medien haben großteils mitgespielt. Kritikerinnen wie Anneliese Rohrer machen sich um die Watchdog-Funktion des Journalismus Sorgen. Traumjob Journalist im Reality-Check Einmal in einer Redaktion arbeiten, davon träumen viele junge Menschen, die an der Universität oder einer Fachhochschule Journalismus und Kommunikationswissenschaft studieren. Aber die Jobs in der Branche werden immer weniger, die Corona-Krise verschärft die Lage. Nur wenige werden einen fixen, gut bezahlten Job als Redakteure finden. Umso wichtiger wäre es für den Journalismus, die immer älter werdende Belegschaft in den Medienhäusern weiterzubilden, aber auch dafür fehlt oft Zeit und Geld. Das hat einen Preis. #doublecheck über Aus- und Weiterbildung im Journalismus. Nadelstiche und Kaderschmieden Es wäre nicht Österreich, gäbe es nicht auch in der kleinen Welt der Journalisten-Schulen Intrigen und Revierkämpfe. Im alteingesessenen Kuratorium für Journalistenausbildung bekriegen sich derzeit die Träger Gewerkschaft und Zeitungsverband, hinter den Kulissen wird auch mit Tricks um die kargen Fördergelder gerungen - und man bringt sich in Stellung für erwartete neue Gelder aus der von der Regierung angekündigten Digitalförderung. Ein Sittenbild. 25:00
02.10 Auf offenen und geheimen Bühnen Die Wien-Wahl ist die erste entscheidende Wahl während der Corona-Pandemie, der Wahlkampf findet mehr denn je im Fernsehen und online statt. Es gibt wieder jede Menge TV-Duelle und Analysen, dazu lange Interviews mit den Spitzenkandidaten. Darunter auch ein gewisser Heinz-Christian Strache - der Anti-Held von Ibiza ist auferstanden und will in den Gemeinderat. #doublecheck hat sich angesehen, wie JournalistInnen mit ihm und seiner Opferrolle umgehen. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Die Social-Media-Schlacht um Wien Große Wahlkampfauftakte wurden ins Netz verlegt, Großveranstaltungen finden nicht statt, Straßenwahlkampf gibt es auch kaum. So schaut es aus in Corona-Zeiten. Umso wichtiger ist der Wahlkampf im Internet. Da geht es vor allem um Mobilisierung, und die Analyse der Aktivitäten der wahlwerbenden Parteien bringt Überraschungen. Großer Sieger ist die Bierpartei. Bürgermeister-TV und Gondel-Duelle Der Wiener Wahlkampf hat seine Besonderheiten. Etwa Schnitzel-Gutscheine, die als Corona-Nothilfe für die Wirte von Rot-Grün im Gemeinderat beschlossen worden sind und an alle Haushalte gehen. Dennoch werden sie mit Millionen-Inseraten beworben. Diskutiert wird darüber dann in einer Gondel des Riesenrads im Prater, das hat sich der Privatsender ATV einfallen lassen. Und gefeiert wird der Gutschein auf Wien24, dem stadteigenen Sender - wo Tag für Tag SPÖ-Festspiele stattfinden, mit Auftritten vom Bürgermeister bis zum stellvertretenden roten Bezirksvorsteher. Wenn die Mauer Schweizer Käse wird Von den offenen Bühnen in Wien zu den geheimen Bühnen in Niederösterreich. Dort dominieren die Bezirksblätter den Printmarkt, das regionale Gratisblatt hat eine enorme Reichweite. Eine gemeinsame Recherche von #doublecheck und "profil" gibt Einblick in einen fragwürdigen Redaktionsalltag, wo die Mauer zur Anzeigenabteilung ziemlich löchrig ist. Von "Muss-Geschichten", die auf Zuruf geschrieben werden, Redakteuren, die fürs Texten von Partei-Beilagen herangezogen werden und Prämien, die winken, wenn genügend Inserate eintrudeln. 24:57
06.11 Kommunikation in der Krise Die Bundesregierung hat derzeit keinen leichten Job. Die Pandemie-Entwicklung verschlafen, ein überraschender Lockdown - und am Vorabend der Ausgangsbeschränkungen der Terror in Wien mit vier unschuldigen Todesopfern und offensichtlichem Behördenversagen im Vorfeld. Wie kommuniziert man als verantwortliche Politik in einer solchen noch einmal verschärften Ausnahmesituation? #doublecheck hat mit Experten darüber gesprochen. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Das bittere Ende der Smartheit Im Frühjahr hat der Bundeskanzler noch die Allianz der smarten Anti-Corona-Staaten geschmiedet und Österreich auf TV-Sendern im In- und Ausland als Best-Practice-Beispiel der Pandemie-Bekämpfung gefeiert. Damit ist es jetzt vorbei, die Regierung hat mit dem zweiten Lockdown auch eine kommunikative Vollbremsung hingelegt. Und das bei ohnehin schwindendem Verständnis in der Bevölkerung. Wird der Versuch der Schadensbegrenzung durch das Zusammenrücken nach der Terror-Attacke jetzt erleichtert? Und welche Rolle spielen die Medien dabei? Werbe-Riesen gegen Boulevard Mit der Veröffentlichung von Erschießungs-Videos vom Anschlag in der Wiener Innenstadt haben die Online-Plattformen von Wolfgang Fellner und der "Kronen Zeitung" nicht nur für große Empörung gesorgt. Den Presserat hat eine nie dagewesene Flut von Beschwerden erreicht, eine Petition zur Aberkennung von staatlichen Förderungen für oe24 wurde binnen kürzester Zeit von Zehntausenden unterstützt - und werbestarke Konzerne wie SPAR und REWE haben ihre Inserate storniert. Eine beispiellose Aktion- und eine Sprache, die Boulevardmacher verstehen. Aber wie lange wird diese Sorge um die Marke anhalten? Und wird die Politik auch reagieren? Wenn ein TV-Sender viral geht Der Privatsender Servus TV von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz ist im Verlauf der Pandemie zu einer Plattform der Corona-Zweifler gemacht worden. Treibende Kraft dahinter ist Senderchef Ferdinand Wegscheider, der den umstrittenen Epidemiologen Sucharit Bhakdi zur Galionsfigur des neuen Formats "Corona-Quartett" gemacht hat. #doublecheck berichtet über erste Zerwürfnisse rund um die Sendung und hat einen Blick auf die bemerkenswerten Quoten geworfen. Corona-Kritik sells. 24:57
04.12 Der Journalismus im Schnelltest Die Krisenkommunikation der Regierung ist selbst in der Krise. In der November-Ausgabe von #doublecheck hat der Experte für Krisenkommunikation Martin Zechner aufgezeigt, wie man da herauskommen könnte. Mit neuem Setting, mehr Experten, weniger Marketing und mehr Substanz. Das Gegenteil ist passiert. Der Bundeskanzler hat mit seinem nicht abgesprochenen Vorstoß für COVID-Massentests eine Marketing-Bombe gezündet. Und die Medien spielen mit. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher. Ein Satz und die Republik rotiert Es war Polit-Marketing aus dem Lehrbuch, als ÖVP-Obmann Bundeskanzler Sebastian Kurz den Auftritt in der ORF-Pressestunde vor Beginn des Lockdowns zu einem Befreiungsschlag aus seiner Sicht nutzte. Österreich werde nach dem Vorbild der Slowakei Massentestungen durchführen, um den Menschen ein sicheres Weihnachten im engen Familienkreis zu ermöglichen, hat Kurz angekündigt. Die Kritik, dass das schlecht vorbereitet und wenig durchdacht war, was sich zuletzt bestätigt hat, ließ der Kanzler einfach abprallen. Er hatte die Schlagzeilen gekapert - nicht nur für einen Tag, sondern für Wochen. Keine Rede mehr vom Versagen seines Krisenmanagements, von offensichtlichen Unstimmigkeiten innerhalb der Regierung, fast schon vergessen die Aufarbeitung der politischen Verantwortung für das Behördenversagen vor dem Terroranschlag von Wien mit Toten und Verletzten. Anschlag, Medien und Muslime Die Berichterstattung über den Anschlag hat nicht den Islam zum Problem gemacht, da ging es schlicht um den Terroristen. Aber das Verhältnis zwischen Muslimen und Medien ist angespannt. Medial kommt der Islam meist in Zusammenhang mit Gefahr, Problemen und Terror vor. Die Politik beeinflusst das maßgeblich mit ihrer eigenen Rhetorik, war doch bald nach dem Anschlag auch die Rede von rechtlicher Handhabe gegen den "Politischen Islam". Eine Gesprächsbasis auf Augenhöhe mit den muslimischen Mitbürgern fehlt, erzählen uns muslimische Journalisten und Journalistinnen. Sie haben es oft nicht leicht, überhaupt in Redaktionen reinzukommen. Sind sie einmal dort, werden sie oft auf das Thema Islam beschränkt. Um das aufzubrechen, gibt es ab Dezember ein neues Magazin über muslimisches Leben in Österreich, es heißt "Qamar". Das Ziel: mit Muslimen reden statt über sie. Großer Werbekuchen statt Reformen Im Corona-Jahr war medienpolitisch Schadensbegrenzung angesagt. Sonderförderungen für die Verlage, denen Werbeeinnahmen weggebrochen sind. Eine Rot-Kreuz-Kampagne, die von der Regierung getragen worden ist und viel Geld gekostet hat. Und am Ende eine 210-Millionen-Euro Ausschreibung für vier Jahre Regierungswerbung auf teurem Krisen-Niveau. Der ORF spart indessen krisenbedingt Zig-Millionen ein, die überfällige Novelle zum ORF-Gesetz mit endlich mehr Spielraum für digitale Angebote lässt auf sich warten. Und die Kanzlerpartei ÖVP hält im Stiftungsrat die Fäden fest in der Hand. #doublecheck hat mit Hans Peter Haselsteiner, der sechs Jahre für die NEOS in dem Gremium war und jetzt ausscheidet, über parteipolitische Einflüsse gesprochen. 24:57

<< zurück | < zur Übersicht



QSL Collection - Dokumentationsarchiv Funk

Exclusive Media System Service

Sponsor - Netzwerkadmini...

Exclusive Media System Service