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oe1_dc_2021

ORF Ö1 – #doublecheck

oe1_dc_2021zoomWie wird über die Medien Politik gemacht, wer profitiert? Worüber spricht das Netz, und was davon sollte uns interessieren?
Archivnummern: AP/m_mm1/oe1_dc_2021_(Sendedatum)
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Datum Inhalt Dauer
05.02 Die neue kommunikative Demut der Regierung Nach fast einem Jahr Corona-Pandemie hat die schwarz-grüne Bundesregierung viel Vertrauen verspielt. Immer wieder Versprechen, die nicht gehalten wurden, Drohungen, die nicht eingetroffen sind, Versäumnisse, die man nicht eingestehen wollte. Und das geht weiter. Ein völlig verpatzter Impf-Start, der eigentlich der Game-Changer werden sollte, eine verschlafene Impf-Kampagne, wachsender Druck von der Straße - und zunehmend Spannungen zwischen der Kanzlerpartei ÖVP und den Grünen. Kommunikationsstrategisch versucht die Regierung zu retten, was schwer zu retten ist. Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Schluss mit den Spielchen Selbstbewusste Videokonferenzen mit Israels Benjamin Netanjahu und Neuseelands Jacinda Ardern - sogenannte "First Mover" im Kampf gegen die Pandemie - das war einmal. Sebastian Kurz ist auch mit Schuldzuweisungen ans Ausland vorsichtiger, und das nicht erst seit es einen eigenen Tiroler Sub-Typ der in Südafrika entdeckten Virusmutation gibt. Es ist eng geworden für die Marketing-Politik, jetzt ist Schulterschluss angesagt. Nicht mehr nur die schwarzen, auch die roten Landeshauptleute sind jetzt mit an Bord, SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner ist auch eingebunden und muss sich schon fragen lassen, ob sie denn "Schatten-Gesundheitsministerin" sei. #doublecheck beleuchtet und bewertet die neue kommunikative Demut, die das unberechenbare Virus erzwungen hat. Eine Kampagne auf Nadeln Wir haben eine Kampagne zur Steigerung der Impf-Bereitschaft, obwohl von Behördenseite zu langsam geimpft wird und noch viel zu wenig Impfstoff da ist. Die Kampagne wurde eilig aus dem Boden gestampft, obwohl sich die Regierung monatelang darauf vorbereiten hätte können. Und auf der anderen Seite stehen Impf-Gegner und Verschwörungstheoretiker, die der großen Zahl der Unsicheren in der Bevölkerung zusetzen. Kritische Stimmen mahnen einfache Botschaften ein, die überzeugen. Statt Experten, die zu überreden versuchen. #doublecheck hat sich angesehen, wer die Kampagne macht, was noch dahintersteckt und wer dabei lieber nicht mitmacht. Medienleute als Blitzableiter Wenn Journalisten, die von Demonstrationen von Corona-Skeptikern und Gegnern der Regierungsmaßnahmen berichten, ihren Presseausweis verstecken müssen, dann ist eines klar: Die Anfeindungen gegen Medienleute haben eine neue Qualität erreicht. Das trifft freie Journalistinnen und Journalisten ebenso wie ORF-Mitarbeiter, der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat immer schon als Blitzableiter für Kritik am Establishment herhalten müssen, jetzt kommen konkrete Drohungen dazu. Journalisten-Organisationen warnen vor dieser für die Demokratie gefährlichen Entwicklung. #doublecheck hat mit Kollegen und Kolleginnen über ihre Erfahrungen auf der Straße gesprochen. 24:58
05.03 Von Newslettern und Kanzlerbriefen Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Nach der Hausdurchsuchung der Korruptionsermittler beim amtierenden Finanzminister Gernot Blümel von der ÖVP zieht die Kanzlerpartei alle propagandistischen Register. Von einem Offenen Brief, den der Bundeskanzler quasi als einfacher Bürger an die Wirtschafts- und Korruptions-Staatsanwaltschaft geschickt hat, um sich über "fehlerhafte Fakten" zu beschweren, über Serien-Pressekonferenzen mit den immer gleichen Botschaften bis hin zu medialen Ablenkungsmanövern inklusive fehlerhafter Informationen durch Verantwortliche der ÖVP bis hin zu Ministern. #doublecheck analysiert, wie die Medien mit diesen Herausforderungen umgehen. Justiz-Attacke trifft auch Medien Die beispiellosen Attacken der großen Regierungspartei gegen die Korruptionsermittler von der WKStA treffen auch die Medien. Die Berichterstattung über Inhalte von Ermittlungsakten soll eingeschränkt werden, das verlangt die ÖVP und verweist auf Deutschland, wo es tatsächlich Einschränkungen für Medien beim Zitieren aus Akten gibt. Die Ablehnungsfront gegenüber diesem Vorschlag ist groß und beginnt bei den Grünen als Koalitionspartner der ÖVP. Was sagen führende Investigativ-Journalisten und -Journalistinnen zu diesen Bestrebungen? Was ist an dem Vorwurf dran, dass die Korruptionsermittler ihre Erkenntnisse angeblich selbst an die Medien weitergeben? Und wie spürbar ist der politische Druck auf die Berichterstattung über Justiz-Themen? Markenpflege im Posteingang Zuerst Podcasts und jetzt Newsletter. Mittlerweile hat praktisch jedes Verlagshaus mehrere Newsletter im Angebot - vom satirischen Politblog über meinungsstarke Chefredakteurs-Texte bis hin zum Medienprodukt fürs Nischenpublikum. Für manche Digitalkenner sind Newsletter gar der heißeste publizistische Trend überhaupt. Immerhin kann sich die Medienmarke direkt im privaten Posteingang der Leserinnen und Leser breitmachen und mitunter lässt sich auch Geld verdienen. Zuletzt hat die Wiener Stadtzeitung "Falter" sogar ein eigenes Newsletter-Magazin gegründet und dafür eigens neue Leute eingestellt. Sind Newsletter also die neue digitale Hoffnung oder doch nur der nächste kurzlebige Boom? Und wer will das alles überhaupt lesen? Plötzlich sind sie Chefredaktion Die Pandemie hat viele Medienhäuser hart getroffen: Werbeeinnahmen sind weggebrochen, Redakteure wurden in Kurzarbeit geschickt. Gleichzeitig war und ist der Bedarf an Berichterstattung groß, vor allem im Netz steigt die Nachfrage. In dieser schwierigen Situation sind in Österreich neue Online-Medien entstanden, zum Beispiel "Die Chefredaktion" - ein Nachrichtenmedium für junge Menschen auf Instagram, das im Februar gestartet ist. Noch in den Startlöchern steht #Hashtag, Verlag und Agentur für Online-Content. Während traditionelle Medienhäuser für ihre Online-Aktivitäten heuer 34 Millionen Euro an neuer Digitalförderung erhalten, starten die jungen Internet-Medien ohne diese Hilfe. #doublecheck fragt nach, was sie vorhaben, wie sie Geld verdienen wollen und wie Nachrichtenjournalismus für junge Menschen aussehen muss. 24:58
02.04 Die dunkle Seite der Medienmacht Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Die dunkle Seite der Medienmacht Es gibt Dinge in der Medienbranche, über die nicht gern geredet wird. Sexuelle Belästigungen von Journalistinnen in Redaktionen und bei Recherchen gehören da dazu. Der Fall des Chefredakteurs der deutschen "Bild"-Zeitung, der wegen entsprechenden Vorwürfen kurzzeitig beurlaubt worden war, und ein laufender Prozess wegen sexueller Belästigung durch einen Verleger in Wien werfen ein Schlaglicht auf diese dunkle Seite der Medienmacht. Übergriffe und ein lautes Schweigen Wer glaubt, dass sexuelle Belästigung in österreichischen Medien ein Gespenst aus der Vergangenheit ist, der irrt. Ein bekannter Medienmanager entlässt eine Moderatorin, nachdem sie ihm vorwirft, sie sexuell belästigt zu haben. Jetzt führt er aktuell einen Prozess gegen sie, weil er will, dass die Frau die Vorwürfe unterlässt. Sie wehrt sich. Die Medienbranche berichtet zu vorsichtig über den Fall, meinen Juristen. #doublecheck nimmt den Prozess zum Anlass, unter Journalistinnen nachzufragen, ob und wie sie sexuelle Belästigung im Job erleben. Fast jede Kollegin hat etwas zu erzählen, oft sind es nur kleine Bemerkungen, die viel auslösen. Meist geht es um Macht und Abhängigkeiten. Und meistens reden die Frauen lieber nicht darüber, aus Scham und Angst. Und so macht man ausgerechnet Journalistinnen mundtot. Wann bricht die #metoo-Bewegung in Österreich dieses laute Schweigen? Wenn Tabubrüche Klicks bringen sollen Geschwiegen wird - freilich zu Recht - auch über andere prominente Medienleute, die sich etwas zu Schulden kommen haben lassen. Es gilt der Persönlichkeitsschutz, und der ist ein hohes Gut. Neue Online-Medien brechen dieses Schweigen jetzt immer öfter - in der Hoffnung auf Klicks und um sich als frisch und unverbraucht, quasi als der Hecht im Karpfenteich der "alten Medien" zu profilieren. Dabei sind einige dieser Websites so parteinah, dass von einer Renaissance der uralten Parteimedien gesprochen wird. #doublecheck hat sich durchgeklickt und bringt Beispiele der Berichterstattung. Das Produkt einer Vernachlässigung Während der rechte und der linke Boulevard fröhliche Urständ feiern und immer tiefer werden, kämpft das Qualitätsblatt "Wiener Zeitung" ums Überleben. Die Pflichteinschaltungen von Unternehmen, die die wirtschaftliche Basis der Zeitung darstellen, werden spätestens im kommenden Jahr endgültig wegfallen. Die älteste Tageszeitung der Welt, die im Eigentum der Republik steht, ist vor dem Aus. Ideen für einen behutsamen Übergang zu einem neuen Geschäftsmodell hat es schon vor Jahren gegeben, doch die Politik hatte kein Interesse und keinen Sinn dafür. Die Dokumentation einer medienpolitischen Vernachlässigung. 25:00
07.05 Medien-Freiheiten, die sie meinen Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Am Tag der Pressefreiheit haben sich die Bekenntnisse auch der Regierungsverantwortlichen zur Unabhängigkeit der Medien wieder überschlagen. Die Realität sieht anders aus: die "Wiener Zeitung" vor dem Aus, keine Reform der Medienförderung in Sicht, mehr Geld für Regierungspropaganda denn je, und konsequente Message Control statt Antworten auf Journalistenfragen. Beobachter meinen, das seien genau die Ingredienzien für den ungarischen, polnischen und slowenischen Weg: Gängelung der Medien und staatliche Kontrolle über Berichterstattung. Wenn's immer mehr wie Orban machen Ein slowenischer Journalist und seine Kollegen, die einen Parteispenden-Skandal aufdecken, haben 39 Klagen am Hals, für jeden Satz eine. Ruin durch Zermürbung ist die Methode. "Wir wissen, wo das hinführt. Die Vorlage ist schon geschrieben, in Budapest", sagen sie und verstehen nicht, warum die EU zuschaut und ihre Werte dermaßen treten lässt. Orbans Methoden, die Medien unter Kontrolle zu bringen, werden eifrig kopiert, zum Beispiel in Polen. Auch ein Blick nach Frankreich oder Großbritannien lohnt sich. Ist die EU hier wirklich machtlos? #doublecheck hat nachgefragt. Das Amtsgeheimnis und seine Nachfolger Auch in Österreich ist so einiges möglich, das international undenkbar wäre. Seit Jahren gibt es die laute Forderung von Medien und der Zivilgesellschaft, das Amtsgeheimnis endlich abzuschaffen. Das Informationsfreiheitsgesetz soll den Paradigmenwechsel endlich bringen - wann es soweit ist, ist aber noch völlig offen. Bis dahin verunmöglicht das Amtsgeheimnis weiter wichtige Recherchen. #doublecheck hat mit Journalisten gesprochen, die wegen behördlicher Auskunftsverweigerungen vor die Gerichte ziehen, um Präzedenzfälle zu schaffen - und wirft einen Blick nach Schweden, dem Schlaraffenland in Sachen Transparenz. Der Gegenschlag des Medienmanagers Die Diskussion über Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen einen einflussreichen Medienmanager hat eine neue Dimension erreicht. Der betroffene Chef der Verlagsgruppe "Österreich", Wolfgang Fellner, hat sich selbst geoutet. Er bestreitet die Vorwürfe mehrerer Frauen gegen ihn entschieden und argumentiert das auch in Interviews. Fellner versucht, das heikle Thema in ein Match der kleinen TV-Sender - oe24.TV gegen krone.tv und Puls24 - zu drehen. Ein Update. 24:57
04.06 Nach fünf Jahren wird die ORF-Geschäftsführung im August neu bestellt. Das ist jetzt die dritte Amtszeit von Alexander Wrabetz als Generaldirektor, und der will es noch einmal wissen. Wrabetz hat seine Kandidatur für die vierte Periode an der Spitze des größten Medienunternehmens des Landes bereits bekanntgegeben. Allfällige Gegenkandidaten halten sich noch bedeckt, die Kanzlerpartei mit ihrer Mehrheit im Stiftungsrat zögert, die Spekulationen blühen - und die ganze Medienbranche fiebert mit. Wahl im Schatten der Posten-Chats Die ÖVP hat auf dem Papier die Mehrheit im ORF-Stiftungsrat und könnte ihren Kandidaten oder ihre Kandidatin im Alleingang durchsetzen. Wird die neue Führung der Partei, die die Message Control perfektioniert hat, künftig Paroli bieten oder lieber gefällig sein? Das ist nicht nur für Beobachter die entscheidende Frage, sondern auch für die Grünen als Koalitionspartner, die auf Einbindung und breiten Konsens im Stiftungsrat hoffen. Was ihnen in die Hände spielt und der ÖVP die Hände bindet, sind die Chats über Postenabsprachen bei Casinos und ÖBAG, die diese ORF-Wahl überschatten. Acht Millionen ORF-Teamchefs Der ORF lässt Wenige kalt, deshalb ist die Wahl des Generaldirektors in der Medienberichterstattung ein Spektakel. Es geht um den größten Player auf dem Medienmarkt, um eine Milliarde Euro Budget und ein politisches Match um die Macht. In diesem Match gibt es "acht Millionen Teamchefs, die es alle besser wissen", meint etwa Jürgen Hofer vom Branchenmagazin "Horizont". Das Spektrum reicht von Liebe bis Hass. Und in den Medien wird hoch gepokert. Bisher hat sich deshalb nur der amtierende Generaldirektor mit seiner Kandidatur aus der Deckung gewagt, alle anderen wollen noch keine Angriffsfläche bieten, zu riskant wäre es, in der Berichterstattung instrumentalisiert oder "abgeschossen" zu werden. Es steht viel auf dem Spiel, und das wird dem Publikum nicht egal sein. Das digitale Mammutprojekt Wer auch immer den ORF in die Zukunft führt, muss den ORF digital nach vorne bringen. Denn der ORF drohe im Netz den Anschluss zu verlieren, warnen Experten. Das ist dem noch amtierenden ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wohl bewusst, seit Jahren wird deshalb am ORF-Player gearbeitet, eine Art Super-TVthek für TV, Radio und Online-Inhalte, die im Herbst nun endlich teilweise starten soll. Aber noch bremst das ORF-Gesetz, die Regierung hat längst eine Überarbeitung versprochen, aber noch immer nicht auf den Weg gebracht. Und der Player allein reiche auch nicht als Digitalstrategie, mahnen Digital-Auskenner aus dem Stiftungsrat. Einen echten Kulturwandel brauche es, aber der zeichne sich noch nicht ab. Gestaltung Nadja Hahn Stefan Kappacher 24:57
02.07 Drei Spielarten der Medienmacht Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Nadja Hahn und Stefan Kappacher Der Verleger Horst Pirker und der frühere Chronik-Ressortleiter der "Kronen Zeitung", Thomas Schrems, haben die Diskussion über Regierungsinserate in Österreich wieder angeheizt. Die Kritik ist nicht neu: die Politik kaufe sich über Inseratenvergabe nach Gutdünken reichweitenstarke Medien. Es ist eine Frage der Macht - und die entscheidet in knapp sechs Wochen auch über den nächsten ORF-Chef. #doublecheck hat mit dem amtierenden und bisher einzigen Bewerber, Alexander Wrabetz, gesprochen. Und sich eine andere, heiß umstrittene Machtfrage angeschaut: Gendern in der Berichterstattung, ja oder nein? Und wenn ja: wie? Böses Wort Inseratenkorruption Die Proponenten des anlaufenden Volksbegehrens für den Rechtsstaat und gegen Korruption bringen es auf den Punkt: Sie wenden sich unter anderem gegen "Inseratenkorruption", also die freihändige und letztlich wettbewerbsverzerrende Vergabe von vielen Millionen Euro durch öffentliche Stellen in der Erwartung positiver Berichterstattung. Was hinter den Kulissen der größten Boulevard-Zeitung des Landes in der Hinsicht abläuft, schildert der frühere "Krone"-Mann Thomas Schrems. Und der Verleger Horst Pirker ruft nach gesetzlichen Kriterien für die Vergabe von Inseratengeldern oder deren völligen Stopp. Pirker hat sich schon früher gegen die "Alimentierung" der Boulevard-Riesen durch die Politik gewehrt, jetzt hat er sich konkret mit dem Finanzministerium angelegt. Das Medienhaus Wien liefert brandaktuelle Zahlen zur Frage, wer im förderungsreichen Corona-Jahr am meisten von öffentlichen Inseraten profitiert hat. Vorsichtige Worte des Wrabetz Wird die Kanzlerpartei ÖVP ihre klare Mehrheit im Stiftungsrat einsetzen, um Alexander Wrabetz nach drei Amtsperioden - das waren fünfzehn Jahre - als ORF-Generaldirektor loszuwerden? Diese Macht-Frage beschäftigt die Medienszene noch immer. Am 30. Juni hat die Bewerbungsfrist begonnen, außer Wrabetz selbst hat sich bisher niemand aus der Deckung getraut. Stefan Kappacher hat Wrabetz für #doublecheck gefragt, wie siegessicher er sich ist und ob er gegen einen internationalen Manager bestehen würde, sollte sich einer bewerben. Auf die Frage nach Absprachen mit den Landeschefs, um die Stimmen von deren Stiftungsräten zu bekommen, bleibt Wrabetz vage. Und er will mehr Frauen in die hohen ORF-Führungspositionen bringen - sagt aber nicht, wie viele. Krieg um Wörter und Sternchen Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen bemühen sich jetzt um eine geschlechtergerechte Sprache in der Berichterstattung - und sie begeben sich damit auf gefährliches Terrain. Wenige Fragen sind so umstritten wie jene, auf welche Weise Frauen künftig nicht mehr nur mitgemeint, sondern angesprochen werden sollen. Neben der grundsätzlichen Bereitschaft, die Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache anzuerkennen, geht es auch um Verständlichkeit und unterschiedliche Anforderungen in Zeitungstexten, Radiobeiträgen oder TV-Moderationen. Die Sprachwissenschafterin Ruth Wodak ist gegen Dogmen, aber ganz klar für den Bewusstseinswechsel: Der Widerstand gegen das Gendern in der Sprache sei nur ein Ausdruck davon, dass man über das "Eingemachte" - wie Gewalt gegen Frauen und schlechtere Bezahlung - nicht diskutieren wolle. Gestaltung Nadja Hahn Stefan Kappacher 24:57
13.08 Farbenwechsel am Küniglberg Nach 15 Jahren geht die Ära Wrabetz im ORF zu Ende. Die ÖVP hat mit ihrer Mehrheit im Stiftungsrat Roland Weißmann an die Spitze des größten Medienunternehmens des Landes gehievt, am Ende haben die Grünen den Wechsel mitgetragen. Es war, auch wenn vor allem die Kanzlerpartei diesen Eindruck zu verwischen versucht, eine generalstabsmäßig geplante Aktion. Kür mit Tarnen und Täuschen doublecheck zeichnet nach, wie es zur Entscheidung gekommen ist, die einmal mehr auf der Grundlage eines nach Einschätzung vieler Experten und auch von Stiftungsräten unzulänglichen Gesetzes zustande gekommen ist. Das Gesetz soll eigentlich die Unabhängigkeit des ORF sicherstellen, dabei begünstigt es gerade in Zeiten der Bestellung des Generaldirektors und seines Teams den Zugriff der jeweils Regierenden. Diesmal eben der ÖVP - und auch die Grünen mischen mit, die stehen auch dazu, während andere tarnen und täuschen. Bis zum Beweis des Gegenteils Roland Weißmann startet in seinen neuen Job mit einem Misstrauensvorschuss. Im #doublecheck-Interview sagt er, politische Interventionen werde es bei ihm nicht geben. In der Branche glaubt man ihm das gar nicht oder noch nicht, er müsse erst das Gegenteil beweisen, sagen viele. Die ORF-Redakteure sehen den politischen Farbenwechsel gelassener und erinnern an ihre Widerstandsfähigkeit. Kritisch gesehen wird auch Weißmanns Ankündigung, künftig mit den privaten Medien - also der Konkurrenz - zu kooperieren, die sich dafür schon lange bei der Kanzlerpartei stark machen. Dadurch werde der ORF geschwächt, während er gesetzlich weiter am Gängelband der Politik bleibe. Während es in Deutschland gelungen ist, den Einfluss der Politik auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu reduzieren, scheint das in Österreich unerreichbar zu sein. Weißmann-ORF goes Social Media Der Erfolg des neuen ORF-Chefs wird auch daran gemessen werden, wie es gelingen wird, den ORF im Internet zu positionieren. Weißmann will das Social-Media-Angebot massiv ausbauen, jungen Nachwuchs fördern - und er setzt alles auf den ORF-Player, auf den immer noch gewartet wird. Die Zweifel, ob die Digital-Konzepte radikal genug sind, werden aber laut geäußert, und die Jungen fordern neue, innovative Inhalte ein, die ihre Lebensrealitäten abbilden. 25:00
03.09 Klima-Journalismus lauwarm Ein Sommer der klima-bedingten Wetter-Extreme: Dutzende Flut-Tote in Deutschland, Überschwemmungen auch bei uns, Flächen-Waldbrände bis an den Stadtrand von Athen im Süden, in Kanada verglüht das Dorf Lytton nach nie dagewesenen Rekordtemperaturen in einem Flammeninferno. Viele Medien scheinen den Ernst der Lage immer noch nicht sehen zu wollen, aber woran liegt das? #doublecheck ist der Frage nachgegangen, und die Erkenntnis ist so einfach wie erschreckend: Zu viele verstehen die Komplexität der Klimakrise noch nicht. Bikinischönheiten als Hitzeschild Noch immer werden Berichte über Hitze-Rekorde mit schönen Frauen im Bikini oder Menschen, die am Strand chillen, bebildert. Zur Macht der Bilder kommt die Macht der Sprache, auf dem Zeitungsboulevard bisweilen sogar zu Fake News verzerrt: Wenn etwa in Zweifel gezogen wird, dass das veränderte Klima die Ursache etwa für Flutkatastrophen sei - was ernstzunehmende Wissenschafter nicht behaupten. Die Klimakrise begünstigt jedoch solche Wetterereignisse. Ob Flut oder Hitze, das wird jetzt einfach immer öfter vorkommen. Die Politiker drücken sich um Klartext in dieser elementaren Frage herum, die Medien haben daran oft ihren Anteil, wie man in der Endphase des deutschen Bundestags gut beobachten kann. Redaktionen brauchen Kompetenz Wie reagieren die Redaktionen auf die Herausforderung der Klima-Berichterstattung? Manche gar nicht, die schicken immer noch unerfahrene Nachwuchskräfte zu wichtigen Interview-Terminen, wie die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb aus leidvoller Erfahrung weiß. Andere Redaktionen rüsten auf, der "Falter" hat ein eigenes Klimaressort, die Gratiszeitung "Heute" holt sich mit Lydia Matzka-Saboi Know-how von Global 2000, Helga Kromp-Kolb schreibt seit zwei Jahren regelmäßig Kolumnen für die "Kronen Zeitung". Auch in der ORF-Information, die ab 2022 im multimedialen Newsroom gebündelt wird, gibt es Überlegungen für ein Klima-Ressort. TV-Wissenschaftschef Günther Mayr meint, das wäre ein Gebot der Stunde. Viele sehen die Corona-Berichterstattung, im Lauf der Pandemie fast aus dem Nichts hochgezogen, als Vorbild. Klima soll aus der Primetime nicht mehr wegzudenken sein. Niedrige Schwelle zum Aktivismus Wer mit eindringlichen Worten über die Klimakrise berichtet, bekommt schnell den Aktivismus-Stempel aufgedrückt. Neutral und nüchtern bleiben, sich mit keiner noch so guten Sache gemein machen, das kann beim Thema Klima schwerfallen. "Was ist die zweite Seite zu Klimaschutz? Kein Klimaschutz bedeutet, dass wir unsere Lebensgrundlage zerstören", sagt die deutsche Journalistin Sara Schurmann, die mit dem "Netzwerk Klimajournalismus" genau dafür Bewusstsein in der Branche schaffen will. Die Aufgabe des Journalismus sei es jedenfalls nicht, sich in die Mitte zu stellen, sagt auch "Falter"-Journalist Benedikt Narodoslawsky. Gerät die strikte Trennung zwischen Aktivismus und Journalismus ins Wanken, wenn sich sogar "Heute" für eine Klimakolumne eine langjährige Umweltaktivistin ins Haus holt? Oder kann man vielleicht beides gleichzeitig sein, Journalistin und Aktivistin - wenn es um nichts Geringeres als die Rettung der Welt geht? 24:57
01.10 Wenn Medien keinen Stich machen Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Stefan Kappacher und Birgit Pointner Das Pandemie-Management in Österreich ist an einem toten Punkt angelangt. Die Durchimpfung ist zu niedrig, um alle Corona-Maßnahmen aufheben zu können. Es drohen vielmehr Verschärfungen vor allem für Ungeimpfte. Skeptiker der Maßnahmen und Gegner der Impfung werden von den Medien zunehmend nicht mehr erreicht, dafür ziehen sie - nicht zuletzt dank ihrer starken Präsenz mit Falschinformationen auf Social Media - in den Landtag in Oberösterreich ein. #doublecheck fragt nach, was Faktenchecker in der Situation bewirken können und was Medien sonst noch tun können. Faktencheck als neue Disziplin Die Austria Presse Agentur hat seit eineinhalb Jahren eine eigene Faktencheck-Abteilung, die überprüft fragwürdige Behauptungen, die öffentlich aufgestellt werden, auf ihren Wahrheitsgehalt. Ob ein Faktencheck gemacht wird, hängt davon ab, über welche Kanäle und mit welcher Reichweite mutmaßliche Falschinformationen verbreitet werden. Auch das Nachrichtenmagazin "profil" startet mit 1. Oktober ein Faktencheck-Projekt. Wie wichtig diese Arbeit ist, hat zuletzt das Satire-Portal "Die Tagespresse" drastisch vor Augen geführt - mit der gut gemachten, aber halt leider falschen Ankündigung, der als Politiker in Österreich gescheiterte Frank Stronach werde bei der Bundespräsidenten-Wahl im kommenden Jahr kandidieren. Die APA brachte die Meldung, die meisten Redaktionen haben das online übernommen. Die Faktenchecker sagen: Man hätte nicht darauf hereinfallen müssen. Vom Recht, Unsinn zu senden Servus TV nimmt in der Pandemie eine zweifelhafte Rolle ein. Eine Studie belegt, dass der Fernsehsender von Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz zum Sammelbecken für impf-skeptische und verschwörungsaffine Menschen geworden ist. Eine Nische, die Reichweite bringt: Servus TV betreibe Desinformation und stelle den Profit über die Gesundheit, kritisiert der Politikwissenschafter Jakob-Moritz Eberl. Auch ehemalige Talk-Gäste berichten von einer eindeutigen Agenda, die hinter den Kulissen zu spüren sei. Natürlich könne Servus TV senden, was es wolle, sagt die Journalistin und Expertin für Verschwörungsideologien, Ingrid Brodnig. Sie ruft die anderen Medien dazu auf, die Fakten wieder geradezurücken. Dagegenhalten müsste auch die Impfkampagne der Bundesregierung. Aber das hat bisher noch nicht geklappt. Boost aus der Corona-Parallelwelt Online war es schon vor der Landtagswahl in Oberösterreich absehbar: Die neugegründete Partei MFG (Menschen Freiheit Grundrechte) mobilisiert in den Sozialen Medien stark. Die Videos und Artikel wurden innerhalb von wenigen Wochen mehr als 200.000 Mal auf Facebook geteilt, geliket und kommentiert, die Zahl der Interaktionen war damit fast fünfmal größer als bei den Grünen. Für Werbung wiederum haben die Grünen zehnmal so viel ausgegeben. Markus Zimmer, Chef der Markt- und Meinungsforschungsagentur BuzzValue, kommt zum klaren Ergebnis: "Ohne soziale Medien hätte MFG den Einzug in den Landtag nicht geschafft." 24:57
05.11 Die große Fehl-Schaltung Das toxische System Fellner +++ Die Scheinheiligkeit der Guten +++ Die blinden Länder-Flecken Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Stefan Kappacher und Birgit Pointner Die Medienkorruptionsaffäre um manipulierte Umfragen und mutmaßlichen Missbrauch von Steuergeld zu deren Finanzierung hat nicht nur zum Rücktritt von Sebastian Kurz als Bundeskanzler geführt. Die Affäre hat auch Österreichs Medien in eine beispiellose Identitätskrise gestürzt. Hubert Patterer, der Chefredakteur der "Kleinen Zeitung", spricht von einer "hochtoxischen" Situation. Medienleute versuchen, die Nähe, die sie zum Teil über Jahre gepflegt haben, schnell loszuwerden. Das toxische System Fellner Wer zahlt, schafft an. Mit seinem fragwürdigen Geschäftsmodell und Journalismus-Verständnis hat Wolfgang Fellner die österreichische Medienlandschaft geprägt wie kaum jemand anderer. "Die Beseitigung aller Schranken" nennt Falter-Herausgeber Armin Thurnher diesen sprichwörtlichen "Fellnerismus". Und die Politik sitzt mit im Boot: aus Eigeninteresse, aber auch aus Angst, wie ehemalige Politikerinnen und Politiker berichten. Die Scheinheiligkeit der Guten Wenn die Vertreter der anderen Medien jetzt mit dem Zeigefinger auf Fellner zeigen und dessen allseits bekannte Methoden als einziges Übel kritisieren, dann sei da viel Scheinheiligkeit dabei, sagt Florian Skrabal von Dossier. Diese Plattform befasst sich immer wieder mit dem Thema Inserate und wie die Zeitungen damit umgehen. Faktum ist: Alle profitieren von den ohne Kriterien vergebenen Millionen, nicht nur der Boulevard. Und es gibt weitere Besonderheiten in der österreichischen Medienlandschaft, über die man im Ausland nur den Kopf schüttelt: dass so viele Journalisten mit Spitzenpolitikern per Du sind zum Beispiel und dass es Chefredakteure gibt, die gleichzeitig auch als Geschäftsführer fungieren. Die blinden Länder-Flecken Die Bundesregierungen haben seit 2012 - so lange gibt es die Medien-Transparenzdatenbank - rund 200 Millionen Euro an Inseraten geschaltet, die Landesregierungen sogar 300 Millionen, davon zwei Drittel die Stadt Wien. Von den Inseratenbudgets der Länder gehen hohe Anteile an die Bundesländer-Zeitungen, die sich regelmäßig über die Schaltungen im Boulevard ereifern. In Vorarlberg gehen 41 Prozent an den Platzhirschen "Vorarlberger Nachrichten", wie der Journalist Andreas Wetz in seinem neuen Buch "Näher als erlaubt" schreibt. Im Ländle gibt es noch andere Inseraten-Besonderheiten. Und in Wien haben die Grünen aufgezeigt, dass das berühmte Beinschab-Österreich-Tool auch im Gemeinderats-Wahlkampf 2020 zur Anwendung gekommen sein könnte. 25.01
03.12 Die Pandemie der Sprechblasen Die Pandemie der Sprechblasen +++ Aus drei Wellen nichts gelernt +++ Impflotterie und Lockdown-Gala +++ Sebastian Kurz und seine Krisen-PR Moderation und Gestaltung: Rosanna Atzara, Stefan Kappacher und Birgit Pointner "Es ist etwas kaputtgegangen zwischen dem Staat und den Bürgerinnen und Bürgern in den vergangenen Tagen." Das schreibt "Die Zeit" über den verpatzten Corona-Start der Ampel in Deutschland. In Österreich zieht sich das Versagen bereits durch viele Monate, beim Pandemie-Management wie in Fragen der politischen Sauberkeit. Statt klaren Antworten kommen da wie dort immer wieder Sprechblasen. Aus drei Wellen nichts gelernt Die Bundesregierung hat es auch am Ende des zweiten Jahres der Pandemie nicht geschafft, professionelle Krisenkommunikation zu betreiben. Die vierte Corona-Welle wurde schwer unterschätzt und die Maßnahmen wurden viel zu spät eingeleitet - da wird es dann auch schwierig mit den richtigen Botschaften an die Bevölkerung. Handwerklich schlecht, zu zögerlich, teilweise unverständlich, lautet das harte Urteil von Kommunikationsexpertinnen und -experten. #doublecheck hat nachgefragt, was das für längerfristige Folgen hat - und was man jetzt noch retten kann. Impflotterie und Lockdown-Gala Während der aus Steuergeld geförderte Sender von Red-Bull-Milliardär Dietrich Mateschitz alles tut, um die ohnehin ausgeprägte Corona- und Impf-Skepsis im Land weiter zu schüren, versuchen verantwortungsvolle Medien gegenzusteuern und Überzeugungsarbeit zu leisten. Puls4 machte ein vielbeachtetes Bürgerforum zum Impfen, der ORF hat mit einer "Stöckl live"-Sendung nachgezogen und eine große Impflotterie auf die Beine gestellt. Mehr als eine Million Menschen haben sich schon dafür angemeldet. Auf der anderen Seite steht eine missglückte vorweihnachtliche "Licht ins Dunkel"-Gala mit schunkelnden Politikern mitten im Lockdown. Sebastian Kurz und seine Krisen-PR "Der Medienkrieg gegen die Korruptionsjäger" hat "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk seine Geschichte über die ganz persönliche Krisen-PR des gescheiterten Kanzlers Sebastian Kurz betitelt. In der Tat ließ der ÖVP-Obmann bis zu seinem jetzt angekündigten völligen Rückzug aus der Politik nichts unversucht, sich noch vor einer möglichen Anklageerhebung strafrechtlich reinzuwaschen. Dabei helfen Anwälte und ein ehemaliger Kurzzeit-Justizminister, die Rechtsschutzbeauftragte im Justizministerium steht wegen des Anscheins von Befangenheit unter Kritik. Und von politischer Seite werden Nebelgranaten geworfen, die eines verschleiern sollen: Das Ende der Ära Kurz hat handfeste, dokumentierte Gründe. 24:56

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