1934/35: Der Betriebssendedienst des ÖVSV

16.01.10

1934/35: Der Betriebssendedienst des ÖVSVzoomIm Mai beteiligte sich nur eine einzige weitere Station, Otto Kermauner, OE6OK, in Graz. Im Juni kam Anton Habsburg, OE3AH, dazu. Bei dieser spärlichen Beteiligung scheint es geblieben zu sein, denn ähnlich wie den Ringsendungen häufen sich auch zum BSD die Klagen und Vorwürfe in der OEM:
„Der BSD lässt nach wie vor an Beteiligung sehr zu wünschen übrig. Der überwiegende Teil der tätigen Sendeamateure ist in der Abwicklung von ausländischen … QSOs sehr fleissig, kümmert sich aber nicht im geringsten um die Pflege des innerösterreichischen Vekehres. Wie oft wurde bereits gepredigt: Seid zur Stelle, wenn die Pflicht … ruft, es sind ja nur zwei Stunden in der Woche! … Doch alles vergeblich! Lassen Sie es doch nicht darauf ankommen, dass wir unseren Wünschen auf anderem Weg, als dem der Ermahnungen, Nachdruck verleihen.“ [5] Die Situation besserte sich erst, als ab Dezember 1934 der Termin auf den Sonntag verlegt und die Zeit auf eine Stunde (06:00-07:00 MEZ) gekürzt wurde.
Die Abwicklung war durch detaillierte Richtlinien geregelt, deren wichtigsten Abschnitte in der revidierten Fassung lauteten:

Richtlinien für den Betriebssendedienst

„6. Im allgemeinen soll bei w5 einfach (qsq), bei w4 zweifach (qsz) gegeben werden. Das Tempo soll immer der Gegenstation angepasst sein und für den Anfang nicht über 60 Buchstaben pro Minute hinausgehen, um speziell den Anfängern aus den Reihen der Empfangsamateure die Möglichkeit zu geben, den Sendungen folgen zu können.
8. Der Betriebsdienst wird eingeleitet durch den ZK-Ruf der Leitstation und zwar ZK v OE1CM (OE3WB, OE6OK) fünf Minuten hindurch, worauf jede Station gleichzeitig und zwar fünf Minuten hindurch die Leitstation ruft und zwar folgendermassen: einmal das Rufzeichen der Leitstation, einmal ‚v’ und dreimal eigenes Rufzeichen sowie einmal w(qsa) und r(qsk), dann wieder beginnend mit Ruf usw. Anschliessend gibt die Leitstation die Daten der gehörten Stationen und qru oder qrx [Falls eine Nachricht der Leitstation für diese Station vorliegt].Wird qru gegeben, … kann mit einem ZK-Ruf begonnen werden (solange noch kein Fahrplan eingeführt ist)… Die Leitstation [gibt nun der Reihe nach die Rapporte der gehörten Stationen durch] und befördert die [für die qrx-Stationen] vorliegenden Nachrichten.
9. Nach Schluss dieser Sendungen gibt die Leitstation 3 Minuten hindurch BSD (nicht ZK!) und nun mögen jene Stationen mit 3 Minutenanruf antworten, die eine Betriebsdienstversuchsdepesche (BSDVDP) an die Leitstation abzusetzen haben, die von Wichtigkeit ist. … Dieser Ruf der Leitstation wird solange wiederholt bis sich keine Station mehr meldet. Erst dann erfolgt ein ZK-Ruf der Leitstation, auf welchen jede Station zur Abgabe einer Wettermeldung oder zur Abwicklung eines normalen Qso antworten kann. …
11.) Während der Zeit des Betriebsdienstes gibt es keine Höflichkeitsphrasen, es wird lediglich gm oder gt om gegeben. Es muss alles vermieden werden, was den BSD unnötig verlängert.
12. Betriebsdienstversuchsdepeschen BSDVDP [müssen] beispielsweise lauten: … bsdvdp nr4 w8 9/12 06r45 de oe7mf via oe1fp – ich konnte gestern abends fb mit w8ayx arbeiten
13. Die richtige Aufnahme einer Depesche ist zu bestätigen mit qsl, also … qsl nr4 w8. …
16. Jede aufgenommene bezw. Abgegebene BSDVDP ist gleichzeitig mit dem Monatsbericht einzusenden. …
18. Die Empfangsamateure sollen den BSD … beobachten und es wird jede richtig aufgenommene und eingesandte Depesche … bewertet.“
[6]
Im Jänner 1935 nahmen bereits zehn Stationen am BSD teil und es trafen die ersten Empfangsberichte von zwei Hörern ein.

Einführung des Linienverkehrs

Die wachsende Zahl lizenzierter Stationen und das verstärkte Interesse der Empfangsamateure ermöglichte ab April 1935 den Linienverkehr. Der Zeitrahmen des BSD wurde erweitert und ein Fahrplan eingeführt:
„06.00-06.15: reserviert für die Leitstation
06.15-06.30: 1CM-7MF, 1FP-3WB, 3FL-5JT, 3KH-5EH, 1FH-7EJ
06.35-06.50: 1ER-7EJ, 1FH-5EH, 1EZ-7AB, 3WB-7MF, 6OK-7JH
[usw. bis]
07.50-08.15: reserviert für die Leitstation.“
[7]
Anruf und Antwort waren auf jeweils eine Minute beschränkt. De Versuchsdepeschen mussten mindestens fünf, maximal zehn Worte enthalten. Jede Station im Linienverkehr musste eine Depesche absetzen oder aufnehmen. Die Arbeitsfrequenzen konnten frei gewählt werden, doch mussten beide Partner einer Linie dieselbe Frequenz einhalten. Da nicht jede Station mit jeder anderen direkt verbunden war, konnten Dritte als Übermittler von so genannten Transitdepeschen eingesetzt werden.
Es ergaben sich reizvolle Kombinationen, die den Ehrgeiz aller Teilnehmer anstachelten: Stern (A-B, A-C, AD…), Dreieck (A-B, B-C, C-A), Viereck (A-B, B-C, C-D, D-A) und sogar, äußerst selten, das Fünfeck. Alle Berichte wurden nach einem ausgeklügelten Punktesystem benotet. Und als Wink mit dem Zaunpfahl drohte die Verbandsleitung allen jenen, die sich nicht beteiligten, den Entzug der Sendebewilligung für 80m an [8].
Nach der Sommerpause wurden im September 1935 17 der bislang 34 lizenzierten Stationen zum Linienverkehr eingeteilt. (Den Kärntner Stationen 8HF, 8MK und 8RK war der Betrieb bereits im Sommer 1934 ohne Begründung auf unbestimmte Zeit untersagt worden.) Die erste Viertelstunde war weiterhin der Leitstation reserviert, die im so genannten „Frühappell“ alle beteiligten Stationen aufrief (Minuten 1-5), ihre Rapporte entgegen nahm (Minuten 6-10) und sie abschließend bestätigte (Minuten 11-15) [9].

[1] OEM Nr.1, November 1933, S3
[2] ÖVSV-Rundschreiben Mai 1934
[3] OEM Nr. 7, Mai 1934, S2
[4] OEM Nr. 8, Juni 1934, S5
[5] OEM Nr. 11, September 1934, S3
[6] Rundschreiben; OEM Nr. 1, November 1934, S5ff
[7] OEM Nr. 5, März 1935, S4f
[8] OEM Nr. 7, Mai 1935, S8
[9] OEM Nr. 10, August 1935, S 1ff


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