Amateurfunkgeschichte Österreich - Persönlichkeiten


Franz Anderle - Der Wegbereiter

Der Gründungsvater des ÖVSV - ÖVSV-Präsident 1926-1932

16.01.10

Franz Anderle - Der WegbereiterzoomFranz Anderle wurde am 8. März 1874 in Graz geboren, besuchte dort die Volksschule, anschließend in Wien die Realschule und trat aus der 6. Klasse in die Pionierkadettenschule in Hainburg über, weil er eine militärische Laufbahn anstrebte. Am 18. August 1896 wurde er als „Cadet-Offizier-Stellvertreter“ seiner ersten Dienststelle beim k.u.k. Heer zugeteilt, dem Eisenbahn- und Telegraphenregiment in Korneuburg. Schon ein Jahr später wurde er zum Leutnant ernannt. Anderle begeisterte sich rasch für das Kommunikationswesen und war ab 1898 (also mit 25 Jahren) Lehrer beim Telegraphenkurs in Korneuburg. Hier eignete er sich die Grundlagen seines profunden theoretischen und praktischen Wissens an. Die militärische Laufbahn markieren am 1. November 1901 die Ernennung zum Oberleutnant, am 1. August 1911 zum Hauptmann, am 1. August 1917 zum Major, am 1. Jänner 1920 zum Oberstleutnant, am 10. Juli 1923 zum Oberst und, zum Abschied aus dem aktiven Dienst, der Titel eines General-Majors am 18. Februar 1931.[1]

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Dipl.-Ing. Dr.Techn. Otto Kermauner, EAPX, EAHK, UOHK, UOPX, UO6XT, OE6OK, OE-016, DEM 1096, DB4BXW, OE8ORK

Licht und Schatten eines Funkerlebens

Dipl.-Ing. Dr.Techn. Otto Kermauner, EAPX, EAHK, UOHK, UOPX, UO6XT, OE6OK,...zoomGeboren am 10. Jänner 1911 01. Noch ehe in Graz am 29. März 1925 der erste Zwischensender der RAVAG eröffnet wird, erwirbt er den Berechtigungsschein Nr. 7 zum Radioempfang, baut als Mittelschüler gemeinsam mit Freunden die ersten Empfänger, mit denen auch die Kurzwelle gehört werden kann. Die Maturaarbeit für Physik schreibt er über „Die Entwicklung und Beschreibung von modernen Funkempfangsanlagen.“ Sein Wunsch, Elektrotechnik zu studieren, lässt sich aus finanziellen Gründen nicht erfüllen, da es nur in Wien einen Lehrstuhl gibt. Er studiert an der TH Graz und schließt es 1935 mit dem Doktorat in Chemie ab02. Nach Heirat und Übersiedlung nach Villach wird er dort Professor an der HTL. Dem Amateurfunk widmet er sich seit 1926 und nennt sich zunächst EAPX („des schönen Rhythmus wegen“). Sein Selbstbau-0-V-1 mit einer A409 im Audion und einer transformatorgekoppelten B406 als Nf und ein „Hartley“ mit der Senderöhre B409 werden 1930 von der Post beschlagnahmt. Am 22. April 1932 erwirbt er nach abgelegter „Studiensenderbefähigkeitsprüfung“ das erste legale Rufzeichen, OE6OK03, muss aber fast zweieinhalb Jahre warten, bis das Technologische Gewerbemuseum seinen Wellenmesser geeicht hat und die behördliche Sendefreigabe erfolgt. Im ÖVSV ist er einer der Aktivsten. Als sich einige Funkfreunde aus der Region zusammentun, entsteht 1932 neben Wien („Landesgruppe 1“) die Landesgruppe 2 für das südliche Burgenland, die Steiermark und Kärnten. Kermauner nimmt regelmäßig am sonntäglichen Betriebsdienst teil, der nach dem Vorbild des DASD gestaltet wird, und organisiert Kurse und Veranstaltungen. Als im Februar 1934 der Bürgerkrieg ausbricht (für Kermauner ein „Putschversuch“) und in der Folge der Sektionsleiter Rudolf Weiland, UO6WR, ein Sozialdemokrat, die Leitung zurücklegen muss, übernimmt Kermauner. Mitte Mai werden die beschlagnahmten Stationen freigegeben, aber nach dem Juliputsch im selben Jahr wieder behördlich stillgelegt, diesmal jedoch bloß plombiert und im Oktober erneut zugelassen. Zu diesem Zeitpunkt ist Kermauner bereits einschlägig als illegaler Nationalsozialist tätig. (Später schreibt er: „Keiner von uns Amateuren hat irgendwie mit Politik etwas zu tun gehabt oder seine Fähigkeiten in den Dienst der Politik gestellt01." Reichweiten und Lautstärken steigen, von Telegrafie wird auf Telefonie übergegangen, es folgen Europa- und Überseeverkehr. 1935 erhält Kermauner, als zweiter nach Anton Habsburg, OE3AH, das Senderabzeichen. Am 14. März 1938 beschlagnahmen SS und Gestapo die gesamte Anlage und alles Material, das Rufzeichen wird aberkannt 04. Der ÖVSV ist aufgelöst man gehört nun zum DASD und erhält ein neues DE-Empfängerrufzeichen. Kermauner entwickelt besonderen Ehrgeiz, wird DEM (Deutscher Empfangsmeister) und erhält ein Leistungsabzeichen, als er im Betriebsdienst mehr Punkte sammelt als jeder andere deutsche Funkamateur. Die „Ostmark“ wird in zwei Landesverbände aufgeteilt, den LV S („Donaulande“) und den LV W („Alpenlande“ – Steiermark, Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg), der zunächst von Prof. Dr. Otto Burkard, exOE6OB, geleitet wird, bis man Kermauner nach Berlin beordert und ihm die Landesverbandsführung überträgt. Am 21. September 1942 wird ihm vom Oberkommando der Wehrmacht die Kriegsfunksendegenehmigung D4BXW ausgestellt05, gleich ihm auch anderen Amateuren.

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Carl Martin, ÖHL, EACM, UO1CM, OE1CM, OE033, DE1083, D4UAS

ÖVSV-Präsident 1932-1936

Carl Martin, ÖHL, EACM, UO1CM, OE1CM, OE033, DE1083, D4UASzoom(25. Dezember 1897 – 31. Oktober 1945) Das Handwerk lernte er als K.u.K. Marinefunker, sein Interesse als Vizepräsident im Internationalen Radio Club galt aber zunächst dem Rundfunk, und er wurde Gründungsmitglied des von Franz Anderle initiierten ÖVSV. Als klar wurde, dass Versuchssender für Radio nicht zugelassen werden, wandte er sich dem Amateurfunk zu, betrieb vorbildliche Stationen und zeichnete sich durch hervorragende DX-Verbindungen aus. Gemeinsam mit dem Berufsfunker Wilhelm Horak errichtete er den Sender ÖHL und baute ihn zum Austrian Calibration Service aus, das die exakte Frequenzmessung der Gegenstation ermöglichte. Als sich Anderle zunehmend dem Amateurfunk verschloss, sorgte Martin mit einigen anderen Kritikern für dessen Ablösung: Die Hauptversammlung 1932 ernannte Anderle zum Ehrenpräsidenten und wählte Martin zum Vorsitzenden. 1936 wurde Martin seinerseits abgelöst, nicht der Nähe zur mittlerweile verbotenen Sozialdemokratie wegen, wie die Legende berichtet, sondern weil Erzherzog Anton Habsburg, OE3AH, als Galionsfigur und großzügiger Mäzen im Ständestaat eher als opportun galt. „Auf allgemeinen Wunsch“, wie die elegante Formulierung lautete, wurde für Martin die Funktion eines 1. Vizepräsidenten geschaffen. Nach 1938 erhielt er die Kriegsfunkgenehmigung D4UAS und bewarb sich im April 1940 mit einer Arbeit über Tonfilter um den Titel eines Deutschen Sendemeisters. Dass er dank seiner beruflichen Kontakte als Textilkaufmann für Wollstoffe Kontakte zu den „Feindstaaten“ aufnahm, ist ebenfalls Legende. Vielmehr beschaffte er angeblich aus Lateinamerika Kristallquarze für die deutsche Wehrmacht*. Auch die tägliche Verbindung auf 40m mit „Bibo“ Bacsy hatte keinen politischen Hintergrund. Erst als dieser im April 1945 zu den Amerikanern überlief, stellte sich heraus, dass er Chef des Geheimdienstes der ungarischen Armee gewesen war. Bei der Wiedergründung des ÖVSV wählte die Außerordentliche Hauptversammlung am 11. Mai 1946 den neuen Vorstand. Carl Martin, als Präsident vorgesehen, war unerwartet, 48jährig, sieben Monate zuvor gestorben.

*Mitteilung OMR Dr. Karl Mick, OE1KM, 2001-08-01.
Quellennachweis: DokuFunk, Archiv ÖVSV, X.Mar-F1.0001ff




Anton Habsburg-Lothringen – OE1AH, OE3AH, OE5AH, YR5AH

ÖVSV-Präsident 1936-1938

25.08.11

Anton Habsburg-Lothringen – OE1AH, OE3AH, OE5AH, YR5AHzoomProminentester Funkamateur Österreichs war Anton Habsburg, Zeit seines Lebens auch von den Funkkollegen "Kai-Ho" tituliert, einer Kurzform von "Kaiserlicher Hoheit". Schon seit seiner Jugend hatte er sich für den Funk interessiert - so schrieb der Gymnasiast etwa während des ersten Weltkriegs "feindliche" Telegrafie-Depeschen mit. Später wollte der passionierter Flieger auch Flugfunk betreiben, was an behördlichen Problemen scheiterte. So kam er auf Umwegen Anfang der Dreißigerjahre zum Amateurfunk und wurde prompt zum Präsidenten des ÖVSV bestellt und als erster (und einziger) OE-Sendemeister ausgezeichnet: Im restaurativen Ständestaat war eine monarchische Repräsentationsfigur höchst gefragt. Nach seiner Rückkehr nach Österreich und bis zu seinem Tod blieb Anton Habsburg dem Funkhobby an der Morsetaste treu, bekleidete aber keine Vereinsfunktion mehr.

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Erwin Heitler, EAMM, UOMM, UO1ER, OE013, DE1079, OE1ER

ÖVSV-Präsident 1945-1955

Erwin Heitler, EAMM, UOMM, UO1ER, OE013, DE1079, OE1ERzoomEiner von uns: Erwin Heitler, EAMM, UOMM, UO1ER, OE013, DE1079, OE1ER (*04.04.1910, †27.09.1988). Erwin entstammte einer gutbürgerlichen Wiener Familie. Rudolf Heitler, der Vater, betrieb einen Elektrohandel und wandte sich früh dem neuen Medium Radio zu. Das faszinierte auch den jungen Schüler. Er trat dem der Arbeiterbewegung nahestehenden Freien Radiobund bei und wechselte unmittelbar nach dessen Gründung zum ÖVSV, dem er 62 Jahre lang treu blieb, wie die Folge seiner die historische Entwicklung begleitenden Rufzeichen beweist. Schon mit 18 Jahren macht er sich selbstständig, und sein Fachgeschäft in der Wiener Neubaugasse, stets vollgeräumt mit Geräten und Ersatzteilen, erwarb bald legendären Ruhm: „Immer etwas schmuddelig, aber eine unerschöpfliche Schatzgrube und Ort endloser Ratschläge und Fachsimpeleien“, erinnert sich ein Stammgast. 1945, nach kurzem Kriegseinsatz, kehrte Erwin nach Wien zurück und wurde Mitinitiator der Neugründung des ÖVSV. Otto Habsburg, der letzte Präsident, hatte sich nach Rumänien abgesetzt, die Funktionäre der Nazi-Gaue waren mehr oder weniger belastet, also wollte man Carl Martin, OE1CM, berufen, der bereits 1932-36 an der Spitze gestanden war. Als Martin im November 1945 unerwartet starb, fiel die schwierige Aufgabe Erwin Heitler zu, dem stets Stillen, Verlässlichen im Hintergrund. In den zehn Jahren der Besatzungszeit leitete er mit Umsicht den Verband, dessen bescheidenen Möglichkeiten im Ringen um autonome Funkhoheit ihm nur allzu bewusst waren. Unauffällig umschiffte „Eddie“ (unlis OE1CD) die alliierte Zensur beim Versand der QSL-Karten, eingewickelt in mahnende Appelle gegen Schwarzfunkerei. Als ab 23. April 1954 endlich die Bewilligung zum Betrieb von Amateurfunkstellen ausgegeben wurde, erhielt er eine der ersten, sah seine Aufgabe erfüllt, übergab das Amt seinem Nachfolger Emmerich Rath, OE3RE, und widmete sich wieder ganz dem Hobby, das er trotz schwerer Herzkrankheit bis ans Ende ausübte. Das Dokumentationsarchiv Funk betreut einen Teilnachlass und hütet Erwins Morsetaste. Die wertvolle Polarfunk-Sammlung, wohl eine der bedeutendsten überhaupt, wurde, ehe sie dokumentiert werden konnte, von der Familie an Briefmarkensammler verkauft und ist daher für immer verloren.
(Quellennachweis: Archiv ÖVSV, Nachlass Heitler; QSL-Collection; DokuFunk Dokumentation)




Einer von damals: Ing. Emanuel Strunz, OE1EZ, OE1ES, OE3ES

18. Dezember 1911 - 18. November 2011: Pionier in zwei Epochen

Einer von damals: Ing. Emanuel Strunz, OE1EZ, OE1ES, OE3ESzoomWährend des zweiten Weltkriegs gilt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ein Sendeverbot für Funkamateure. Emanuel Strunz erhält die Hörernummer DE6505/S. Nach einer Denunziation wird er, trotz Einspruchs, vom Präsidenten persönlich am 7. Mai 1943 aus dem DASD ausgeschlossen.
Wie schwer es ein junger Techniker angesichts der schwierigen Wirtschaftslage hat, beweist die Vielzahl der Firmen, in denen Emanuel Strunz zwischen 1931 und 1945 beschäftigt wird, wiederholt unterbrochen durch Pausen der Arbeitslosigkeit. Der Einberufung im April 1941 entkommt er als unabkömmlicher Konstrukteur bei Kapsch und Söhne, wo er unter anderem ein akustisches Peilsystem zur Ortung von Heckenschützen und optische Geräte zur Zielerfassung in Bombenflugzeugen entwickelt.
Der nächste Lebensabschnitt führt ihn schon im April 1945 zum Rundfunk, zur RAVAG. April 1945: Das Funkhaus der RAVAG ist zum Teil zerstört, den Großsender auf dem Bisamberg haben die abziehenden SS-Verbände gesprengt. Strunz bastelt aus den Resten vorhandener Wehrmachtssender aus Bombenflugzeugen behelfsmäßig einen Rundfunksender. Auf das Funkhausdach kommt eine Notantenne. Die Stromversorgung beschafft man, indem man heimlich ein nahe gelegenes russisches Lazarett anzapft.
Generaldirektor Oskar Czeija ist vom Engagement und Improvisationstalent seines neuen Mitarbeiters so begeistert, dass er ihn auf der Stelle für die Wiederaufbaugruppe anheuert.
Das Funkhaus befindet sich im sowjetischen Sektor und ist den schlimmsten Repressalien der Besatzungsmacht ausgesetzt. Strunz hat mittlerweile die Firma Frequentis gegründet und am Firmensitz im französischen Sektor, also außerhalb des Zugriffs der sowjetischen Besatzer, einen Kurzwellensender mit 4kW Leistung für den Sender "Wien II" aufgebaut.
Ein Nebeneffekt dieser Schicksalsstunden: Emanuel Strunz hat in der RAVAG eine junge Kollegin kennengelernt, die Tagessprecherin Elfriede Gerischer (*27.11.1918, †19.04.2017). Aus dieser Begegnung wird in den folgenden sechzig Jahren ein Bund fürs Leben.
Die Firma Frequentis AG baut Strunz zu einem weltbedeutenden Kommunikationsunternehmen aus, ehe er 1983 an seinen Nachfolger übergibt.
Zurück zum Amateurfunk: Schon am 15. August 1945 nimmt Strunz am ersten Treffen jener Funkfreunde teil, die den ÖVSV wieder errichten wollen. Dennoch soll es bis 1953 dauern, ehe Amateurfunk in Österreich wieder legal zugelassen wird. Wie viele andere funkt auch Emanuel als "Eddie" illegal, bis er 1953 das Rufzeichen OE1ES erhält - und als OE3ES aus Klosterneuburg aktiviert, wo das Ehepaar ein Haus mit Garten errichtet hat. Nach wie vor ist er ein Mann der Taste. Der Landesverband Wien ernennt Strunz zum Ehrenmitglied. Die Funkstation bleibt freilich zuletzt immer häufiger unberührt. Schwindendes Augenlicht und zuletzt die Folgen eines schweren Sturzes zwingen schließlich sogar zur Aufgabe des geliebten Hobbys. Emanuel Strunz stirbt kurz vor seinem 100. Geburtstag.



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Einer von damals: Prof. Dr. Josef Fuchs, ÖAA, ÖFZ, UO1JF, OE1JF, OE007, DM1004

Einer der Pioniere

Einer von damals: Prof. Dr. Josef Fuchs, ÖAA, ÖFZ, UO1JF, OE1JF, OE007, DM1004zoomJosef Fuchs ÖAA, ÖFZ, EAAA, UO1JF, OE1JF, OE007, DEM1004 (*11. Jänner 1904 in Wien; † 9. April 1989 in Graz) war ein Pionier des österreichischen Amateurfunks. Schon als Student ist er 1923 als ÖAA (Foto, mit Eduard Rauscher) und ÖFZ unlizensiert unterwegs und von der Gründung an Funktionär im ÖVSV. 1929 fädelt er als Vizepräsident dessen Aufnahme als Landesgruppe 16 in den DASD ein und ist bis 1933 ihr Landesverkehrsleiter. 1928 reicht er das Patent für die nach ihm benannte und viel verbreitete hochohmig über einen Parallelschwingkreis („Fuchskreis“) abgekoppelte Langdrahtantenne ein. Der „Fuchs-Fasching“ das von ihm verfasste, von Franz Josef Fasching verlegte „Signalbuch für den Kurzwellenamateur“, ist von 1927 bis 1944 in sieben Auflagen (und späteren illegalen Nachdrucken) das Referenzwerk schlechthin und aus keiner Funkstation wegzudenken. Als nach 1953 die ersten Nachkriegslizenzen ausgegeben werden, hält man sein Rufzeichen frei. Aber berufliche Überlastung und vielleicht auch die fünfzehn Jahre Funkpause bewirken, dass sich OE1J F nicht mehr im Äther meldet.
Sein bescheidenes, verbindliches Auftreten mag einer der Gründe sein, dass man in unseren Kreisen seine eminente wissenschaftliche Bedeutung unterschätzt oder gar nicht erst wahrnimmt. Josef Fuchs interessiert sich schon früh für Astronomie, wendet sich später der Hochfrequenzphysik und Ionosphärenforschung zu und arbeitet in der Industrie, ehe er zu Lehre und Forschung berufen wird. 1936 bestimmt er mit Hochfrequenzwellen die Temperatur der Ionosphäre. 1938 wird er an der Universität Wien promoviert und als einer der ersten Radioastronomen 1946 für Geophysik und Meteorologie habilitiert. Ab 1947 leitet er die Abteilung für Allgemeine Physik am Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen, wo er eine Methode entwickelt, Höhen und Entfernungen mit Hilfe von Radiowellen zu messen. 1949 konstruiert er die erste österreichische Quarzuhr. 1958 wird er zum ordentlichen Professor für Astronomie an die Universität Innsbruck berufen und ist bis zur Emeritierung 1972 Vorstand des Instituts für Astronomie und der Universitätssternwarte.

Abb.: Dokumentationsarchiv Funk. QSL Collection; unbez. Foto: ÖVSV-Jahresversammlung 1953 (45-III.F.1-00016); Patent: Archiv ÖVSV (X.OE1JF_D.1.0001); ÖAA: „Österreichs erster Amateursender“, Radiowelt´´ Nr.18/1926, S 42f




Einer von damals: Felix Gaggl, OE8FG - Erst arretiert, dann sehr hofiert

Bio in Stichworten: *29.12.1921. Mit 14 Jahren erster Eigenbau. Sendet Illegal mit I-Rufzeichen. 1938 Antrag um Aufnahme in den DASD, ab 1940 DE6872/W. 12.02.1941-09.02.1946 Reichsarbeitsdienst und Funkmeister bei der Wehrmacht. Besorgt im Urlaub den „ZAP“ nach dem Rundspruch der Kriegsfunkstelle D4BXW (OP: Otto Kermauner). Heimkehr und unlis als OE8BQ. Als SWL OE379. 02.1947-09.02.1954 Sendetechniker in britischen Diensten. Unter falschem Namen als MB9BA. 1952 Funktelegraphistenprüfung II. Kl. Wechselt zur neu gegründeten zivilen Luftfahrtbehörde. Senior Controller Flughafen Klagenfurt. Erteilt jahrelang Morseunterricht und Bauhilfe für alle. 1954 Sendegenehmigung als OE8FG ohne weitere Prüfung. 1962 Landesverbandsleiter von OE8. 1986 in Pension. †10.10.2004.

Die Gaggl-Story:
1945, nach seiner Entlassung, wurde Felix Sendetechniker bei der Sendergruppe Alpenland, dem Rundfunkdienst der britischen Besatzungsmacht in Klagenfurt. Dort, in deren HQ, tat der Offizier Reg Richards Dienst und sendete in der Freizeit mit einem illegalen I-Rufzeichen. Die beiden wurden von der britischen Funküberwachung bei einem QSO erwischt. Reg kam mit einer Verwarnung glimpflich davon, bei Felix kam die Militärpolizei zu Besuch. Die Funkstation wurde konfisziert – und dann fand man die beiden Armeepistolen in der Schreibtischlade. Felix wurde wegen illegalen Waffenbesitzes zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt, musste aber bereits nach neun Monaten blitzartig entlassen werden: Die Mannschaft von BFN, dem British Forces Network, kam mit dessen BC610-Sender nicht klar. („Wer kennt sich aus?“ – „Ein Herr Gaggl.“- „Wo finden wir den?“ – „Hinter Gittern.“) Felix betrieb und wartete die Station bis zum Abzug der Briten. Und nebenbei war er, beinahe legal, unter fremdem Namen als MB9BA aktiv, das war das Rufzeichen des am Funk nicht interessierten Kollegen J.B. Hammond, den er überredet hatte, sich um eine MB9-Lizenz zu bewerben.




Einer von damals: Otto Kallir-Nirenstein, OE1OK

Einer von damals: Otto Kallir-Nirenstein, OE1OKzoomOtto Nirenstein (ab 1933 Kallir-Nirenstein, nach dem hebräischen Namen eines Familien-Zweiges) wird am 1. April 1894 in Wien geboren (1933 ändert er seinen Namen auf Kallir. Nirenstein – Homonym für Nierenstein – ist einer der spöttischen Namen, welche in der Habsburgermonarchie im 18. Jahrhundert jüdischen Familien zwangsweise zugeteilt wurde. Kallir war der hebräische Name eines Familien-Zweiges, den Otto nun selbst zu führen beschloss.) Er erlebt Kindheit und Jugend in einem großbürgerlichen Haus. Er entwickelt früh ein Faible für die Fliegerei, veröffentlicht mit 14 !) Jahren eine "Kleine Geschichte der Luftfahrt" und legt eine Luftfahrt-Sammlung an, die zu den bedeutendsten ihrer Art wird. Von 1912 bis 1914 und nach seinem Kriegseinsatz im Ersten Weltkrieg wiederum von 1919 bis 1920 studiert er an der Technischen Hochschule Wien, bricht aber das Studium der Ingenierwissenschaft ab und wendet sich von nuin an ganz dem Kunsthandel zu. 1919 gründet er in Wien den "Verlag Neue Graphik", 1923 die "Neue Galerie" ´(heute "Galerie nächst St. Stephan) und 1924 den "Verlag der Johannes-Presse". Er wirbt und verlegt bahnbrechend u.a. für Egon Schiele, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Alfred Kubin und Richard Gerstl. Daneben studiert er Kunstgeschichte und promoviert 1931. Seine Liebe zur Technik ist ungebrochen, sofort mit der Freigabe der OE-Rufzeichen im Jänner 1934 tritt er dem ÖVSV bei und wird OE1OK. Seine Tätigkeit als Funkamateur währt allerdings nur kurz, denn nach dem Blaschek/Habsburg-Rundschreiben vom 12. März 1938 muss er als Nichtarier den ÖVSV verlassen. Aus "rassischen" Gründen und wegen seiner offenen Unterstützung der Regierung Schuschnigg wird er unmitelbar darauf zur Emigration gezwungen, die mit der Zwangs-Veräußerung der Luftfahrtsamlung und dem "Entjudungs-Erlös" aus dem Verkauf der Kunsthandlung finanziert wird. In Paris gründet er die "Galerie St. Etienne", emigriert 1939 weiter in die USA und gründet in New York die bis heute bestehende "Gallery St. Etienne". Auch wird er Leiter der österreichischen Flüchtlingsvereinigung Austrian-American League. Willibald Plöchl, der Gründer des Free Austrian National Council, macht ihn verantwortlich, für die Differenzen, die zwischen ihm und Otto Habsburg entstanden waren. Im Zusammenhang damit wird Kallir aus dem Umkreis Plöchls beim FBI beschuldigt, ein „früherer Agent Hitlers und Mussolinis“ gewesen zu sein und mit Raubkunst gehandelt zu haben. Er erleidet deshalb am 12. Dezember 1942 einen fast tödlichen Herzinfarkt; nach seiner langen Rekonvaleszenz scheidet er aus der Austrian-American League aus und hat von da an nichts mehr mit Politik zu tun. Das FBI stellt die Ermittlungen als auf Verleumdungen basierend ein. Kallir, einer der bedeutendsten Kunsthistoriker und Vermittler österreichischer Maler des 20. Jahrhunderts, stirbt am 30. November 1978 in New York.



01 - Porträt (Galerie St. Etienne, New York)
02 -Otto Kallir om Alter von 25 Jahren, von Bohuslav Kokoschka © linkext. Link
03 - QSL OE1OK (QSL Collection, Sammlung Patrick Rigg)
04 - Der Weltempfänger National NC125 in den USA (Jane Kallir)
05 - Visitenkarte (Antiquariatshandel)
06 - "Grandma Moses" von Oskar Kallir (Antiquariatshandel)
07 - Otto Kallir mit einem Exemplar von "Grandma Moses" (unbezeichnet)





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