Amateurfunkgeschichte Deutschland - Folgen 36 bis 38


(36) 1962: Hamburg - Die große Flut

(36) 1962: Hamburg - Die große FlutzoomNoch einmal blicken wir zurück: auf ein Ereignis, bei dem erstmals in der Geschichte des deutschen Verbandes Amateurfunk im Katastrophenfalls in einem bis heute nicht wiederholten Ausmaß demonstriert wurde. - Gestaltung dieser Folge: Gerhard Hoyer, DJ1GE, Archiv DARC-Distrikt Hamburg.



zoomAm 16./17. Februar 1962 brach über die deutsche Nordseeküste die schwerste Sturmflut seit über hundert Jahren herein. Orkanböen bis 200km/h Stunde und meterhohe Wassermassen ließen die Deiche an der Küste, an der Elbe und Weser brechen. Am schlimmsten traf die Flutkatastrophe das hundert Kilometer von der Küste entfernte Hamburg. Ganze Stadtteile standen unter Wasser, über dreihundert Menschen kamen ums Leben. Über 60.000 Bewohner südlich der Elbe wurden obdachlos.

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Samstag, 17. Februar

Samstag, 17. FebruarzoomWer heute mit einer kleinen Mobilfunke – vom Mobiltelefon oder CB wollen wir gar nicht erst reden – mühelos Kontakt aufnehmen und halten kann, vielleicht unterstützt durch eine leistungsstarke Mobilstation, wie sie heute im Mini-Format ganz und gäbe sind, kann sich wohl nicht vorstellen, was die Hamburger Amateure vor 45 Jahren spontan und ohne Erfahrung aus früheren Einsätzen geleistet haben. Um dies zu verdeutlichen, zitieren wir zunächst ausführlich aus einer Niederschrift aus Einzelberichten der am Einsatz beteiligten Funkamateure von G. Kruse, DL9OA, dem damaligen Distrikts-Vorsitzenden Hamburgs: [1]

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Sonntag, 18. Februar

Sonntag, 18. FebruarzoomAls morgens gegen neun Uhr die Stromversorgung in verschiedenen Stadtteilen wieder einsetzte, entwickelte sich unter DJ5FH erneut ein reger 80-m-Verkehr über die weiteren Einsatzmöglichkeiten. Gemeinsam bemühten sich alle Stationen: DL9FJ, DJ5FI/M, DL9KM, DJ2JS, DJ1UB, DJ1AK, DJ3AA, DJ1WT, DL9FK, DJ6PS, DJ6OR und schließlich auch DL9LJ/M aus Neumünster einen Weg zur Hilfeleistung zu finden.

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Montag, 19. Februar

Montag, 19. FebruarzoomDie Leitstation im City-Hochhaus des Bezirksamts Mitte. v.l.: Horst Schröder, DL1UB; Friedrich Steenhusen, DJ1FK; Karl Block, DJ3FL; Heinrich Peters, DL3SJ. - Morgens gegen drei Uhr folgte ein kurzer, unruhiger Schlaf. Um sieben Uhr war wieder Treffen in Hamburg mit Konvoi aller Wagen nach Finkenwerder. Nun drang eine derartige Flut von Funksprüchen auf die Station ein, dass das Ortsamt zwei Damen als Stenotypistinnen zur Verfügung stellte. Was diese Funksprüche an Not und Elend enthielten, vermag wohl nur der zu beurteilen, der das Chaos gesehen hat. Alle Stationen waren pausenlos im Einsatz.

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Dank und Konsequenzen

Dank und KonsequenzenzoomH. Picolin, DL3NE, sprach in einem Editorial nicht nur allen Beteiligten den Dank des DARC aus, er zog auch Schlussfolgerungen: „Wir alle haben aus den Erfahrungen zu lernen. … Polizei, Feuerwehr und eingesetzte Verbände benötigten ihre Nachrichtenverbindungen zur Aufrechterhaltung der eigenen Organisation und Hilfe bei akuter Lebensgefahr. Die zivile Verwaltung dagegen war abgeschnitten und teils ohne Verbindung zur Außenwelt. … Hier liegt für uns als Funkamateure der Ansatzpunkt. … Es hat in den vergangenen Jahren nicht an Stimmen gefehlt, die in unseren Reihen die Organisation eines weiträumigen Notnetzes fordern. … Aus den Erkenntnissen von Hamburg wird der DARC seine Maßnahmen zu treffen haben.“[2]

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(37) 1966: "Elovau" und business beinahe as usual

(37) 1966: 'Elovau' und business beinahe as usualzoomDas QSL-Büro ist am Limit: „Gedanken über einen schnelleren Sortiermodus unserer Karten als nach dem bisherigen ‚Küchentischverfahren’ machten sich schon viele OMs, nachdem der Durchlauf sich der Millionengrenze näherte.“ [1] Da melden sich die Wuppertaler und bieten an, eine elektronische Sortiermaschine zu entwickeln. „Im August 1964 entwickelte Herbert Picolin, DL3NE, dann seine Grundkonzeption für eine Tastatur, die nach dem Eintippen des Rufzeichens sofort den DOK anzeigt“. Zunächst werden Firmen der Datenverarbeitung bemüht, aber bald zeigt sich, dass die besonderen Erfordernisse zum Eigenbau zwingen. Zur Clubversammlung in Kiel gibt es bereits ein von Gerhard Dettmer, DL3AB, und Helmut Vemmer, DJ5EC, entwickeltes und vom OVV Walter Ernst, DJ1MC, gebautes Vormuster mit Fernsprech-Drehwähler und –relais. Es rasselt und klappert und funktioniert, aber nicht zur allgemeinen Zufriedenheit. Alfred Schädlich, DL1XJ, weist schließlich den Weg: die Transistorisierung.

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Jugend- und Nachwuchsförderung

Jugend- und NachwuchsförderungzoomBesonnenen Funktionären wird immer deutlicher bewusst, dass der scheinbar ungebrochene Aufstieg des DARC ein Erfolg auf Kosten der Zukunft sein könnte, denn die Statistik täuscht. Ende 1964 stehen den knapp 8.000 lizenzierten Klubmitgliedern 6.700 SWL-Mitglieder gegenüber, von denen nur 720 die DE-Prüfung abgelegt haben! Selbst dies muss als Fortschritt angesehen werden, denn es werden immerhin 238 neue DE-Rufzeichen ausgegeben, 44 mehr als ein Jahr zuvor, [5] und 1965 sind es bereits 335. Zu Jahresbeginn 1966 sind im DARC 9.000 lizenzierte Mitglieder und 6.900 SWLs organisiert, davon lediglich 760 mit DE-Rufzeichen.[6] Was tun?

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Technik und Funksport im Umbruch

Im April 1966 wird das fünftausendste DLD-Diplom ausgegeben. [8] zu Jahresende wird das Programm auch ausländischen Funkamateuren zugänglich gemacht.[9] Das DXCC wird zentrale Herausforderung für manche „Jäger und Sammler“. Jedes „neue“ Land sorgt für hektische Aktivität - 1966 wird die Liste um Spratly, das Ebon-Atoll das und Cormoran-Riff erweitert. Den Alteingesessenen sind solche Abweichungen vom rein technischen Funkhobby ein Dorn im Auge. Mit Besorgnis verfolgen sie das Vordringen der „Steckdosen-Amateure“. Auch in technischen Neuerungen, die das Bastelvermögen des Durchschnitts-Amateurs zu überfordern drohen, sehen sie Gefahr heraufziehen: „Natürlich geht SSB weiter als AM, das ist unbestritten. … Der künftige OM wird vorwiegend in SSB arbeiten, aber eben nur vorwiegend. … Die älteren OMs [und] der Nachwuchs … werden daher gern in beiden Betriebsarten QRV bleiben.“[10] Und bange fragt man sich: „Amateur-Funkfernschreiben – eine technische Spielerei oder ernstzunehmende Betriebsart?“ [11]

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Und weiterhin: Scheinbare Harmonie

Es ist erstaunlich, wie konsequent es dem Vorstand gelingt, nach Außen ein Bild perfekter Harmonie im DARC zu vermitteln. Den Protokollen der Clubversammlung und der Hauptversammlung ist allenfalls zu entnehmen, dass man zehn Jahre EMC (Eighty-Meter-Community) feiert; dass Prof. Dr. Walter Dieminger, DL6DS, Direktor des Max-Planck-Instituts für Aeronomie in Lindau/Harz, und Prof. Dr. Gustav Leithäuser, Ex-Präsident des DASD, zu Ehrenmitgliedern ernannt wurden; oder dass zum WAEDC-Contest 230 Fonie- und 513 CW-Logs einlangten. [13] Hinter den Kulissen gärt es seit Jahren, und es sind nicht nur die üblichen Hitzköpfe, die ihrem Unmut sozusagen „am Biertisch“ Luft machen. Auch im mittleren Management (um mit heutigen Begriffen zu sprechen) ortet man ein Abheben der Verbandsspitze und die zunehmende Verbürokratisierung. Nun gut, der DARC sei eben nicht länger ein unbedeutender Selbsthilfsverband, den ein paar Enthusiasten am Wochenende zu administrieren vermögen, aber müsse den deshalb gleich so viel pompöser Aufwand getrieben werden? Hin und wieder dringt solche Kritik auch an die Oberfläche, wenngleich aus der Position des Replizierenden: „Nicht erst der Verlauf von Clubversammlungen, … auch Hauptversammlungen der Distrikte und die größerer Ortsverbände fordern Kritik heraus. … Zweifellos muss es für den unbefangen beobachtenden Besucher Anstoß erregen, wenn in einer Clubversammlung – zugegeben mit manchmal übermäßig vielen und unangebracht scharfen Worten – über Haushaltspläne diskutiert und abgestimmt wird. Unser eigentliches Clubanliegen, … Amateurfunk mit allen Sondergebieten [kommt] dabei zu kurz. … Liegt die Ursache solcher Erscheinungen … in einer Perversion dessen, was uns im Amateurfunk zusammenhält? Oder ist der Grund nicht vielmehr,… dass eben … eine Geschäftsordnung, eine Verwaltung da sein müssen? … Man muss nicht immer alles sagen wollen, was man denkt, aber man sollte nachgedacht haben, bevor man spricht oder schreibt.“[14]

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PS: Das weitere Schicksal der „Elovau“

Bild: Die QSL-Vermittlung des DARC heute

PS: Das weitere Schicksal der „Elovau“zoomDer schnelle Anstieg der Lizenzerteilungen, die Einführung der C-Lizenz und der Übergang zu einer vom bisherigen Verfahren abweichenden Methode der Rufzeichenausgabe durch die Deutsche Bundespost führen früher als vorausgesehen zu einer Überlastung der „Wuppertaler Maschine“. Der Geschäftsführende Vorstand beauftragt daher Anfang 1970 Walter Ernst, DJ1MC, eine neue Sortieranlage auf der Basis magnetischer Datenspeicherung zu entwickeln. Bis zur Fertigstellung der neuen Sortieranlage bleibt die bestehende Anlage, soweit es ihre Kapazität erlaubt, im Einsatz. Für den nicht mehr zu bewältigenden Teil – zunächst den neuen Rufzeichenblock DC1 - steht eine einfach programmierbare halbautomatische Übergangseinrichtung mit zwei Arbeitsplätzen zur Verfügung.
Die QSL-Vermittlung bleibt bis zur Betriebsaufnahme des Amateurfunkzentrums Baunatal in München. Für das AfuZ wird von DJ1MC eine auf Magnetspeicherbasis arbeitende Sortieranlage für etwa sieben bis acht Rufzeichenblöcke mit einer Vermittlungskapazität von 15.000 bis 18.000 Karten pro Arbeitstag konzipiert [17] und im Juni 1972 in Baunatal in Betrieb genommen.



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(38) 1967/68: Klasse C für UKW!

(38) 1967/68: Klasse C für UKW!zoomAm 13. März 1967 wird von der Deutschen Bundespost die seit langem erwartete und hinter den Kulissen heftig diskutierte neue Durchführungsverordnung zum Amateurfunkgesetz vom 14. März 1949 erlassen.[1] Sie löst die DVO vom 23. März 1949 ab – nach 18 Jahren war es höchst an der Zeit, die veränderten technischen Gegebenheiten und die Anforderungen der 1959 neu gefassten VO Funk zu berücksichtigen.

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Selbstreflexion und offene Kritik

Amateurfunk und DARC - qou vadis?

Vergleichsweise harmlos, wenngleich mit einer Fragestellung, die bis heute aktuell ist, eröffnet die Redaktion per Leitartikel das neue Jahr: „Woran liegt es, dass Funkamateure in der Regel ausgeprägte Individualisten sind? Wenden sie sich diesem Hobby deshalb zu, weil es ihrer charakterlichen Veranlagung entspricht, oder formt erst längere spezifische Beschäftigung ihr ‚So-Sein’? Vielleicht trifft beides zu, und wahrscheinlich wäre auch unsere Gruppe für Soziologen wie Psychologen eine interessante Fundgrube.“

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Schwierige Schwerpunkte: SWL und Jugendarbeit

Der Klub braucht Nachwuchs. Will man vor allem junge Menschen ansprechen, ist die natürliche Abfolge die Tätigkeit des Hörens, der Erwerb eines DE-Rufzeichens und schließlich die Vorbereitung auf die Lizenzprüfung. 1967 in fünf, 1968 sogar in sechs Jugend- und Ausbildungslehrgängen wird die diesbezügliche Tätigkeit der Ortsverbände verstärkt und unterstützt. Der seltsame Zwiespalt bleibt, dass SWLs zwar fast die Hälfte der DARC-Mitglieder stellen, sich aber nach wie vor als Funkfreunde zweiter Klasse fühlen, was gewiss nicht allzu selten auf persönlicher Erfahrung beruht.

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Was sonst noch geschah

Der Veranstaltungskalender füllt mittlerweile eine ganze Seite im Kluborgan. Zu den nun schon traditionellen Terminen – dem Bodenseetreffen in Konstanz, der Großen Deutschen Funkausstellung in Berlin, der Klubmeisterschaft, dem WAE-Contest usw., kam 1966 erstmals das „Ham Radio Border Meeting“, ausgerichtet im Herbst vom OV Kempen als Begegnung der Funkfreunde im grenznahen Raum Deutschland, Belgien und Holland.
Drei Jahre nach dem letzten Deutschlandtreffen, zu Pfingsten 1965 in Berlin, findet wieder eine solche Großveranstaltung statt. In Wolfsburg, das bereits 1963 Veranstaltungsort gewesen war, stellen sich vom 1.-3. Juni 1968 fast zweitausend Funkamateure beim „Europatreffen“ ein.

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