Als ich 1984 nach London ging, um einige Wochen mit Norman zu verbringen, erzählte er mir, dass er begonnen habe, einige Erinnerungen über die ersten Funkamateure in Griechenland auf Tonband aufzunehmen, und er fragte mich, ob ich ihm helfen wolle. Da ich selbst zu dieser Gruppe gehörte, sagte ich zu. Vor meiner Rückkehr in die USA zurück ging, gab mir Norman einige Kassetten zum Übersetzen mit. Obwohl er fließend Griechisch spricht, ohne jeden Akzent, hatte er nie eine griechische Schule besucht und konnte seine Memoiren nicht selbst aufschreiben. Er bat mich, zu ergänzen, was mir aus der so lange vergangenen Pionierzeit noch einfiele.
Nun, um am Anfang zu beginnen, lassen Sie mich erzählen, dass ich in Konstantinopel im Oktober 1910 von griechischen Eltern geboren wurde. Obwohl wir zu Hause Griechisch sprachen, kam ich erst mit neun Jahren in eine griechische Schule und ging bald darauf ich in die Französische Schule, in der alle Fächer in Französisch unterrichtet wurden .und Griechisch als Fremdsprache jeden Nachmittag zwei Stunden lang.
Mein älterer Bruder hatte ein französisches Magazin abonniert, La Science et La Vie (Die Wissenschaft und das Leben), und ich war begeistert vom Thema Télégraphie sans fils (drahtlose Telegrafie). Sendungen mit Sprache und Musik gab es in diesem Teil der Welt noch nicht, obwohl in Ankara bereits 1923 eine Rundfunkstation errichtet worden war. In den Läden tauchten die ersten Rundfunkempfänger auf, entweder mit Kopfhörern oder großen Trichterlautsprechern, aber wir hatten nie einen im Haus.
1926 zogen wir nach Athen, wo ich zur Schule ging. Wie ich später herausfand, war das zufälliger Weise das gleiche Jahr, in dem Norman das erste Mal nach Athen kam. In der Schule traf ich auf Nasos Coucoulis (später SV1SM und SV1AC), der sehr am Funk interessiert war. Ich baute mir einen Kristallempfänger und konnte die Griechisch-Königliche Marinestation SXA in Votanikos hören (Operator warE. Cole), ebenso die alte Station im Theseon, mitten in Athen, die noch ein Funkensender war, Andere Stationen waren nicht zu empfangen. Ich kaufte mir eine Philips-Röhre der E-Serie und baute einen grid-leak Detektor, empfing aber nur Stille. Die 4 Volt Heizung zog ein Ampere, und ich hatte bloß eine kleine Taschenlampenbatterie verwendet! Als ich mehr Erfahrung gesammelt hatte, fing ich an, meinen Freunden einfache Rundfunkempfänger zu reparieren und Leuten zu installieren, die Radios gekauft hatten, Langdrahtantennen zu installieren.
1929 waren Nasos und ich im Abschlussjahr an der Megareos-Schule. Wir bauten einen einfachen AM-Sender, der auf ca. 500 Meter abgestimmt war, und übertrugen das Theaterspiel der Schulabgängern der letzten Klasse. Mir ist nicht bekannt, ob jemand unsere Sendung gehört hat, aber es war mit Sicherheit die erste Amateur-Rundfunksendung in Griechenland.
Nasos und ich sprachen mit sehr einfachen AM-Sendern über die Distanz von ca. 60 Metern, die unsere Häuser trennten, ohne zu wissen, ob jemals jemand versehentlich unsere leistungsschwachen Sendungen mithörte.
1932 wurde ich zum Militärdienst einberufen und besuchte die Kadetten-Reserve- Offiziersschule. Nach meiner militärischen Ausbildung arbeitete ich bei den Gebrüdern Lambropoulos im Metohikon Tameion-Gebäude zu arbeiten. Dort lernte ich Takis Coumbias kennen, der mit seiner Familie aus Russland nach Griechenland gekommen war. Takis hatte in Russland acht Jahre Erfahrung im Amateurfunk gesammelt, und er berichtete von den dortigen Radioklubs und ihre strenge Überwachung durch die kommunistischen Partei.
Drei Jahre später, 1935, zog ich in Tavaniotis Werkstatt als sein Mechaniker ein. „Bill“, so sein Rufname, hatte einen AM- und CW-Sender mit einer Ausgangsleistung von 150 Watt gebaut. Er benutzte das Rufzeichen SV1KE. Wir hatten regelmäßig Kontakt zu Georges Moens, SU1RO in Kairo. Georges ist immer noch (d.i. 1990, Anm.d.Red.) in seiner Heimat Belgien aktiv mit dem Rufzeichen ON5RO in Brüssel. 1938 kam George mit seiner Frau Beba und ihrem kleinen Sohn Robert nach Athen, um ihre griechischen Eltern zu besuchen, und natürlich kamen sie auch in unsere Funkbude, und wir hatten die Freude, sie nach so langer Zeit des Plauderns über Funk nun auch persönlich zu treffen.
In Griechenland sind wir sieben Stunden vor der EST (Eastern Standart Time), und so kamen unsere Kontakte mit den USA meist erst nach Mitternacht unserer Zeit zustande. Eine der Stationen, mit der wir regelmäßig sprachen, war Charles Mellen, W1FH, in Boston. Chas wurde in Boston von griechischen Eltern geboren. Sein Vater kam 1936 oder 1937 nach Griechenland mit Charles’ jüngerer Schwester, einem hübschen Mädchen von ungefähr 14 Jahren. In Bills Funkbude konnten sie über seine Funkanlage mit Boston sprechen. Nach Kriegsende waren W1FH und Don Wallace, W6AM, in Kalifornien, die beiden führenden Stationen in den USA, die alle Wettbewerbstabellen krönten. Aber W6AM hatte einen kleinen Vorteil; er hatte ein Grundstück gekauft, das zuvor der Press Wireless gehört hatte und auf dem 36 Rhombusantennen standen, während W1FH mit einer einfachen Yagi arbeitete.
Eine weitere Station, mit der wir häufig in Kontakt waren, war W2IXY, betrieben von Dorothy Hall. Eines Nachts überraschte uns Dorothy: Im Laufe eines QSOs forderte sie uns auf, aufmerksam zu lauschen. Plötzlich hörten wir drei in SV1KEs Funkbude unsere eigenen Stimmen aus New York. Dorothy hatte unser letztes QSO auf Schallplatte aufgenommen. Einige Tage später spielten wir den Ball zurück. Wir hatten in aller Eile eine Aufnahmeeinrichtung zusammengestrickt und spielten die Aufzeichnung ihrer Sendung zurück. Dorothy sagte, es sei das erste Mal, dass sie ihre Stimme über 5000 Meilen hinweg gehört habe. Ich muss hier erklären, dass zu dieser Zeit (ungefähr 1933) selbst in den USA private Tonaufnahmen ein Novum waren. Aufnahmen auf Tondraht oder Tonband wurden erst Anfang der Vierzigerjahre möglich.
In Athen funkten wir selbst während der Diktatur von General Metaxas, der im August 1936 mit einem Coup an die Macht kam. Wirkliche Probleme gab es aber nur mit seinem Innenminister, dem berüchtigten Konstantinos Maniadakis. Der hatte es natürlich vor allem auf die Kommunisten abgesehen, aber auch wir Handvoll Funkamateure standen unter dem Verdacht, subversive Elemente zu sein. Die Dinge verschlechterten sich, als die Zeitung Estia, Besitzer war K. Kyrou, einen Artikel veröffentlichte, in dem die Funkamateure für Interferenzen beim Kurzwellenempfang verantwortlich gemacht wurden. Ich muss an dieser Stelle erklären, dass sich der Berichterstatter auf die Dutzende von Piratenstationen bezog, die mit kleinen Leistungen Rundfunk auf Mittelwelle betrieben. (In den Köpfen der Allgemeinheitwird ja nach wie vor nicht unterschieden zwischen CB-Funk, Piratensendern aller Art und echten Funkamateuren.) So tauchten eines Nachmittags, als ich in der Kellerwerkstatt von SV1KE arbeitete, drei von Maniadakis Polizisten in Zivil auf und sagten, sie seien gekommen, die Sendeeinrichtungen einzuziehen. Zum Glück war Bill zu dem Zeitpunkt nicht anwesend. Ich frage, ob sie einen Durchsuchungsbefehl hätten, und sie verneinten. Ich antwortete, ich sei nur ein Angestellter und würde sie verständigen, sobald Herr Tavaniotis zurück sei, um ihre Fragen zu beantworten. Auf diese Weise wurde ich sie los. Als Bill kam, berichtete ich ihm über den Vorfall und er ging geradewegs zum Post-und Telegraphen-Ministerium und informierte Herrn Stefanos Elefteriou. Und so ergab sich, dass Eleftheriou, der alles über unsere Aktivitäten auf den Amateurbändern wusste, an SV1KE, SV1CA und SV1NK die ersten drei Lizenzen für experimentellen Sendungen zur Erforschung der Ausbreitung auf Kurzwelle vergab. Er wusste, dass er dazu berechtigt sei, da Griechenland die internationalen Telekommunikationsverträge unterzeichnet hatte.
Ich möchte in diesem Zusammenhang erwähnen, dass Akis Cazizis, SV1CA, in Athen sein eigenes Denkmal geschaffen hat. Als Leiter der öffentlichen Beleuchtung schuf er nach Kriegsende die großartige Flutlichtanlage der Akropolis, welche bis heute von den Touristen bewundert wird.
Zurück zur Zeit nach 1937. Herr Eleftheriou betraute uns mit der Aufgabe, einen Gesetzesentwurf zur Legalisierung des Amateurfunks vorzubereiten. Wir schrieben an die USA, England, Frankreich und Deutschland, erhielten Kopien der jeweiligen Landesgesetze, und entwarfen in langer Arbeit einen Text, welcher der herrschenden politischen Situation in unserem Land, einer Diktatur, gerecht wurde. Norman Joly, damals SV1RX, verfasste den Text in Englisch, aber noch ehe wir ihn ins Griechische übersetzen und weiterleiten konnten, wurden im September 1939 alle unsere Hoffnungen durch den Ausbruch des Krieges zerstört.
Als ich 1944 als Reserveoffizier in der griechischen Armee diente, wurde ich meiner englischen und französischen Sprachkenntnisse wegen zur Britischen Militär-Mission Griechenlands (BMM) abgestellt.Dort traf ich mehrere Amateure im Dienste der britischen Streitkräfte, und einer von ihnen schenkte mir einen kleinen Militärsender, so dass es mir möglich war, wieder mit meinem alten Rufzeichen SV1AZ aktiv zu werden.


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