Deutsche Amateurfunk-Geschichte, Folgen 60-63


Chronik 1996

Chronik 1996zoomDann gibt es Widerstand gegen die Bestellung der Beiräte für den DARC-Verlag; und schließlich versuchen einige Opponenten, mit einem Formaltrick die Gültigkeit einiger Beschlussanträge auszuhebeln. Den eigentlichen Erfolg verdankt die Tagung Beratungen hinter den Kulissen: In einem bis in die Nachtstunden dauernden Selbstfindungsprozess klären Amateurrat und Vorstand kritisch ihre Rolle und Aufgabe bei der Lösung der Zukunftsfragen des Amateurfunks. Aus dem Bericht des Vorstands an die Versammlung: „Allgemein schätzen wir die Situation des Amateurfunks in Deutschland so ein: Er hat viel von seinem früheren technischen Nimbus in der Bevölkerung verloren. Die kreative Eigenleistung der Funkamateure wird in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen ... Diese Veränderung hat Konsequenzen, von denen die wichtigste wohl ist, dass unsere Attraktivität für den jugendlichen Nachwuchs zurückgegangen ist. Aber auch und gerade jetzt in der politischen Auseinandersetzung über die Position des Amateurfunks in einer total veränderten Kommunikationswelt erweist sich das als Manko, das wir mit steigendem Aufwand an Öffentlichkeitsarbeit zu kompensieren versuchen müssen. ... Unter den veränderten und verschärften heutigen Arbeitsanforderungen werden nun einige Schwächen der gewachsenen Organisation deutlicher als noch vor ein paar Jahren. ... Der Vorstand spricht die Hoffnung aus, dass die nun angestoßene Diskussion ... die Arbeit der organisatorischen Institutionen Mitgliederversammlung, Vorstand und Amateurrat von gelegentlichen Missverständnissen und daraus entstehenden Konflikten befreit.“ [9]
So wie vor Jahren der PC auch die Funkbude erobert hatte, kommt nun endgültig der Durchbruch für das Internet. Es ist seit 1990 von weltweit 200.00 auf zweieinhalb Millionen Anwendern gewachsen, nicht zuletzt dank des seit August 1991 zur Nutzung frei gegebenen World Wide Webs (WWW). Allmählich, wie stets zunächst mit einer allgemeinen Einführung, erobern sich auch die Funkamateure das Internet. Den „Gummiwurst“-Freunden macht im Alltag eine neue Errungenschaft Konkurrenz: das Mobiltelefon, kurz: Handy. Und der DARC entschließt sich, zehn Jahre nach Einführung von Packet Radio, zur Einrichtung einer eigenen Mailbox in Baunatal und eröffnet zu Jahresende seine www-Seite.
Vom 29. September bis 6. Oktober findet in Tel-Aviv, Israel, die Konferenz der IARU-Region I statt – zum ersten Mal außerhalb Europas. Alle drei Jahre trifft man sich nicht nur zur sachlichen Diskussion sondern auch zum internen Lobbying, denn jedes Land hat nur eine Stimme, unabhängig von der Verbandsgröße. In dieser Situation wissen die „Zwerge“ ihre Bedeutung zu nutzen – nicht immer zum Vorteil des Amateurfunks. So waren sie etwa 1993 in de Haan für das 12,5-kHz-Raster im VHF/UHF-FM-Kanalbetrieb gewonnen worden; ein kontraproduktiver Beschluss, der nun erst revidiert werden kann. Schon steht die nächste Hürde an: Die Verabschiedung eines neuen Bandplanes für 144...145 MHz. Und ein nur vorläufig geregeltes Problem ist die Frage, ob Packet Radio und Internet mit Amateurfunk verkoppelt werden dürfe. Mit Hans H. Ehlers, DF5UG, wird nach 15 Jahren wieder ein deutscher Funkamateur ins Executive Committee gewählt.
Bei der Herbstversammlung des Amateurrats in Hannover treten im Oktober der Justitiar und die nun doch in der Geschäftsstelle angestellte Juristin Christina Vollmer Seite an Seite auf – und bei der mit einem Grundsatzbeschluss endenden Diskussion des Entwurfs zum AfuG 97 bekommen sie ausreichend zu tun. Ganz nebenbei wird beschlossen, den SWL-Wettbewerb und die SWL-Clubmeisterschaft nicht mehr auszutragen, eine symptomatische Entscheidung als Konsequenz der internen Entwicklung.[10]


<< zurück | < zur Übersicht



QSL Collection - Dokumentationsarchiv Funk

Martin Thaller IT Dienstleistungen

Sponsor CMS

Martin Thaller IT Dienstleistungen