Amateurfunk in Deutschland


(32) Der DARC 1961-1963 – Die Dinge nehmen ihren Lauf…

(32) Der DARC 1961-1963 – Die Dinge nehmen ihren Lauf…zoomMühe und Selbstbau wurden umso mehr gescheut, wie die Industrie, speziell die amerikanische, immer preiswertere Anlagen offerierte. Der wirtschaftliche Fortschritt verbreiterte den Wohlstand des einzelnen, und … einher mit dieser Tendenz geht der immer stärkere Wunsch, den Amateurfunk bevorzugt zur Kontaktpflege mit anderen Menschen … zu benutzen. … Die Liebhaber spezieller Sportarten verhalten sich unterschiedlich. … So wird ein CW-Mann immer noch am vorteilhaftesten seinen Sender selbst bauen. … Der Einseitenband-Betrieb … bei absolutem Gleichwellenbetrieb ermöglicht eindrucksvollen Gegensprechverkehr, … dessen Reiz sogar hartgesottene … Telegrafisten sehr beeindrucken.“ [1] Nimmt man dazu den Vormarsch der UKW-Technik und der Transistor-Schaltungen, sind die Wegmarken klar gesetzt.
Drei Jahre später beklagt Herbert Picolin, DL3NE, in einem Aufruf zu mehr Toleranz die Entwicklung so: „Der Amateurfunk ist in den letzten Jahren eine der vielseitigsten Sportarten geworden. Die schnelle Entwicklung der Technik auf unserem Sektor führte mehr und mehr zu einer Spezialisierung und dem Drang, auf einem bestimmten Arbeitsgebiet einen gewissen Perfektionismus zu erreichen. Auf den ersten Blick erscheint diese Entwicklung als Fortschritt … Aber liegt nicht gerade hier eine große Gefahr für unsere Gemeinschaft? Einst hatten Funkamateure Freundschaft und Toleranz auf ihre Fahnen geschrieben, und gemeinsame Interessen halfen ihnen, sich aller Widerstände zum Trotz über Jahrzehnte hinaus zu behaupten. Wenn wir ehrlich gegen uns selbst sind, müssen wir eingestehen, dass die heutige Wirklichkeit anders aussieht. Der DXer sieht in seiner Arbeit den eigentlichen Sinn einer Betätigung als Funkamateur. Den 80-m-‚rag chewer’ befriedigt die Unterhaltung über alle möglichen Probleme, und er spart nicht mit Verachtung über die fanatisch Begeisterten, die tagelang auf der Lauer nach einem ‚seltenen Vogel’ liegen. Für den UKW-Freund sind die Kurzwellenbereiche nur ‚Gleichstrombänder’, und der SSB-OM spricht von der AM herablassend als von der ‚altertümlichen Modulation’. Der Telegrafist hält seinen Freund mit dem Mikrofon für einen Schwätzer und dieser wieder das Arbeiten mit der Taste für technisch überholt.“ [2]
Unverblümt spricht Ulrich Gradmann, DL9PL, der Distriktsvorsitzende von Bayern-Süd, einen Missstand an, der immer häufiger im Leitartikel, in den Kolumnen und den Leserbriefen beklagt wird: die Verrohung der Sitten. Vor allem auf dem 80-m-Band begegne man den „größten Rüpeleien verschiedenster Ausdrucksform über inhaltsloses Geschwätz bis zum unmotivierten und unverständlichen Lallen scheinbar Geisterkranker und öden Wortwiederholungen.“ [3]
Diese Zitate beschreiben nicht nur die technische Entwicklung, sie belegen auch den Wertewandel des Verbandes und im Amateurwesen insgesamt: Der DARC ist nicht mehr die unbefragte Fortschreibung des DASD, sondern eine eigenständige Organisation, die zwar noch immer bloß einen Nischenplatz in der Gesellschaft einnimmt, aber doch bereits eine Größe erreicht hat, die stolzes Selbstbewusstsein gestattet. Die Pioniere sterben allmählich weg, aus der verschworenen Kämpfergruppe junger technischer Fanatiker werden allmählich alte Herren, die mehr oder weniger bereit sind, mit der Zeit zu gehen (und dies im doppelten Wortsinn). Und mit steigender Mitgliederzahl und stets neuen Aufgaben wird der DARC immer unübersehbarer zu einer logistischen Unternehmung, in der „manche … als Tatsache zu sehen glauben, dass … die ‚Vereinsmeierei“ überwiege.“ [4]


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