Von "Österreich auf Kurzwelle" zu "Radio Österreich International"


1945/1953 - 1968: Die Ära der Provisorien

Wien-Funkhaus, Wien-Bisamberg, Kronstorf, Fleckendorf, Bad Deutsch Altenburg

Nach dem Abzug der Alliierten 1955 begnügte man sich zunächst mit der Ausstrahlung der beiden landesweiten Radioprogramme über die 5 Sender am Bisamberg. Es handelte sich dabei um 2 Sender mit je 200 Watt, 2 Sender mit je 300 Watt und einen Sender mit 30 Watt Leistung. Dazu kam noch ein 400 Watt-Sender in Aldrans bei Innsbruck, der das Regionalprogramm aus Innsbruck auf 6000 kHz ausstrahlte. Die KW-Sender am Bisamberg kamen auf verschiedenen Frequenzen zum Einsatz, wobei schon damals 6155 kHz die "Hausfrequenz" des österreichischen Kurzwellenrundfunks war.
Bis zum Bau einer leistungsfähigen Kurzwellensendeanlage behalf man sich mit Provisorien, wobei Sender an folgenden weiteren Standorten zum Einsatz kamen:
- Ab 1954 ein 4 kW starker Sender am Gelände der MW-Sendeanlage in Kronstorf in Oberösterreich
- Ab 1956 ein 20 kW-Sender der Post- und Telegraphenverwaltung auf deren Anlage in Fleckendorf bei Linz
- Ab 1962 ein Kurzwellensender (Sendeleistung 10 bzw. 30 kW) der Radio Austria AG auf deren Anlage in Bad Deutsch-Altenburg östlich von Wien

Kronstorf, Oberösterreich. 1952 errichtete die US-Besatzungsmacht in Oberösterreich direkt an der Grenze zur sowjetischen Besatzungszone eine Mittelwellen-Großsendeanlage, die in den Folgejahren eine turbulente Geschichte hatte.
Ende 1954 konnte auf dem Gelände der MW-Sendeanlage in Kronstorf in Oberösterreich auch ein 4 kW-Sender aufgestellt und dazu eine provisorische Antennenanlage aufgebaut werden. Der Sender wurde schon 1947 bestellt und 1949 ausgeliefert, konnte aber wegen der politischen Gegebenheiten bis 1954 nicht genutzt werden.
Am 15. Februar 1955 begann man auch zögerlich mit der Ausstrahlung von Fremdsprachenprogrammen. Für diese als "Sonderprogramm" bezeichneten Sendungen wurde vorerst neben der 4 kW-Anlage in Kronstorf auch ein 200 Watt-Sender am Bisamberg eingesetzt. Ende 1957 wurde das "Sonderprogramm" z.B. täglich über 4 Stunden ausgestrahlt. Die Sendungen ab Kronstorf erfolgten bis 1967, als in der Kurzwellenstation in Moosbrunn genügend Kapazität vorhanden war.

Fleckendorf, Oberösterreich In Fleckendorf in der Nähe von Ansfelden und wenige Kilometer südlich von Linz begann die Österreichische Post- und Telegraphenverwaltung 1954 mit dem Bau einer Sendeanlage sowohl für UKW-Richtfunk als auch für den Übersee-Radiotelephoniedienst über Kurzwelle. Die Inbetriebnahme des Sendegebäudes mit dem ersten 30 kW-Kurzwellensender, der in Richtung Nordamerika eingesetzt wurde, erfolgte am 16. Oktober 1954. Der zweite 30 kW-Kurzwellensender begann Ende 1955 den Probebetrieb mit Gegenstationen in vier Ländern Südamerikas.Die zugehörige Empfangsstation war in Kalling bei Taufkirchen/Pram (östlich Schärding). Hier wollte bereits vor 1945 die Reichspost eine Kurzwellen-Empfangsstation einrichten. Die Österreichische Post- und Telegraphenverwaltung verfolgte die Pläne nach dem Krieg weiter und erhielt 1949 von den US-Besatzungsbehörden die Erlaubnis dazu. Der Betrieb erfolgte über 4 Rhombusantennen und 4 Empfangsplätzen, die mittels Standleitung mit dem Zentralpostamt in Linz, wo die Gesprächsvermittlung erfolgte, verbunden waren. Die damals hochmodernen Empfangsgeräte wurden in einer Geheimaktion aus Wien durch die sowjetische Besatzungszone transportiert. Nach 1956 liefen dann über Fleckendorf/Kalling auch die Ferngespräche des kommunistischen Ungarns mit westlichen Staaten , da Ungarn über keine eigene Überseefunkstation verfügte. In Fleckendorf entstand auch ein 110 m (mit späteren Aufbauten 125 m) hoher und 160 Tonnen schwerer Richtfunkmast, der nach nur 3,5 Monaten Bauzeit am 13. Dezember 1955 eröffnet wurde, und der auch heute noch von der Anlage zeugt. 1956 begann auch der Österreichische Rundfunk, einen Sender in Fleckendorf für einige Stunden pro Tag zu nutzen. Die Auslandssendungen ab Fleckendorf liefen bis 1968.
Am 22. September 1978 wurde knapp einen Kilometer nordwestlich der Anlage in Fleckendorf der 93 m hohe Fernmeldeturm Ansfelden eröffnet. Damit erfolgte die Auflassung der Richtfunkstelle in Fleckendorf. Die Kurzwellensender waren auch entbehrlich geworden, sodass die gesamte Anlage dem Österreichischen Bundesheer zur Nutzung übergeben wurde. 1996 erfolgte die Schließung der Anlage und 1997 der Verkauf der Liegenschaft um 4,5 Millionen Schilling. Das Gelände wurde großteils rekultiviert. Der Richtfunkmast und ein Teil der Gebäude werden heute von Mobilfunkbetreibern genutzt.



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