Pater Roberto Landell do Moura


Genie oder Phantast?

Genie oder Phantast?zoomJedes Land hat seine Funkpioniere, die wahren und die verkannten, jene, die bis heute zu den Bahnbrechern gehören, und andere, deren Verdienste tatsächlich oder zumindest nach Ansicht ihrer Landsleute zu Unrecht unterschätzt werden. Was für Italien Marconi ist, für Russland Popow, für die USA Fessenden, für Österreich Nussbaumer, für Kroatien Tesla, ist für Brasilien – nicht zuletzt dank intensivster Agitation – Landell. Allerdings unterscheidet sich das Bild, das sich die Nachwelt von ihm macht, in einem wesentlichen Punkt von dem seiner „Konkurrenten“: heftige Legendenbildung überdeckt die dürftige Faktenlage. Kein Wunder also, dass die Urteile extrem unterschiedlich ausfallen. Seine Anhänger feiern Landell als begnadeten Vorkämpfer und Prophet mit tragischem Erfinderschicksal, seine Gegner disqualifizieren ihn als technischen Dilettanten, als realitätsfernen Spinner. Ein objektives Urteil zu fällen, fällt bei solch hoch emotionalisierter Diskussion schwer – selbst dann, wenn man sich strikt auf die Faktenlage beschränkt. Die brasilianische Amateurfunkorganisation LABRE kooperiert eng mit dem Dokumentationsarchiv Funk und half bei der Recherche; allerdings wird schon der geringste Zweifel als Attacke gegen ein Nationalheiligtum angesehen; dies alles ist bei der Lektüre dieses Beitrags zu berücksichtigen.



Ein Leben für die Kirche und die Wissenschaft

Ein Leben für die Kirche und die Wissenschaft zoomGeboren wurde Roberto Landell am 21. Januar 1861 als viertes von vierzehn Kindern einer Familie englischer Abstammung in Porto Alegre, wo er nach der Grundschule ein humanistisches Kolleg belegte. Nach kurzem Aufenthalt in Rio de Janeiro wurden er und sein Bruder Guilherme nach Rom geschickt. Im März 1878 immatrikulierte er sich am Kolleg Pio Americano für Kanonisches Recht und besuchte zudem an der Gregorianischen Universität Kurse für Physik und Chemie. Am 28. Oktober 1866 wurde er zum Priester geweiht.

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Vom „Tellegostom“ zum „Teatrofonico“

Vom „Tellegostom“ zum „Teatrofonico“zoomAm 3. Juni 1900 führte Landell in Gegenwart des britischen Konsuls und anderer Persönlichkeiten fünf seiner Geräte vor, die im wesentlichen auf einem gemeinsamen Grundprinzip beruhen und nur je nach Zweckbestimmung unterschiedlich bezeichnet wurden: Das „Teleauxiofon“ (und dessen Entwicklung zum „Teatrofon“) könnte man am ehesten mit Telefonen vergleichen, deren Mikrofon mit der Filterwirkung des „Edifons“ eine bessere Sprachqualität aufwiesen. Das „Caleofon“ funktionierte wie eine Klingelleitung, nur dass statt des Klingeltons ein artikuliertes Signal übermittelt wurde. Das „Teletiton“ ersetzte die in der Telegrafie üblichen Morsezeichen durch spezielle phonetische Signale, und das „Anematofon“ sollte generell die drahtlose Übertragung von Signalen aller Art ermöglichen, sei es Sprache oder Musik. (Den freien Empfang dieser mit einem Radio vergleichbaren Entwicklung ermöglichte später das „Teatrofonico“, ein Lautsprecher.) Sender und Empfänger sind baugleich – was beim Sender zum senden dient, dient beim Empfänger zum Empfang.

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Telúrio etéra – die Erdätherik

Schon in seiner Studentenzeit und dann immer intensiver, zuletzt mit geradezu manischer Besessenheit, beschäftigte sich Landell mit Phänomenen und Überlegungen, die mit wissenschaftlicher Exaktheit nicht belegbar waren, obwohl er seine Theorien mit mathematischer Präzision zu untermauern versuchte und auch seine Geräte vor allem als physikalische Beweismittel ansah. Seine ersten Lehrsätze waren: „Jede Schwingung, die sich derzeit nur durch einen Leiter übertragen ließ, werde in Zukunft durch einen Lichtstrahl übertragbar sein. Sie dehne sich in den umgekehrten Verhältnissen zu den Hindernissen aus, die sich ihrer Ausbreitung entgegen stellen.“
Mit 39 Jahren meinte er, neue Gesetze entdeckt zu haben, die als „Einheit der physikalischen Kräfte“ einen großen Schritt zur Lösung der Welträtsel darstellten: Im menschlichen Körper befinde sich eine Ursubstanz R, die ihn mit einer mehr oder weniger sichtbaren gasförmigen Aura umgebe, einem Lichthof farbig leuchtender Energie, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sei, auf fotografischen Platten aber fixiert werden könne. Die Harmonie des Universums beruhe auf der Einheit der Kräfte, sowohl für das universale All wie für seine Komponenten, die gegenseitige Aktion und Reaktion aller Körper. Das Element R verwandle sich sowohl in organischen wie in anorganischen Körpern in magnetische, elektrische, wellenförmige und strahlende Energie. Folglich sei die Übermittlung aller nur denkbaren Signale letztlich grenzenlos und ohne Lichtstrahl möglich.
Beschreibung der von Landell vorgeschlagenen Geräte (Englisch) linkext. Link



Verkannt, verspottet, verfemt - und posthum verehrt

Verkannt, verspottet, verfemt - und posthum verehrtzoomEnde 1904 kehrte Landell verarmt und zermürbt nach Brasilien zurück und übte wieder, mehrmals versetzt, das Priesteramt aus. In der Kirchengemeinde Santana in Mogi das Cruzes fiel er auf, weil er auf der Straße in ein kleines Kästchen sprach („mit Marconi“, habe er behauptet), es in der Kirche neben dem Kelch auf dem Altar aufstellte und manchmal die Messe unterbrach, um eine Unterhaltung mit der leisen Stimme zu führen, die aus dem Kästchen dringe. Im Oktober 1906 berichtete er dem Domkapitular, er habe übersinnliche Phänomene beobachtet und in der Folge Exorzismus praktiziert. Daraufhin wurde er abermals versetzt, bis 1914 nach Menino Deus, dann nach Rosário, wo er sich mit Hypnose und Spiritismus beschäftigte und immer häufiger mit der Amtskirche in Konflikte geriet.

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Wo bleibt die objektive Würdigung?

Wo bleibt die objektive Würdigung? zoomDass die "Landellschen Wellen" – wie man zu seiner Zeit die Hertzschen Wellen in Brasilien nannte - als globales Kommunikationsmedium durch die „universellen Estenzität“ abgelöst werden könnten, werden wohl selbst glühende Anhänger der Parapsychologie heute nicht mehr behaupten. Damit wird aber auch die Praxistauglichkeit jener Erfindungen Landells fragwürdig, die ohne landläufiger Sende- und Empfangsanlagen, Antennen inbegriffen, auskommen. Über das Primat Landells als Erbauer funktionstüchtiger drahtgebundener Telefone, Telegrafen und Funktelegrafen mag man – je nach Patriotismus und Realitätsnähe – unterschiedlicher Ansicht sein.

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Der Funkorden Pater Landell

Der Funkorden Pater LandellzoomDie brasilianischen Funkamateure haben den "Ordem de Radioamadores Padre Roberto Landell de Moura" gegründet. Sie geben zwei Diplome für SWL und Funkamateure heraus. In Österreich wird dieses Diplom von Ingo König, OE2IKN, betreut; für Deutschland und die anderen Länder ist Heiko Lügger, DO1DQ (do1dq@darc.de), zuständig.




Diplome

Zum Andenken an den Funkpionier Pater Roberto Landell de Moura werden folgende zwei Diplome herausgegeben: Diplom PRL (Grund/“Einstiegs“-Diplom) und Diplom PRL 100



Download [229.2 KB]PRL - Ausschreibungsbedingungen [PDF , 229.2 KB]
Download [124.23 KB]Info über Diplome Pater Roberto [PDF , 124.23 KB]
Download [148.51 KB]OE - Schlüsselstationen für die „Pater Roberto Landell de Moura - Diplome [PDF , 148.51 KB]


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