Die österreichischen Funkamateure

Die österreichischen FunkamateurezoomIm Januar 1946 bestätigte die österreichische Postverwaltung Otto Kermauner (EAPX, UOPX, UO6CX, D4BXW etc.), dass er seit 1932 lizensiert gewesen sei [Bild 1]. Im Juni 1946 lädt man ihn ein, ein neuen Antrag zu stellen [Bild 2]. Einen Monat später wird der Antrag abgelehnt [Bild 3]. Das Beispiel zeigt, dass es nicht gelang, auf legale Weise zur (Wieder)erlangung einer Lizenz zu kommen. Daraufhin setzte eine illegale Tätigkeit der OEs ein.

Denkschrift: "Die Kurzwellenamateurbewegung"
Kurz vor dem Durchbruch bei den Bemühungen, die Alliierten von der Bedeutung des Amateurfunks zu überzeugen, verfasste der ÖVSV eine Denkschrift unter dem Titel „Die Kurzwellenamateurbewegung und deren besondere Lage in Österreich“. Sie wurde im Juli 1952 zugestellt an den Bundespräsidenten, den Bundeskanzler, den Bundesminister für Verkehr und verstaatlichte Betriebe, den Generaldirektor für die Post- und Telegraphenverwaltung, an die Nationalratsklubs der vier politischen Parteien, an die Zeitungsredaktionen, an die IARU und an die Amateurvereinigungen der vier Besatzungsmächte ARRL, REF, RSGB und SKW.
Hier ein Zitat aus dem nicht namentlich gezeichneten elfseitigen Dokument (Autor war federführend wahrscheinlich Erwin Heitler; verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes war Karl Waniek, Sitz des Dachverbandes war damals noch der Keller in der Strohberggasse 6 im 12. Wiener Gemeindebezirk). Nach einer
Teittypisch recht summarischen Zusammenfassung des Abschnitts zwischen 1938 und 1945 heißt es:
„Das Ende Österreichs im Jahre 1938 brachte auch das vorläufige Ende der österreichischen Amateurkurzwellenbewegung und mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges kam die Amateurtätigkeit vollends zum Erliegen. In den kriegführenden Staaten wurde sie aus naheliegenden Gründen gänzlich unterbunden und auch die Neutralen verfügten weitgehende Einschränkungen.“
Nach 1945 seien Sendelizenzen aber wieder erteilt worden, und die Zahl aller Kurzwellenamateure betrage nun fast eine Viertelmillion. Anders die Situation in Österreich:
„Wir warten nun schon sieben Jahre darauf und es fällt uns schwer, auch nur die primitivste Gerechtigkeit darin zu erblicken, daß man ein Unrecht, das uns im Zuge der Okkupation zugefügt wurde, scheinbar verewigen will.
Wir wandten uns an unsere zuständigen Behörden und fanden williges Gehör und viel Verständnis für die unwürdige Lage des österreichischen Kurzwellenwesens, aber keine Befugnisse, unseren Zustand zu ändern. Für das Verständnis sei an dieser Stelle der wärmste Dank ausgesprochen.
Wir wandten uns an die Alliierten und wurden vertröstet. So wurde uns mit der Zeit klar, daß es nicht formelle Schwierigkeiten waren, die die Ausgabe von Sendelizenzen an uns verzögerten, sondern daß ganz andere Gründe daran schuld sein mußten. Wir versuchten uns in den Gedankengang der einzelnen maßgeblichen Stellen einzufügen und zerbrechen uns den Kopf nach Gründen für die Verweigerung der Lizenz. Wir fanden keine, die sich nicht im Augenblicke widerlegen ließe.
Wir österreichischen Kurzwellenamateure haben uns in Geduld gefaßt, solange wir uns die geringste Begründung für die Vorenthaltung der Sendelizenzen vorstellen konnten. Wir können aber nicht verstehen, warum gerade Österreich, das erste Opfer einer fremden Besatzung, Österreich das völlig unschuldig und gegen seinen Willen in den Krieg gezogen wurde, heute nicht einmal diejenigen Rechte genießen soll, welche den besiegten Staaten schon vor Jahren zuerkannt wurden.“

Und am Ende wird man, in aller Höflichkeit, deutlich:
„Es soll an dieser Stelle nicht verhehlt werden, daß der Mangel an offiziellen Sendegenehmigungen in unserer Heimat eine klare Scheidung zwischen echten Amateuren und solchen Personen, die mit Sendeanlagen Mißbrauch treiben unmöglich macht. ... Das ist mit ein wesentlicher Grund, warum die österreichischen Amateure sich mit solcher Zähigkeit um die offizielle Lizenz bemühen.“ In [Bild 4] sind die Schlussworte wiedergegeben.
Erst 1953 geben die Alliierten allmählich den Widerstand auf. Am 23. April 1954 ergingen die ersten Sendegenehmigugen an Erwin Heitler OE1ER, Emmerich Rath OE4RE, Norbert Piringer OE1NP und Willy Blaschek OE1WB.
Ein langer Leidensweg war damit beendet.



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