Deutsche Amateurfunk-Geschichte, Folgen 60-63


Chronik 1999

Vorläufiger Abschluss der chronologischen Darstellung

Chronik 1999zoomAuf Anregung des DARC treffen sich im Februar die Vertreter mehrerer IARU-Verbände und suchen eine gemeinsame Linie im Auftreten gegen neue Bedrohungen mit damals noch kaum bekannten Bezeichnungen wie PLC, ADSL und xDSL. Man will nicht hinnehmen, dass die Europäische Union über die Köpfe der Funkamateure technische Parameter beschließt, will aber auch den vorpreschenden Firmen – wie der RWE AG Essen – kritisch Paroli bieten.[9]
Die Hauptversammlung der Mitgliederversammlung des DARC tagt am Wochenende 08./09. Mai in Dresden. Mit Mehrheit wird der bisherige DARC-Vorstand bestätigt. Karl Erhard Vögele, DK9HU, kann sich in der Wahl beim Amt des Vorsitzenden durchsetzen. Sein Vorsprung gegenüber dem Gegenkandidaten Lutz Kalle, DJ4VF, beträgt acht Stimmen. Bei den Stellvertretern erreicht Jochen Hindrichs, DL9KCX, mit nur einer Stimme weniger als den insgesamt abgegebenen das deutlichste Ergebnis; Dr. Walter Schlink, DL3OAP, hat vor dem Mitbewerber Ulfried Ueberschar, DJ6AN, einen Vorsprung von 15 Stimmen. Auch beim Sprecher des Amateurrats und seinem Stellvertreter gibt es keine Veränderungen. Alfred Reichel, DF1QM, und Günter König, DJ8CY, werden beide mit großer Mehrheit in ihre dritte Amtsperiode gewählt. Weitere Kandidaten für diese Ämter gibt es nicht.[10]
Wie eine unendliche Geschichte lesen sich die Protokolle der „erfolgreichen Gespräche“ des Vorstands und des RTA mit der Regulierungsbehörde. Beispiel: Am 5. August spricht man mit Klaus Link, dem Amateurfunkverantwortlichen der Regulierungsbehörde in Mainz. 50-MHz-Sondergenehmigungen? „Nach Veröffentlichung des Frequenznutzungsplanes können Einzelheiten des Frequenzbereiches erneut diskutiert werden.“ Koordination von automatischen Funkstellen (Baken)? „Eine Reihe von verschiedenen Rechts- und Organisationsfragen bedürfen einer weiteren Erörterung.“ Rufzeichen mit einstelligem Suffix, wie versprochen? Dazu muss erst „ein Verfahren gefunden werden.“[11] Die Beamten und Politiker sind keineswegs dem Amateurfunk übel gesonnen – sie orientieren sich bloß an dessen Bedeutung im zunehmend kommerzialisierten Konkurrenzkampf. Und dennoch gibt es immer wieder Erfolge – so werden ab Januar 2000 bis zu zweitausend neue 50-MHz-Lizenzen verfügbar gemacht.
International von Bedeutung ist die IARU Region I-Konferenz vom 19.-24. September in Lillehammer. Die EUROCOM, die Arbeitsgruppe zur Vertretung der Interessen der Funkamateure gegenüber der europäischen Kommission und dem europäischen Parlament, gibt deutliche Lebenszeichen; der Finanzplan der IARU wird neu geregelt – und endlich werden auch einige deutsche Delegierte in Spitzenpositionen gewählt: Rainer Flößer, DL5NBZ, ist neuer Vorsitzender der ARDF-Arbeitsgruppe; Karl Erhard Vögele, DK9HU, wird Mitglied des Exekutivkomitees; Hans Berg, DJ6TI, kommt ins Finanzkomitee.[12]
Die Herbstversammlung des Amateurrats tagt am 30. und 31. Oktober in Berlin. Dreh- und Angelpunkt ist die Abstimmung über den Haushaltsvoranschlag für das Jahr 2000, denn der Haushaltsausschuss und der Vorstand hatten sich im Vorfeld nicht auf ein Zahlenwerk einigen können. Der Amateurrat lehnt es ab, als Schiedsrichter zu wirken und gibt nur einen Teil des Haushaltes für ein halbes Jahr frei, und zwar in der Fassung, wie sie der Haushaltsausschuss vorgelegt hatte. Dazu gehört die Auflage, dass im Mai 2000 Vorstand und Haushaltsausschuss einen gemeinsamen Haushaltsvoranschlag vorzulegen haben.[13]

Das Jahrhundert geht zu Ende, ein neues Jahrtausend bricht an

Das letzte Wort vor dem vorläufigen Abschluss der Chronik gebührt dem damaligen Vorsitzenden des DARC, Karl Erhard Vögele, DK9HU, in seiner Neujahresbotschaft an der Schwelle eines neuen Jahrtausends:
„Wir nehmen alle die technischen Verbesserungen und Neuerungen in unserer modernen Welt wie selbstverständlich hin und vergessen dabei, dass wir uns auch Nachteile einhandeln. Die treffen uns Funkamateure durch die ständig wachsende Elektronisierung immer stärker. Können wir dagegen etwas tun? ... 80.000 Funkamateure in Deutschland können nicht aufhalten, was in Europa und weltweit insbesondere an elektronischen Produkten für Milliardenmärkte von der Industrie entwickelt und angeboten wird. ... Und 80.000 Funkamateure in Deutschland können die Auswirkungen aller dieser Veränderungen auf die Gesellschaftsstrukturen, auf Recht und Verwaltung nicht stoppen. Sie können aber über ihre Verbände mit Lobbyarbeit in Berlin und Brüssel politisch durchsetzbare Lösungen puschen, um den Amateurfunk vor vermeidbaren Einschränkungen zu bewahren. ... Heute haben wir andere Probleme als früher, und bald werden es wieder andere sein als heute. So passen unsere Strategien von gestern nicht mehr. Nur eines wird bleiben: Es hilft nicht, die Probleme zu bejammern. An Lösungen arbeiten führt weiter und sonst nichts. Das kann nur eine starke Gemeinschaft.“[14]



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