Deutsche Amateurfunk-Geschichte, Folgen 60-63


(61) Chronik 1998

(61) Chronik 1998zoomDie heiß diskutierte Störfallregelung – Stichwort: EMVG – ist zur Gänze aus der Verordnung herausgenommen worden, ein stolzer Sieg für die zähen Verhandlungspartner im DARC. Dennoch ist die Verpflichtung, die Berechnungsunterlagen und Messprotokolle der Station vorzulegen, nicht vom Tisch.[2] Für diese „Selbsterklärung“ statt einer teuren Standortbescheinigung ist eine Frist von zwei Jahren vorgesehen; die Lunte glimmt also weiter.
Der DARC gründet ein Referat für Öffentlichkeitsarbeit und schreibt die ehrenamtliche Besetzung für die fünf Sachgebiete aus. Die Newcomer-Seite in der CQ DL wird eingestellt.
Am 21. und 22. Februar treffen sich in Wien die Mitglieder des HF-Komitees und des VHF/UH/Mikrowellen-Komitees der IARU Region I. Schwerpunkt sind die Bakensysteme und –frequenzen in allen Bandbereichen.
Irgendwo in der Welt muss sich eine neue Relaisstation befinden, zusammengestellt aus der Beute zweier Diebstähle. Erst wurde gezielt die Anlage von DH0BT gestohlen, dann die Antenne von DB0QL. In beiden Fällen waren Fachleute am Werk.
Das Amateurfunkzentrum ist zu klein geworden, die Nachbarimmobilie stand zum Erwerb frei. Im März und April ziehen die Geschäftsführung und der Verlag, der vorübergehend nach Gudensberg ausgewichen war, um und ein.
Für eine kleine Sensation sorgt der Kachina 505DSP, der erste Amateurfunk-Transceiver, der voll auf die PC-Welt setzt, also mit digitalisierten Baugruppen arbeitet. Betriebssystem ist Windows. Heute wissen wir, dass ein ganzes Jahrzehnt später Voll-DSP im Computerlook noch immer Nischenprodukt geblieben ist.
Der Amateurrat trifft sich seit Jahren nicht nur zur Hauptversammlung im Frühjahr – diesmal am 16. und 17. Mai in Staffelstein – und zur Herbstversammlung – diesmal am 31. Oktober und 1. November in Hannover – sondern auch zwischendurch informell – diesmal am 21. und 22. März in Kassel – und mit ernüchterndem Ergebnis: Der als überaus wichtig eingestufte Arbeitskreis zur DARC-Zukunft hat auch nach zwei Jahren und zwölf Monate nach einer aufwendigen Mitgliederumfrage noch nichts Konkretes anzubieten. Peter Raichle, DJ6XV, beklagt die „dünn gewordene Personaldecke im Ehrenamt“[3] und tritt von der Funktion zurück. Mit der Frage, ob der DARC eine Zukunft habe, beschäftigt sich auch Jochen Hindrichs, DL9KCX, der Stellvertretende Vorsitzende, und seine Analyse hat bis heute nicht an Aktualität verloren: „Wenn man sich die kommunikationstechnische Entwicklung in diesem Jahrhundert anschaut, wird man feststellen, können, dass etwa bis zu den 60er Jahren dem Amateurfunkdienst auf wesentlichen Gebieten eine Pionierrolle zugekommen war. Dies hat sich in den letzten beiden Jahrzehnten dramatisch verändert: Aus den Machern sind User geworden. ... Seit einigen Jahren [tritt bei uns] immer stärker ein Eintrittsproblem hervor, d.h. unseren Ortsverbänden gelingt es zunehmend weniger, neue Mitglieder zu gewinnen. Eine weitere Folge ist die Überalterung und die Ausdünnung der Ortsverbände. ... Folge: Viele Aktivitäten werden reduziert. Die spiralige Wirkung ist nicht zu verkennen: Es wird zunehmend unattraktiv, häufig über zig Kilometer zum OV-Abend zu kommen.“[4] Noch knüpft sich an diesen Befund die Hoffnung an, mit der neuen Einsteigerklasse und dem Ausbildungsfunkverkehr den Trend stoppen zu können.
Eine neue Betriebsart gewinnt immer mehr Freunde: PSK31 – ein weiterer Meilenstein im digitalen Neuland.
Der Bundesrepublik ist international nun auch der Rufzeichenblock DM zugewiesen. Viele Hobbyfreunde aus der ehemaligen DDR nützen die ab November eingeräumte Möglichkeit, ihr altes Rufzeichen wiederzuerlangen. Klubrufzeichen sind ausgenommen. Ab 1999 werden DM-Rufzeichen auf Antrag nur noch für die Klasse 2 erteilt.
Am 13. Mai erscheint der Prüfungsfragenkatalog für die Einsteigerklasse 3, erstellt im Multiple-Choice-Verfahren vom Referat 317 der RegTP – ohne Mitarbeit des DARC, dessen Vorstand auch prompt erklärt, es handele sich um eine „für die Durchführung von Prüfungen ungeeignete allenfalls vorläufige Fragensammlung.“ Wolfgang Manz, DJ3EO, seit 1990 Referent für Ausbildung: „In der Amateurfunkverordnung heißt es: ... Für die Zeugnisklasse 3 wird mit einem gesonderten Fragebogen nur das Grundwissen geprobt. Im Fragenkatalog wird aber vor allem im Teil Technische Kenntnisse erheblich mehr vorausgesetzt. Viele Kritiker des Katalogs sagen daher klar, dass mit diesen Anforderungen keine Einsteiger zu gewinnen sein werden. Faktisch wird damit der Wille des Gesetzgebers unterlaufen!“[5] Der RTA und die Arbeitsgruppe Amateurfunk der RegTP führen im Juni intensive Gespräche zu diesem Thema, mit dem bescheidenen Ergebnis, dass bei der Endfassung der DARC besser eingebunden werde. Diese ist für Sommer 1999 vorgesehen. Druck macht man auch im Bundeswirtschaftsministerium, um die leidigen Fragen in Zusammenhang mit den Störfallregelungen zu den Herzschrittmacher-Grenzwerten etc. zu klären. Da hatte es in letzter Zeit zu viele Andeutungen und Drohungen von den Behörden gegeben. Man stößt „auf Verständnis“ – im Klartext: Das Ergebnis ist wieder einmal gleich Null.
Dann geht es aber doch weiter: Mit Fax vom 4. Juni teilt die Regulierungsbehörde mit: "Alle 29 Außenstellen mit Amateurfunkverwaltung der RegTP sind ab Montag, den 08.06.98 in der Lage, Ausbildungsfunkrufzeichen aus der Reihe DN1AA bis DN8ZZZ zuzuteilen. Die Rufzeichenreihe DN9 steht nur der Außenstelle Mülheim/R. für die Zuteilung an Zulassungsinhaber bei Gaststreitkräften zur Verfügung. Klasseneinteilung: DN1AA - DN3ZZZ für Zulassungsklasse 1 - DN4AA - DN6ZZZ für Zulassungsklasse 2, DN7AA - DN8ZZZ für Zulassungsklasse 3“[6]
Obwohl das Zukunfts-Referat des DARC nun endgültig sanft entschlummert zu sein scheint, geben die Neuerer nicht auf: Unter der Leitung von Hans-Hellmuth Cuno, DL2CH, wird das seit 1993 bestehende Referat Zukunftstechnologien neu aufgestellt und hochrangig besetzt. Und ab 1. Juli gibt es im DARC ein Referat für Öffentlichkeitsarbeit.
Einen Vorstoß auf anderem Gebiet startet Geschäftsführer Heinrich Kamper, DK4EI, mit dem Angebot eines DARC-Direkt-Tarifs für das Festnetz, ein Versuch, das Serviceangebot zu erweitern.
Gegen Jahresende wird die Vergabe von Rufzeichen mit einstelligem Suffix möglich.[7]
Im Dezember senden die Kosmonauten von der MIR erstmals SSTV-Bilder im Robot36-Mode – die Ausrüstung kommt von TASCO und Apple in den USA, die Konfiguration stammt von W9NTP, W8ZCF und W4HTB.



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