Deutsche Amateurfunk-Geschichte, Folgen 60-63


Chronik 1997

Chronik 1997zoomDie wichtigsten Punkte: Das Gesetz ist den internationalen Empfehlungen und Bestimmungen für den Amateurfunkdienst angepasst. Sonderfrequenz-Zuteilungen für wissenschaftliche und technische Experimente sind möglich. Alle bisherigen Unterschiede in den Bestimmungen für die „alten“ und „neuen“ Bundesländer sind beseitigt. Nach bestandener fachlicher Prüfung – ohne Altersbegrenzung - wird von der Regulierungsbehörde ein Amateurfunkzeugnis als Zulassung zum Amateurfunkdienst ausgestellt. (Eine Grundforderung des DARC ist damit erfüllt.) Wer kein Funkamateur ist, kann bereits im Ausbildungsbetrieb unter Aufsicht die Praxis erproben. Auch die Übermittlung von Nachrichten an Dritte ist möglich. Die Einhaltung der funktechnischen Parameter verantwortet der Amateur selbst; er braucht für die einzelnen Geräte kein Zulassungsverfahren. Ähnliches gilt für die EMV-Umweltverträglichkeit. (Auch dies ein Sieg des DARC). Bis zum Erlass der Durchführungsverordnungen gilt freilich das alte Gesetz weiter.
Vom 10. Februar bis 2. März ist bei einer deutsch-russischen Weltraummission Dr. Reinhold Ewald, DL2MIR, als Wissenschaftler „zu Besuch“. Er war schon als Ersatzmann für die MIR92 nominiert gewesen. Nun steht Hans Schlegel, DG1KIH, als Ersatzmann bereit; auch er hat Erfahrung im Orbit als Teilnehmer an der Spacelab-Mission D2.
Im März trifft sich der Amateurrat in Kassel zu einer außerordentlichen Sitzung, die der allgemeinen Diskussion dient. Ausgerechnet die Öffentlichkeitsarbeit des DARC wird in einer nichtöffentlichen Sitzung behandelt. Es liegen keine Anträge vor. Die sehr allgemein gehaltenen Aussagen über „Zukunftsplanung“ bedeuten konkret, dass man in aller Ruhe die Neuwahl des DARC-Vorstands besprechen will. (Die Kandidaten werden einzeln zu kurzen Statements gebeten, ohne anschließende Diskussion.) Die Sitzung wird von einigen Teilnehmern als „reinigendes Gewitter“ bezeichnet, denn in den Distrikten gärt es wieder einmal.[13] Kommentar des Chefredakteurs Harry Radke, DB2HR: „Warum aber letzte Ölung für ein Team, das seine Hausaufgaben gemacht hat? Weil es dabei so manchem auf die Füße trat, weil dieses oder jenes Gerücht stärker war als die Wahrheit, weil Erfolg viele Väter hat?“[14]
Mit der Frage, wie es mit dem Hobby weitergehen soll, beschäftigt sich auch ein AR-Arbeitskreis DARC-Zukunft seit Monaten erfolglos, weil, so dessen neuer Sprecher Harry Timm, DL6HBT, „den bisherigen Arbeitskreisen zwei grundlegende Voraussetzungen fehlten, nämlich eine Vision und ein vom AR verabschiedetes Konzept“. [15] Und dabei bleibt es auch bis auf weiteres. Nicht viel besser ergeht es dem FASC, dem Future of Amateur Radio Service Committe der IARU. Allen Funktionären wird klar, die Zeichen der Zeit sind ja mittlerweile unmissverständlich: es muss etwas geschehen. Aber schon bei den ersten Schritten stößt man an die Grenzen der Möglichkeiten; die Pessimisten unken: Das Ende des Amateurfunks beginne sich abzuzeichnen.
Wachablösung an der Spitze. Die Hauptversammlung im Mai in Freiburg steht im Zeichen der Neuwahl des Vorstands. Wie es zuletzt um die interne Kommunikation stand, verrät etwa der Umstand, dass sowohl der Amtsinhaber Horst Ellgering, DL9MH, als auch sein Stellvertreter Karl Erhard Vögele, DK9HU, ausschließlich um den Vorsitz kandidierten, aber jeder nur ohne den anderen weiter machen würde. Obwohl (oder weil) die Königsmacher den Ablauf so exakt geplant hatten, kommt es zum Eklat. Ellgering: „Eine Weiterführung einer so nachweislich erfolgreichen Regie, unter Beibehaltung der bewährten Vorstands-Kernmannschaft, wären auch für die kommenden zwei Jahre das Nächstliegende. Die Voraussetzungen dafür zu schaffen, war Aufgabe des Amateurrats. Die Voraussetzungen, die er geschaffen oder nicht verhindert hat, sind für mich nicht akzeptabel. Damit stehe ich für eine Kandidatur nicht mehr zur Verfügung.“ Und Kontrahent Vögele: An den Vorgängen, angesichts der Defizite bei der juristischen Beratung für das AfuG eine Volljuristin einzustellen, sei der Vorstand „in seiner inneren Struktur zerbrochen. ... Es gab dramatische Stunden, und nur der Zwang, das gemeinsam Begonnene zu vollenden, war die Ursache dafür, dass ich unter Bedingungen, die für mich nicht mehr zumutbar [waren] weiter gearbeitet habe.“ Sich und die beiden Kandidaten für die Stellvertretung, Jochen Hindrichs, DL9KCX, und Dr. Walter Schlink, DL3OAP, bezeichnet Vögele als Team, das nun gemeinsam die Wahl annehmen werde – und so kommt es denn auch. Der Amateurratssprecher und sein Stellvertreter werden wiedergewählt. In dieser Atmosphäre gestaltet sich auch die Besetzung der Ausschüsse langwierig und mit vielen Personalwechseln und –rochaden.[16] Das neu gewählte Trio richtet unverzüglich mehrere Stabstellen ein.
Bei der Ham Radio wird erstmals – quer über einen Flur – ein QSO im neuen Langwellenbereich 135,7...137,8 kHz geführt.
Die Herbstversammlung des Amateurrats in Kassel diskutiert im Oktober vor allem den 32 Seiten umfassenden Diskussionsentwurf des Vorstands für die Amateurfunkverordnung (AfuV) zum neuen Gesetz und legt sie dem RTA vor, der nun die Aufgabe hat, bei der Gestaltung mitzumischen und am 16. November die endgültige, nun 52 Seiten umfassende, Vorlage beschließt.[17] RTA-Vorsitzender ist mittlerweile Dr. Horst Ellgering, DL9MH, der allerdings nach seinem Ausscheiden als DARC-Vorsitzender nun den Deutschen Amateur-Sende- und Empfangsdienst (DASD) vertritt. RTA-Geschäftsführer ist DARC-GF Bernd W. Häfner, DB4DL. Die Verordnung wird am 14. Januar 1998 verlautbart[18] und im Mai 1998 in ersten Teilen in Kraft gesetzt.
40 Jahre Sonder-DOK. Was im August 1957 mit „S1“ begonnen hatte, erlebt nun eine nicht von allen Interessenten begrüße Inflation - dank der neuen Kurzzeit-Sonder-DOKs, von denen es seit 1993 bereits 709 gibt, allein 194 in den letzten zwölf Monaten.
Ab 1. Januar 1998 übernimmt eine neue Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation im Bundeswirtschaftsministerium die hoheitlichen Aufgaben in diesen Bereichen. Die Auflösung des Bundesamtes für Post und Telekommunikation (BMPT) und des Bundesamtes für Post und Telekommunikation (BAPT) beginnt am 1. Oktober 1997.
Mitgliederentwickung
*1. Juli 1996, davon 5.220 als Familienmitglieder, darunter auch nicht Lizenzierte.
** Lt. DARC-Statistik 1998


1.1. Gesamt Indiv. Kl. A % Kl. B % Kl. C % DARC %
1995 77.189 74.625 3.222 4 38.651 52 32.752 44 55.241 74
1996 78.527 75.254 3.122 4 38.843 52 33.289 44 56.302 *
1997 Keine Angaben veröffentlicht               56.673 **

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