Amateurfunkgeschichte Deutschland - Folgen 46 und 47


Konstanz kontra Friedrichshafen

Konstanz kontra FriedrichshafenzoomHeimlich, still und leise koordiniert die Geschäftsstelle nach der Clubversammlung vom 9. und 10. November 1975 eine Alternative. Mitte Januar 1976 erfolgt die offizielle Mitteilung: „Das internationale Bodenseetreffen des DARC wurde auf einstimmigen Beschluss auf der letzten Clubversammlung von dem bisherigen Veranstaltungsort Konstanz nach Friedrichshafen verlegt. Veranstaltungstage sind der 25.-27.06.1976. Maßgebend für den Beschluss waren die zu engen räumlichen Verhältnisse im Konstanzer Konzilgebäude. Die Gerätemesse, die HAM RADIO 76 wird unter der Leitung der IBO-Messe GmbH in den Friedrichshafener Messehallen abgehalten. Sie besteht aus Ausstellung und Verkauf. Außerdem ist ein Flohmarkt geplant. Das Rahmenprogramm, das unabhängig von der Ausstellung durchgeführt wird, wird der OV Friedrichshafen gestalten. Außer je drei offiziellen Mobilwettbewerden, sowohl auf 80 m als auch auf 2 m und 70 cm, die von den Distrikten Württemberg, Baden und Schwaben ausgerichtet werden, finden mehrere Fuchsjagden statt. Im Mittelpunkt der Wettbewerbe steht sicher die Deutsche Fuchsjagdmeisterschaft. An geselligen Veranstaltungen sind vorgesehen: ein Hamfest, mehrere interessante Ausflüge mit Omnibus und Schiff, ein Kinderfest sowie am Samstagabend ein Feuerwerk. Am Sonntagmorgen erfolgt durch einen Spielmannszug in der Stadt Friedrichshafen ein Wecken. Eine Sonderstation wird den Sonder-DOK BS verteilen. Mehrere Treffen von Arbeits- und Interessengruppen stehen bereits fest und in einer Sonderschau wird das Thema Amateurfunk und Schule demonstriert.“ [4]
Tatsächlich hatte es Vorgespräche gegeben, wie auch das Team um DL1CU weiß: „Die Wahl drängte sich geradezu auf. Sie fiel auf Friedrichshafen, das wegen seiner günstigen Lage, seiner modernen Stadtkonzeption und den dort vorhandenen Ausstellungsräumlichkeiten als recht gute Lösung bezeichnet werden darf. Unser alter Rudi Kühne, der das Bodenseetreffen 14mal ausgerichtet hat, soll dem Vernehmen nach vorläufig und als Berater den neuen Veranstaltern zur Verfügung stehen. Ein nahtloser Übergang ist zu wünschen und wird auch ganz sicher erzielt werden können.“[3]
Diese Prognose bleibt Wunschdenken. Die DARC-Granden grenzen sich unmissverständlich ab: Keine Mitteilung an die bisherigen Veranstalter, kein Schreiben an die Stadt Konstanz. Statt dessen: ein Rundbrief der IBO-GmbH, dem Betreiber der Bodensee-Messe. Jetzt regt sich bei den Übergangenen Protest: „Der Charakter des Bodenseetreffens [würde] in Friedrichshafen restlos verloren gehen. ... Das familiäre Fluidum wäre passé ... Denn es kann bei den Kosten nur von wenigen ganz großen Firmen ausgestellt werden. Vielleicht ist das beabsichtigt, möglich ist es immerhin.“ Und trotzig stellt man fest: „Wichtig ist die Tatsache, dass das traditionelle Bodenseetreffen nach wie vor am alten Platz in Konstanz stattfinden wird. Vielleicht wird es im Jahre 1976 nicht mehr so umfangreich sein, wie früher – es wird aber sein Publikum behalten und in den nachfolgenden Jahren all das ausgleichen, was ihm im ersten Anlauf genommen wurde. Der Deutsche Funkverband und der Verein für die Förderung des Hobby- und Amateurfunks werden sich der Organisation annehmen.“[5]
Die Weichen sind gestellt. Der DARC wird nun in jeder Ausgabe der Zeitschrift, in jedem wöchentlichen Rundspruch mit einer Erfolgsmeldung aufmachen, ebenso wird die QRV heftigste Opposition anmelden und Konstanz als weiterhin idealen Begegnungsort anpreisen.
Es überrascht, dass sich nun ausgerechnet der Kreis um DL1CU über die bisherige Beteiligung des DARC mokiert. So druckt man etwa ein seitenlanges „Interview“ mit Günter Zezsche, DJ7CR, seit Februar neu gewähltem Ortsverbandsvorsitzender in Konstanz, ab. Er hatte beim Treffen im Vorjahr in einem Flugblatt scharf auf vermeintliche Missstände hingewiesen und avanciert nun vom Feind zum Verbündeten. Es gebe, verrät er, „eine sogenannte ‚Institution Bodenseetreffen’. Aber über deren Gründung, Finanzgebaren und Handlungsspielraum finden Sie in den Distriktsunterlagen nichts. Entsprechend fühlte sie sich ‚grundsätzlich und organisatorisch unabhängig’ [6] Das hinderte sie ab nicht daran, im Namen des DARC über 100.000DM zu kassieren, ... sich selbst als DARC e.V. Spendenbescheinigungen fürs Finanzamt ausdrucken zu lassen und auszugeben, ... die beträchtlichen jährlichen Überschüsse weder dem DARC anzumelden noch anzugeben.“[7]
Das sind schwere Vorwürfe, die der DARC nicht auf sich sitzen lässt. Da man einander ja am liebsten per Clubzeitschrift befehdet, folgt in der cqDL ein nicht namentlich gezeichnetes Kommunique zur „Veranstaltung [sic!] Bodenseetreffen“, in dem es heißt: „Wegen der Verlegung des Bodenseetreffens von Konstanz nach Friedrichshafen hält der Geschäftsführende Vorstand es für notwendig, über die Entwicklung dieser Veranstaltung bis zum Jahre 1975 folgende Feststellung zu treffen: Die verschiedenartigen Amateurveranstaltungen in der Bundesrepublik Deutschland und in Berlin (West) werden im allgemeinen von einem Distrikt oder Ortsverband ausgerichtet. Abweichend davon hat sich aus dem Reichenau-Treffen (Initiatoren: HB9AA und DL6GB) das Bodenseetreffen entwickelt. Weil die Teilnehmerzahl für die Reichenau zu groß wurde, hat man 1962/63 die Veranstaltung nach Konstanz verlegt, und die Distrikte Baden und Württemberg übernahmen die Trägerschaft für das Treffen. Durch einen Beschluss der beiden Distrikte wurde die ‚Institution Bodenseetreffen’ geschaffen. In diesem Beschluss heißt es bezüglich der Organisation u.a.: ‚Der Tagungsleiter führt diese Veranstaltung mit ihrer gesamten Abwicklung ... selbständig durch.“[8] Der DARC habe demnach mit der ganzen Sache nichts zu tun. Da aber „von einzelnen OMs der Vorwurf erhoben wurde, dass sich OMs an den Veranstaltungen bereichert hätten und dass niemals ordnungsgemäße Abrechnungen erstellt worden seien“, habe man eine Prüfung durch den Schatzmeister veranlasst. Die Zahlen werden im Detail ausgewiesen, in Ordnung befunden, alle Vorwürfe an wen auch immer zurückgewiesen. (Man beachte, dass in dem Kommunique der Name Felix Körner fehlt! Der schuldet übrigens dem DARC noch immer 20.000DM nach verlorenen Prozessen.)



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