Amateurfunkgeschichte Deutschland, Folgen 64-67


zoomDer Zusammenschluss der beiden deutschen Staaten zieht viele Änderungen nach sich. Das betrifft nicht nur die Anpassung der unterschiedlichen gesetzlichen Gegebenheiten für Funkamateure, die 1997 mit dem neuen Amateurfunkgesetz abgeschlossen werden. Der VFDB muss darüber hinaus die massive Umstellung in der eigenen Behörde verkraften: Die Deutsche Bundespost wird aufgelöst und in die drei neuen Unternehmensbereiche Telekom, Post und Postbank gegliedert. Auch die Hoheitsbehörde mutiert zunächst zum Bundesamt für Post und Telekommunikation (BMPT) und später zur Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP). Das Bundespostministerium (BPM) wird in Ministerium für Post und Telekommunikation umbenannt und Ende 1998 ganz aufgelöst. Die hoheitlichen Aufgaben werden an das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie übertragen. VFDB-Mitglieder, bisher in der Regel Kollegen mit dem selben Arbeitsgeber, finden sich nun plötzlich in verschiedenen Behörden und in Firmen wieder, die ihrerseits neue Strukturen schaffen. Aus den Oberpostdirektionen und Fernmeldeämtern sind Niederlassungen und Bereiche für bestimmte Kundensegmente geworden.Die Folgen für den nunmehrigen „Verband der Funkamateure in Telekom und Post“ sind entmutigend. Es gibt keine Förderverfügung mehr. Klubräume stehen nicht länger kostenlos zur Verfügung, für die Relaisstandort auf den Fernmeldetürmen werden enorme Gebühren gefordert, die von den Bezirken und Ortsverbänden nicht geleistet werden können.
Der Vorstand ist gefordert. Bei der 14. Hauptversammlung, am 13./14. November 1992 in Rothenburg o.d. Tauber, gibt es eine kleine Korrektur: Rainer Ernst, DL1FF, wird Kassenverwalter, Fritz Wiefelspütz, DL6FC, Beisitzer. Die nächste große Umstellung erfolgt erst bei der 16. Hauptversammlung, am 14./15. September 1996 in Bonn-Bad Godesberg – diesmal also schon zur „Halbzeit“ der traditionellen 16 Jahre: 1. Vorsitzender ist nun Günter Schupp, DL6IM; 2. Vorsitzender wird Fritz Wiefelspütz, DL6FC; Jörg von Dosky, DL9YBE, ist Beisitzer; Renate Schupp, DJ8YL, wird Geschäftsführerin.
Dem neuen Vorstand gelingt es, mit der Immobilienverwaltung, der DeTelImmo, einen Rahmenvertrag auszuhandeln, aufgrund dessen die Ortsverbände für die Relais objektbezogene Gestattungsverträge mit vertretbaren Kosten abschließen können. Eine ähnliche Lösung gibt es zunächst für die Klubräume und Klubstationen.

Schwere Zeiten für den VFDB

Für den VFDB brechen schwere Zeiten an. Zwar gibt es 20 Bezirksverbände, aber einige bestehen nur aus einem einzigen Ortsverband mit wenigen Mitgliedern und sind kaum lebensfähig. Die Struktur, an jedem Sitz einer Oberpostdirektionen einen Bezirksverband zu gründen, ergibt keinen Sinn mehr, weil es diese Behörden nicht mehr gibt. Bei Zusammenlegung mehrerer Bezirke besteht aber die Gefahr extrem großer Einzugsbereiche. Nach zwei Jahren der Vorbereitung beschließt die Hauptversammlung in Bonn das Konzept einer gemeinsam ausgearbeiteten Neuaufstellung und hofft, dass durch gesunden Zuwachs keine weitere Zusammenlegung erforderlich wird. Das ist Zweckoptimismus, weil auch der VFDB nicht vom allgemeinen Rückgang im Amateurfunk verschont bleibt: Per 1. Januar 2001 wird der Ortsverband Trier, Z23, aufgelöst.
Auch das Stimmrecht wird neu geregelt: Aus der BV-Mitgliederversammlung, in der jede/r Anwesende/r eine Stimme hat, wird die BV-Versammlung mit nur noch einer Stimme pro OV.
Das größte Problem aber ist die finanzielle Sicherung. Zuvor war der Mitgliedsbeitrag über das Gehaltseinzugsverfahren eingehoben und dem VFDB überwiesen worden. Mit der Auflösung der zentralen Struktur muss nun jedes Mitglied direkt angesprochen werden – und da merken viele erst jetzt, dass sie – oft seit Jahren – zahlende Mitglieder eines Vereins sind, an dem sie längst kein Interesse mehr haben. Der Mitgliederschwund ist enorm. Seit 2000 führt der VFDB einen eigenen „Zentralen Beitragseinzug“.
Mitte Januar 2000 wird dem 1. Vorsitzenden per Brief von der Bundesanstalt PT lapidar mitgeteilt, dass die Mietzahlungen für die Klubräume zum Jahresende eingestellt werden. Dies im 50. Bestandsjahr und ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem die beiden Vorsitzenden und der Geschäftsführer neu gewählt werden müssen und sich verständlicher Weise keine Kandidaten für diese Ämter finden.[3] Am 2. Juni wird im Schloss Kleinheubach das Jubiläum gefeiert, am 3./4. Juni findet die
Hauptversammlung statt. Bei der Versammlung wird es erforderlich, dass „gemäß §10 Abs.5 der Satzung durch Losentscheid ein BVV ermittelt [wird], der das Amt kommissarisch bis zur Wahl eines Nachfolgers wahrnimmt. Das Los fiel auf den BVV von Württemberg, Gerhard Hildebrandt, DH2SBP.“ Er ist der Vorsitzende mit der kürzesten Amtszeit, denn Retter in der Not sind dann doch Clemens Jacob, DL5FC, und Holger Thomsen, DK6BH, die für den 1. und 2. Vorsitzenden kandidieren. Andreas Wißkirchen, DG1KWA, wird Beisitzer, Hans-Jürgen Kempe, DK9OS, Geschäftsführer. Kassenverwalter ist Rainer Ernst, DL1FF.[4]
Bis zur Hauptversammlung am 11./12. 2002 in Breisach am Rhein gibt es heftige Bemühungen, das Schiff wieder in ruhiges Fahrwasser zu bringen. Aus Anlass der 500. Z-Runde am 07. September vertritt DKØDBP im gesamten Monat den Sonder-DOK 500Z; zum Tag der Deutschen Einheit gibt es 02FTZ; auch die VFDB-Diplome werden weiterhin ausgegeben.
Die Hauptversammlung des VFDB findet vom 11.-12.05.2002 in Breisach statt. Abermals müssen neue Vorsitzende gefunden werden. Die Ergebnisse: 1. Vorsitzender Holger Thomsen, DB6KH, 2. Vorsitzender Dr. Fritz Dintelmann, DL8ZBF, Beisitzer, zugleich Schriftführer Klaus Böttcher, DJ3RW. Beim Geschäftsführer und dem Kassenverwalter gibt es keine personellen Wechsel. Klaus Böttcher übernimmt auch die Rundspruchredaktion. Die wichtigsten Beschlüsse: Nur der 1. und der 2. Vorsitzende dürfen kein weiteres Wahlamt bekleiden. Für die anderen Funktionsträger entfällt die bisherige Regelung. Der Zwang zur Beschränkung der Zahl der außerordentlichen Mitglieder in einem OV ist aufgehoben. Neben der goldenen wird in absehbarer Zeit die Verleihung eine silberne VFDB-Ehrennadel möglich sein. Da beim BV Nordost niemand mehr für das Amt des BVV kandidieren will, steht der BV vor der Auflösung[5].
Am 15. Mai 2004 wird bei der Hauptversammlung in Wernsdorf, Sachsen, Norbert Reinhardt, DF1ASG, zum neuen 1. Beisitzer gewählt; 2. Beisitzer und zugleich neuer Geschäftsführer sowie Redakteur der CQ VFZB ist Bernd Neuser, DK1HI.[6] Ihm folgt als Redakteur im Sommer 2005 Hermann Meiss, DC7QN.[7]
Die Hauptversammlung am 27. Mai 2006 in Saerbeck im Münsterland (nun schon traditionell mit Sonder-DOK VHVxx) bringt eine weitere Umbesetzung mit Franz Brieden, DD2DB, als 2. Vorsitzenden und Dr. Fritz Dintelmann, DL8ZBF, als Dritten im Bunde.
Per Jahresende 2006 löst sich der OV Heide, Holstein, Z69, auf.
Holger Thomsen, DB6KH, legt im Januar 2007 aus beruflichen Gründen sein Amt nieder, Dr. Fritz Dintelmann, DL8ZBF, übernimmt kommissarisch, Rainer Ernst, DL1FF, wird kommissarisch Stellvertretender Vorsitzender.[8]
Im September 2007 wird die 600. Z-Runde gefahren und der Sonder-DOK 600Z vergeben. Bei einer durchschnittlichen Beteiligung von 50 Stationen pro Runde bedeutet dies, dass insgesamt mindestens 30.000 Stationen notiert und abgerechnet wurden.[9]
Durch die vielen Änderungen der Nachfolgeorganisationen hat man bei den Behörden wenig Zeit, sich um die Belange der Funkamateure zu kümmern. Das ändert sich schlagartig Anfang 2007, als die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG) als Eigentümer der Fernmeldetürme bei Inventuren feststellt, dass dort teilweise weit mehr Amateurfunkantennen auf den FMT sind als kommerzielle Antennen. Die Bedingungen zur weiteren Mitbenutzung der Türme werden präzisiert und ein sofortiger Rückbau verlangt. Nach gewaltigen Anstrengungen aller Beteiligten kann das auch erreicht werden und trotz mancher Rückschläge sind die genehmigten 120 Standorte der DFMG weiterhin gesichert.

Nachbemerkung

Der VFDB war stets ein verhältnismäßig kleiner Verband, jedenfalls im Vergleich zum DARC. Seine Bedeutung lag aber in der engen Beziehung zwischen den Dienst- und Schaltstellen der Behörde und deren funkenden Mitarbeitern – oft in Personalunion. Davon (der moderne Begriff lautet: von diesem Lobby) profitierten beide Seiten, in erster Linie natürlich die gesamte Gemeinschaft der deutschen Funkamateure. So wäre etwa das Packet Radio-Netzwerk, so wären viele Relais nicht ohne den kooperativ dem DARC angeschlossenen Verband realisiert worden. Auch bei vielen Tagungen, Konferenzen, Gesprächen hinter den Kulissen war und ist der „kurze Draht“ zu den Freunden und deren Expertise extrem hilfreich.
Dass sich diese Chronik des VFDB vorwiegend auf die Aufzählung von Versammlungen und Funktionären beschränkt, ist zum einen darauf zurückzuführen, dass der häufige Wechsel belegt, wie schwierig die Arbeit und das Überleben war, und dass sich doch immer wieder jemand fand, der Verantwortung übernahm. Zum anderen liegt es aber auch daran, dass die häufigen Versuche, ein Mitteilungsblatt zu schaffen, jeweils nach kurzer Zeit scheitern. Die gute und intensive Aktivität in den Bezirken und Ortsverbänden ist daher der Nachwelt nur sporadisch überliefert. Erst 1992 werden die internen Mitteilungsblätter (MB) zu einer ansehnlichen Mitgliederzeitschrift ausgebaut, der CQ VFDB, die zunächst zweimal, später viermal pro Jahr erscheint und nun durch eine elektronische Publikation ersetzt werden soll.
Ein Verband lebt in erster Linie von dem was „an der Basis“ geschieht. Darüber in sich oft wiederholenden Einzelheiten zu berichten, hätte den Rahmen dieser Darstellung gesprengt. Einen ausgezeichneten Einblick über die vielfältigen Aktivitäten im VFDB bietet in allen Details und monatsaktuell dessen lesenswertes elektronisches Archiv bei linkext. Link



<< zurück | < zur Übersicht



QSL Collection - Dokumentationsarchiv Funk

Martin Thaller IT Dienstleistungen

Sponsor CMS

Martin Thaller IT Dienstleistungen