zoomMein Chef, Oberst Johnson, Repräsentant des British Council -, kam eines Morgens 1939, vor Kriegsausbruch, in mein Büro und sagte, er habe das Gerücht gehört, dass König Georg, der sich gerade in London aufhielt, in der griechischen Sendung der BBC sprechen werde. Ich erwiderte, dass ich davon nichts gehört hätte, dem Wahrheitsgehalt des Gerüchts aber nachspüren wolle. Als Johnson mein Büro verließ, war es 11 Uhr vormittags, 9 Uhr in London. Ich telefonierte mit dem General Manager von Cable & Wireless, Herrn Briggs, der ein persönlicher Freund war, und bat ihn, mir eine Verbindung mit London zu ermöglichen; es handele sich um eine dringende Frage an die BBC. Briggs antwortete: „ Teilen Sie Mc Taggert“ (das war der verantwortliche Techniker im Central Cable Office) in meinem Namen mit, dass er Ihnen jede Hilfe zukommen lassen möge.
„Mac“, sagte ich am Telefon, „kann einer Ihrer Leute die BBC im Bush House anrufen (von dort wurden die weltweiten Dienste ausgestrahlt) und fragen, ob eine Sendung mit König Georg von Griechenland geplant ist?“
Sofort stimmte ich einen meiner Empfänger auf die Frequenz der Londoner Telegraphenverbindung ab, die in Hochgeschwindigkeit Morseverkehr sendete. Nach kurzer Zeit unterbrach ein Funker den laufenden Verkehr und gab meine Frage im Klartext mit der Morsetaste durch. Ich wartete gespannt etwa fünf Minuten. Wieder wurde der Verkehr gestoppt, ein einziger Buchstabe wurde per Hand gesendet: R (für roger = empfangen) und der reguläre Verkehr wurde fortgesetzt.. Mein Telefon klingelte; es war Mc Taggert. „Nichts dergleichen, die BBC plant keine Sendung dieser Art.“ Ich dankte.
Meine Station und das Team, zwanzig Männer und fünf Frauen, waren im sechsten Stockwerk des Metochikon Tameion-Gebäudes untergebracht. Als die ELAS auf Athen marschierte, gab es fortwährend, drei oder vier Wochen lang bei Tag und Nacht, Schießereien, Granatbeschuss und Bombardierungen. Die Stellungen der ELAS in den Vororten wurden von leichten Flugzeugen der Royal Air Force, RAF, bombardiert und von Beaufighter-Flugzeugen aus 20 mm-Kanonen beschossen. Dann setzte die ELAS eine 75 mm-Kanone im nördlichen Vorort Acharnon ein und begann uns zurückzuschlagen. Als es einige Treffer in unserem Hauptquartier und in der Umgebung gegeben hatte, wurde ich angewiesen, in eine sicherere Lage im zweiten Stockwerk zu ziehen. Ich verlängerte die Antennenzuleitungen, und der normale Dienst wurde wieder aufgenommen. Eine unserer Aufgaben war, täglich mitzuschreiben, was aus 19 verschiedenen Ländern über die Situation in Griechenland berichtet wurde, und der Presseabteilung eine tägliche Zusammenfassung in Englisch zu liefern.
Im Sommer 1945 hatten wir Interferenzen auf GIN, einer Station des britischen Postdienstes, die auf 10 MHz arbeitete und mit dem Hellschreiber Reuters-Nachrichten für Europa verbreitete. Der Hellschreiber hatte eine Matrix von sieben mal sieben - also 49 - Punkten. So hatte etwa der Buchstabe B sieben vertikale Punkte und der Buchstabe T weitere sechs Punkte oben horizontal. Die Buchstaben waren sehr grob, aber lesbar dargestellt, vorausgesetzt es gab keine Interferenzen oder statische Entladungen. Diese Interferenzen, die unsere Bänder fast unleserlich machten, begannen um drei Uhr nachmittags und verloren sich langsam ungefähr drei Stunden später, sodass unsere Bänder wieder lesbar wurden. Ich beschloss, nach der Quelle der Störungen zu suchen. Alles was ich an Aufnahmegeräten zur Verfügung hatte, waren büroübliche Diktiergeräte mit Wachszylindern. Ich entfernte die drei Gewichte der Geschwindigkeitsregulierung, und der Zylinder drehte sich wie wild. Es gelang mir eine Aufnahme von ca. drei Minuten, und als ich die Aufnahme auf einem anderen Gerät mit normaler Geschwindigkeit abspielte, gab der Zylinder das Geheimnis preis: Es handelte sich um verschlüsselten Hochgeschwindigkeits-Morseverkehr in Fünfergruppen. Ich druckte alles aus, und mir fiel auf, dass einige Gruppen mit dem Buchstaben B begannen. Später fand ich heraus, dass dies ein Kenner jener Stationen war, die Nachrichten der Royal Air Force verbreiteten.
Ich sandte meinen Text nach London, und drei Wochen später hörten die Interferenzen auf. Nach mehr als einem Monat erhielt ich die Erklärung, was passiert war: Der Sender, der das Problem verursacht hatte, stand in Kandy, Ceylon (jetzt Sri Lanka, Anm.d.Ü.) Er arbeitete mit einer Rhombus-Richtantenne nach Kalkutta, Indien. Seine Frequenzablage zu GIN betrug nur 500 Hz. Bei der Frequenzzuteilung hatte man nicht erwartet, dass dies möglicherweise zu Interferenzen beim Reuters Nachrichtendienst in Europa führen könnte. Aber der Sonnenfleckenzyklus 20, der ein guter war, hatte zu einem anderen Ergebnis geführt.
1947 wurde ich zur Britischen Polizeimission Griechenlands versetzt, die von Sir Charles Wickham geleitet wurde. Meine Hauptaufgabe war für Sir Charles und seinem zweiten Kommandierenden, Oberst Prosser, zu übersetzen. Mein Freund Eleftheriou aus dem Ministerium gab mir eine Speziallizenz, und ich war wieder mit meinem Vorkriegsrufzeichen SV1RX auf den Amateurfunkbändern tätig. Als die Polizeimission 1948 geschlossen wurde, ging ich nach England und erhielt das Rufzeichen G3FNJ, das ich seitdem – zum Erscheinen dieses Buches über 41 Jahre - halte.


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